Kommentar Verkehrsminister Scheuer macht beim Ladenetz für E-Autos mehrere Denkfehler

Der Verkehrsminister sieht Ladesäulen analog zur Tankstelle.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) will mit Milliarden Euro Steuergeldern 10.000 Schnellladepunkten aufbauen, an denen E-Autofahrer garantiert über acht Jahre Strom für 44 Cent pro Kilowattstunde laden können. Dieses sogenannte Deutschlandnetz soll dreimal so groß werden wie das Netz, das bisher größtenteils privatwirtschaftlich aufgebaut worden ist.
Das ist ein bedenkliches Eingreifen des Staates in einen Markt, der sich gerade erst richtig entwickelt. Wenn der Bund der Ansicht war, dass Privatunternehmer das Netz zu langsam aufbauen, dann hätte er schon vor sechs Jahren planwirtschaftlich tätig werden sollen. Doch nun haben die Unternehmer schon – mit oder ohne Förderung – stark investiert und Geschäftsmodelle entwickelt. Diese Geschäftsmodelle gefährdet der Staat nun.
Scheuer macht beim Deutschlandnetz gleich mehrere Denkfehler. Einer ist, dass er die Schnellladesäule analog zur Tankstelle sieht. Seiner Auffassung nach darf das Schnellladen unterwegs nicht teurer sein als das Tanken von Diesel. Das mag auf das Laden an der Wallbox zu Hause zutreffen, wo laut Studien sowieso 80 Prozent der Zeit geladen wird.
Doch der Aufwand bei Schnellladesäulen ist viel höher. Sie werden seltener benutzt, die Infrastruktur vorzuhalten ist aber teuer. Deswegen müssen die Unternehmen einen höheren Preis verlangen, diesen durchzusetzen, wird fast unmöglich.
Ohnehin wird Betreibern jeglicher Anreiz genommen, noch das wirtschaftliche Wagnis des Betreibens einer Schnellladesäule einzugehen. Jeder, der außerhalb des Deutschlandnetzes investiert, ist nämlich doppelt bestraft. Denn er muss die Betriebskosten komplett allein tragen und bekommt auch nicht die Netzanschlusskosten zu hundert Prozent erstattet, die eine Schnellladesäule trotz Förderung oft unwirtschaftlich werden lassen.
Allein mit Steuergeld lässt sich kein großes Netz aufbauen
Scheuers größter Denkfehler ist, dass Geld allein alle Probleme löst. Das hilft aber wenig, wenn die Probleme nicht an der Wurzel behandelt werden. Eines der größten Nadelöhre entsteht durch die Netzbetreiber. Sie kommen schon jetzt nicht hinterher, mancher Netzanschluss dauert ein Jahr. Der Staat müsste hier verbindliche Fristen setzen.
Zudem gibt es eine Verknappung von Mittelspannungsstationen, die für die Schnellladesäulen nötig sind. Das Deutschlandnetz erzeugt auf einen Schlag einen so großen Bedarf, wie es ihn bisher nicht gab und danach vermutlich nicht geben wird.
Die Politik müsste erst mal die bürokratischen Prozesse, die den Aufbau der Ladesäulen aufhalten, reformieren und beschleunigen. Das wäre der mühseligere, aber effektivere Weg. Stattdessen werden weitere Milliarden Euro ausgegeben – mit ungewissen Ausgang.
Mehr: Tausende Schnellladesäulen in Deutschland sind noch illegal in Betrieb
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Wir brauchen wieder mehr Experten in Entscheidungsgremien der Politik. So würde sich manch Euro sinnvoller investieren lassen.
Nimmt dieses Greenwashing des Herrn Scheuer und des Herrn Laschet kurz vor der Wahl überhaupt jemand ernst?