Kommentar Die Kosten der Lebensversicherer müssen runter

Viele Deutsche setzen weiterhin auf Lebensversicherungen für die Altersvorsorge.
Es ist ein Vorwurf, der schon lange auf den Lebensversicherern lastet: Die Kosten vieler Versicherungen sind zu hoch. Während in der öffentlichen Diskussion meist die Abschlussprovisionen im Mittelpunkt stehen, gibt es weitere Kostenblöcke, die die Lebensversicherung für die Kunden teuer machen.
In einer aktuellen Studie hat Hermann Weinmann, Professor in Ludwigshafen, daher die erweiterte Betriebskostenquote der zwölf größten Lebensversicherer in Deutschland untersucht. Sie gibt den Anteil der Kundenbeiträge wieder, der weggeht für den Vertragsabschluss, für die Verwaltung der Verträge und für sonstige betriebswirtschaftliche Aktivitäten.
Sein Fazit lautet: Die Lebensversicherung sei bei den meisten Gesellschaften nicht kostengünstig. Im ungünstigsten Fall gehen für 100 Euro Beitrag 16,30 Euro an Kosten weg. Das ist mehr als im Vorjahr, als die höchste erweiterte Betriebskostenquote noch bei 15,50 Prozent lag.
Zwar ist das eine Momentaufnahme und die Versicherer mögen auch gute Begründungen für hohe Betriebskosten anführen. Dennoch sind die hohen Kosten mancher Versicherer bemerkenswert in einer Zeit, in der Anleger auch ETF-Sparpläne ohne Ordergebühren und mit geringen Verwaltungskosten als günstige Alternative für die Altersvorsorge in Betracht ziehen.
Alle Argumente, die für eine Versicherungslösung sprechen – wie etwa die Möglichkeit, eine lebenslange Rente zu erhalten oder steuerliche Vorteile –, geraten angesichts der hohen Kosten in den Hintergrund.
Große Unterschiede zwischen den Anbietern
Wer als Lebensversicherer in Zukunft bei den Kunden punkten will, muss daran dringend arbeiten. Zu oft, kritisiert Weinmann, sei ein hohes Kostenniveau betoniert und habe über Jahre Bestand. Die Versicherten zahlen nicht nur für teure Vertriebswege, sondern beispielsweise auch für Restrukturierungen der Gesellschaften mit. Die Lebensversicherer müssen sich daher zunehmend fragen, welche Ausgaben wirklich nötig sind.
Positiv ist, dass Verbraucher schon heute die Wahl haben. Denn es bestehen gewaltige Unterschiede zwischen den Lebensversicherern. Unter den größten deutschen Anbietern gibt es auch Unternehmen mit Betriebskosten von 3,90 Euro beziehungsweise von 5,90 Euro pro 100 Euro Beitrag. Ein Versicherer, bei dem ein Vielfaches draufgeht, muss wirklich nicht sein.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.