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  4. Gas-Krise: Europa schadet Millionen Menschen – Putin freut sich

KommentarEuropa löst massive Turbulenzen auf den Energiemärkten aus – und spielt Putin in die Hände

Die EU darf ihre Energieprobleme nicht zulasten unbeteiligter Länder im globalen Süden lösen. Sie vergrößert schon jetzt die Not von Millionen Menschen.Mathias Peer 31.07.2022 - 15:46 Uhr Artikel anhören

In Bangladeschs Hauptstadt Dhaka demonstrieren Menschen gegen die mangelhafte Stromversorgung.

Foto: NurPhoto/Getty Images

Während sich Europa vor Versorgungsengpässen im Winter fürchtet, hat die Energiekrise in anderen Teilen der Welt bereits mit voller Wucht zugeschlagen. In Bangladeschs Hauptstadt Dhaka ist die Stromversorgung derzeit nicht einmal in Krankenhäusern garantiert. Junge Mütter berichten davon, wie sie sich zusammen mit ihren Neugeborenen durch heiße Sommernächte quälen, weil sich nicht einmal die Ventilatoren einschalten lassen.

Dass das Schwellenland in Südasien – ebenso wie etwa auch Pakistan – derzeit einen Stromausfall nach dem anderen erlebt, ist auch eine Folge von Europas gescheiterter Energiepolitik: In ihrem Versuch, sich in Rekordgeschwindigkeit von der gefährlichen Russland-Abhängigkeit zu lösen, löst die EU massive Turbulenzen auf den globalen Energiemärkten aus, die arme Länder mit besonders großer Härte treffen.

Die Tankerflotten, die noch vor Kurzem ihre Flüssiggasladungen vor allem nach Asien brachten, haben sich inzwischen großteils auf den Weg nach Europa gemacht, um dort die Gasengpässe auszugleichen. Im Bieterwettbewerb um die Lieferungen mitzuhalten ist für Staaten wie Bangladesch, dessen Pro-Kopf-Einkommen im Vergleich zu Deutschland um 95 Prozent niedriger ausfällt, inzwischen zu einer aussichtslosen Mission geworden. Die Folge sind lahmgelegte Gaskraftwerke und massive Probleme für Hunderte Millionen Menschen in den betroffenen Staaten.

Gas-Notfallplan geht nicht weit genug

Klar ist, dass Europa nicht die Schuld an der Krise trägt: Die liegt eindeutig bei Russlands Präsident Wladimir Putin, der mit der Verknappung von Gaslieferungen eine massive Verschlechterung der globalen Versorgungslage mutwillig in Kauf nimmt, um damit seine politischen Interessen zu verfolgen. Bereits bei den blockierten Getreideexporten hat der Kremlchef vorgeführt, dass ihn Notlagen im globalen Süden kaum kümmern. Dass der Westen versucht, auch von anderen russischen Energieexporten wie Öl und Kohle loszukommen, ist angesichts der russischen Aggression in der Ukraine allzu verständlich.

Doch Europas Versuch, Alternativen aufzutreiben, darf nicht auf Kosten unbeteiligter Dritter gehen. Es liegt in der Verantwortung der EU, sicherzustellen, dass sie mit der Lösungen für ihre Versorgungsengpässe die Krisen in anderen Ländern nicht weiter verschlimmert. Eine Senkung des Verbrauchs muss daher Priorität haben vor der Umleitung von Ressourcen aus anderen Teilen der Welt – der europäische Gas-Notfallplan ist bei Weitem nicht ambitioniert genug.

Ein rücksichtsvolles Vorgehen ist auch deshalb wichtig, um Putin nicht weiter in die Hände zu spielen. Seine Propaganda – wonach nicht Russland, sondern der Westen und dessen Sanktionen für die aktuelle Krise verantwortlich sind – verfängt in vielen Schwellenländern schon jetzt bei deutlich mehr Menschen, als es Europa lieb sein kann.

Mehr: Europa verlangt nach Flüssiggas – und in Pakistan fällt der Strom aus

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