Kommentar: Ein neuer Büro-Trend wird das Wohnen noch teurer machen


Nach der Coronapandemie muss sich das Büro neu erfinden.
Ein Blick in die jüngsten Zahlen am deutschen Büromarkt zeigt: Auch die Gewerbeimmobilien stehen vor einer Zeitenwende. Laut den Beratern von CBRE ist der Umsatz, den Investoren und Bauherren in den ersten neun Monaten dieses Jahres gemacht haben, 79 Prozent niedriger als in den ersten neun Monaten des Jahres 2022.
Erleben wir nun das Ende des Büros, wie es zumindest alle, die nicht erst während der Pandemie ins Berufsleben eingestiegen sind, kennen? Solche Töne des Abgesangs waren zumindest in den heißen Phasen der Pandemie zu hören, als viele tägliche Verrichtungen mit der heimeligen Vorsilbe „Home“ versehen wurden: Home-Schooling für die Kleinen und Homeoffice für die Großen.
Und auch die Forscher des Ifo-Instituts prognostizieren, dass das Homeoffice gekommen ist, um zu bleiben – auch wenn die Menschen längst wieder rauskönnen, was ja gut ist, denn der Mensch ist ein soziales Wesen.
Doch auch die wiedergewonnene Freiheit kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich das Büro neu erfinden muss. Corona war und ist für viele Entwicklungen ein, wie man pandemie-deutsch sagt, „Booster“. Die Einzelzelle, also das Büro mit Familienfotos auf dem Schreibtisch und eigenkuratierten Postern an den Wänden wird zum Auslaufmodell – schließlich gibt es all das zu Hause im Homeoffice.
Moderne Büros werden Orte der Begegnung sein, die auch Ecken haben, in die man sich zurückziehen kann. Natürlich wird es dort Schreibtische geben, allerdings solche, die am Ende eines Arbeitstags wieder geräumt werden müssen.
Diese Büros werden nicht in der Peripherie liegen oder in seelenlosen Geschäftsvierteln, die tagsüber höchstens zur Mittagszeit belebt sind und die abends, schon bevor die letzte Schreibtischlampe ausgeschaltet wird, Geisterstädten gleichen. Sie werden in den Quartieren liegen, in denen Menschen wohnen und ihre Freizeit verbringen.
Steigender Wettbewerb um Wohnimmobilien


Das wird für mehr Druck auf andere Segmente des Immobilienmarkts sorgen, vor allem auf das der Wohnimmobilien. Um den Wettbewerb um den vorhandenen Platz zu moderieren, sind Politiker und Planer gefragt, aber auch Unternehmen. Ihnen kommt die Aufgabe zu, ihre Büros einerseits zu integrieren, aber andererseits niemanden zu verdrängen. Das kostet, wird aber über kurz oder lang alternativlos sein.
Mit den Babyboomern der Jahrgänge 1958 bis 1965 gehen in den kommenden Jahren Hunderttausende Fachleute in den Ruhestand und müssen größtenteils ersetzt werden. Die Jahrgänge, die sie ersetzen können, sind deutlich kleiner und können sich, eine gute Ausbildung vorausgesetzt, leisten, ihre Arbeitgeber auszusuchen. Diese jungen Menschen wollen kurze Wege ins Büro und ein Büro, das auch Lebensraum ist. Der viel zitierte Kampf um Talente wird auch durch das Büro entschieden – und auch der Kampf ums Geld von Investoren.
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