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LeserdebatteSollte die CDU eine Koalition mit der AfD in Erwägung ziehen?

Start-up-Gründer Reber forderte dies unter Bedingungen: Kein EU-Austritt, keine neue Währung, keine Regierungsverantwortung bei rechtsradikalen Parteimitgliedern. So denkt die Leserschaft über den Vorschlag.Johanna Müller 21.11.2024 - 11:36 Uhr Artikel anhören
CDU-Chef Friedrich Merz schließt eine Zusammenarbeit mit der AfD nach der Bundestagswahl aus. Foto: IMAGO/Political-Moments

Der Start-up-Gründer Christian Reber forderte auf der Plattform X die CDU auf, unter bestimmten Bedingungen eine Koalition mit der AfD in Erwägung zu ziehen. Wir haben die Handelsblatt-Leserschaft gefragt, was sie von dem Vorschlag hält.

Die große Mehrheit der Leserinnen und Leser befürwortet die Idee. Die AfD sei eine „demokratisch gewählte Partei“, schreibt ein Leser. Und den Willen von rund 20 Prozent der deutschen Wählerinnen und Wähler zu ignorieren, sei ganz und gar nicht demokratisch. In einer Demokratie sollten vielmehr die Stimmen der Bürgerinnen und Bürger Gehör finden, die Demokratie sollte „Strömungen aushalten“ können, meint ein Leser, und im „Diskurs eine Mehrheit finden“, ergänzt ein anderer. „Die Brandmauer der CDU gegenüber der AfD konterkariert den Sinn der Demokratie“, fasst ein Leser die Meinung vieler aus der Leserschaft zusammen.

Einige Leserinnen und Leser sind hingegen nicht überzeugt. So warnt ein Leser mit Blick auf die Vergangenheit Deutschlands, konservative Kräfte dürften nicht mit einer Partei zusammenarbeiten, die mit „Diktaturen dieser Welt sympathisiert“.

Auch ein anderer Leser lehnt eine Regierungsbeteiligung der AfD „grundsätzlich ab“. Zwar seien nach der großen Verunsicherung, die die Ampelkoalition verursacht habe, „substanzielle Veränderungen“ notwendig. Eine Koalition mit der AfD, die er als „unberechenbare Partei“ bezeichnet, sei dabei jedoch ein zu „riskanter Drahtseilakt“.

Für unser Leserforum haben wir aus den Zuschriften eine Auswahl für Sie zusammengestellt.

Brandmauern tragen zur Radikalisierung bei

„Eine gesunde Demokratie muss meines Erachtens alle Strömungen aushalten. Brandmauern ignorieren den Wählerwillen und tragen zu weiterer Radikalisierung bei, die unsere Gesellschaft gefährlich spaltet. Als freiheitsliebender liberaler Demokrat appelliere ich an das Miteinander und deutlich mehr Anstrengung für Bildung, damit Parteien wie das Bündnis Sahra Wagenknecht und die AfD perspektivisch wieder in die Fünf-Prozent-Schranke zurückgewählt werden.

Wie soll man denn einem Politiker zutrauen, mit den Despoten dieser Welt zu verhandeln, wenn es nicht einmal gelingt, mit Frau Weidel und Co. auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu kommen?!“
Ludger Schürmann

Auf keinen Fall eine Koalition mit der AfD

„Ich kenne Christian Reber nicht, aber ich würde ihm raten, sich etwas intensiver mit der deutschen Geschichte auseinanderzusetzen. Dann würden ihm die Parallelen zwischen AfD und NSDAP auffallen und er würde vielleicht verstehen, warum konservative Kräfte mit einer Partei, die jetzt schon mit den Diktaturen dieser Welt sympathisiert, auf keinen Fall zusammenarbeiten dürfen.

Was passiert, wenn die AfD in Regierungsverantwortung kommen würde, kann man sich leicht ausmalen, wenn man auf die Stimmen aus der Partei hört. Es ähnelt dem, was Deutschland vor gut 90 Jahren erlebt hat, auf furchteinflößende Weise.“
Sven Zimmermann

Man muss mit demokratisch gewählten Parteien koalieren

„Die AfD ist eine demokratisch gewählte Partei, deren Existenz den Willen eines Teils der Wähler ausdrückt. Also muss man mit ihr auch koalieren.“
Ekkehard Seidel

Die AfD kann nur bellen

„Als Liberaler und Menschenfreund sind für mich Demokratie und Markt unantastbar. Wenn so viele Menschen AfD wählen, warum soll man diese dann für dumm erklären und nicht über inhaltliche Schnittmengen sprechen?

Schlimmer als Gelb-Grün kann der Widerspruch wohl nicht werden. Und vielleicht offenbart sich dann auf dem Wege der Demokratie, was zumindest ich vermute: Die AfD kann nur bellen.“
Karl Arnold

Brandenburg hätte ein Testlauf werden können

„Ob eine solche Koalition vorteilhaft für Start-ups wäre, kann und mag ich nicht beurteilen. Jedoch halte ich den konsequenten Koalitionsausschluss einer Partei, die auf Landesebene in Brandenburg auf über 30 Prozent und auf Bundesebene auf über 17 Prozent (?) kommt, für nicht einer demokratischen Verfassung entsprechend.

In einer brandenburgischen Koalition der CDU mit der AfD hätten wir beobachten können, wie sich die AfD als Koalitionspartner beträgt.
Vielleicht hätten sich viele Befürchtungen bewahrheitet oder eben auch als unbegründet entpuppt.
Stattdessen hat man den Deckel auf dem Kochtopf fester zugedrückt und wartet nun auf die Bundestagswahl.“
Mirjam Reinkensmeier

Keine Ausgrenzung mehr

„Die echte Demokratie kennt nicht den Ausschluss von Meinungen, sondern sucht im Diskurs eine Mehrheit. Die Brandmauer jedoch ignoriert die Meinung von Millionen von Wählern auf fahrlässige Weise.

Wir brauchen wieder eine politische Streitkultur, die niemanden ausgrenzt, um dem Bürger Gehör und das Vertrauen in die Politik zurückzugeben.“
Armin Schmalz

Neuwahl

Start-up-Unternehmer diskutieren anderen Umgang mit der AfD

Gegen den Sinn der Demokratie

„Das wäre der einzig vernünftige Schritt. Die Ablehnung der AfD als einzig wirklich verbindendes Element der Koalitionsparteien führt stets zu Regierungen ohne Vision, bei denen lediglich der Kompromiss an vorderster Stelle steht.

In Deutschland wählen die Menschen regelmäßig in der Mehrheit bürgerlich/konservativ, aber sie bekommen genauso regelmäßig eine linke/grüne Regierung. Die Brandmauer der CDU gegenüber der AfD konterkariert somit den Sinn der Demokratie.“
Manfred Willsch

Versachlichung statt Beschimpfung

„Das politische Agieren der AfD ist problematisch. Trotzdem halte ich eine Brandmauer gegen eine Partei, die so viel Zustimmung erhält, nicht für hilfreich. Eine Position der AfD könnte auch in der CDU Platz finden.

Erst in Sondierungen mit der AfD wird sich klären, was möglich ist oder auch nicht, wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Eine Versachlichung der Argumente anstelle von Beschimpfungen wäre hilfreich.“
Werner Horn

Trotz aller Abneigung gegen die braune Soße

„Der Vorschlag ist richtig! Bei aller Abneigung gegen die braune Soße ist die Brandmauer die absolut falsche Reaktion. Man kann doch nicht einfach circa ein Viertel der Deutschen aus dem demokratischen Prozess aussperren, nur weil einem die Richtung nicht passt!

Macht einfach bessere Politik in den fünf drängendsten Bereichen: Migration, Inflation, Sicherheit, Digitalisierung (und damit einhergehend eine drastische Reduktion des Beamtentums) und Klima, dann erledigt sich der rechte Rand von ganz allein!“
Benedikt Schramm

Die Vorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion Alice Weidel und Tino Chrupalla. Foto: IMAGO/Bernd Elmenthaler

Es sollte keine Brandmauer geben

„Eine Brandmauer zur AfD sollte es nicht geben. Aus demokratischer Sicht sollte jede Partei, die auf Volkes Stimme beruht, eine Regierungsaufgabe bekommen.

Das Volk wählt, und das muss berücksichtigt werden. Gerne mit Begrenzung, aber die offene Diskussion und aufeinander zuzugehen, ist in dieser Zeit geboten.“
Daniel Meub

Was passiert, wenn die Bedingungen nicht eingehalten werden?

„Ob wir es lieben oder nicht, die AfD-Wähler vertreten einen wesentlichen Teil der Bevölkerung. Sie gehören zum politischen Spektrum dazu, sie prinzipiell auszuschließen, ist keine gute Lösung.

Der Vorschlag ist eine interessante Idee, die Liste der Bedingungen muss diskutiert werden. Spannend ist die Frage der Umsetzung: Was passiert, wenn die Vereinbarungen nicht eingehalten werden?“
Gerd Müller

Offene Konfrontation als Zeichen der Demokratie

„Egal wie man denkt, links oder rechts oder Mitte, ob gleich Koalition oder nicht. Auf jeden Fall wäre für mich eine vernünftige offene Konfrontation ein Zeichen von Demokratie, Souveränität, aber auch von Respekt für andere Meinungen der Bevölkerung in Deutschland.“ Claudio Oneglio

Einbeziehen und stramm an der Leine führen

„Die Forderung von Herrn Reber ist richtig. Man muss die AfD nicht mögen – wenn sie jedoch gewählt wird, muss sie, unter glasklaren Bedingungen, die Schaden vom Staat und den Institutionen fernhalten, einbezogen werden.

Die Mauer lässt sich auf Dauer nicht halten. Einbeziehen, teilweise entzaubern, stramm an der Leine führen. Die AfD wird so oder so enttabuisiert werden. Schnittmengen sind da.“
Franz- Josef Lesker

Eine Regierung mit der AfD lehne ich ab

„Was Deutschland braucht, ist Stabilität. Unsere Situation liegt nicht nur an der mangelnden Kompetenz der aktuellen Regierung, sondern vor allem an den offenen Streitigkeiten, den ständigen Vor- und Rückwärtsbewegungen und der damit einhergehenden Unsicherheit, die Deutschland schadet.

Einer der klaren Wettbewerbsvorteile Deutschlands war die einst extrem hohe Stabilität. Das Resultat der Verunsicherung durch die Ampel kann man gut am Einbruch der Direktinvestitionen in Deutschland der letzten Jahre erkennen.

Ein Experiment, mit der AfD zu koalieren, einer unberechenbaren Partei, bringt maximales Risiko mit sich. Keine Frage, substanzielle Veränderungen sind notwendig, doch sollten sie auf einem soliden Fundament erfolgen, nicht während eines riskanten Drahtseilakts.

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Eine für uns Start-ups vorteilhafte Koalition wäre die aus CDU und FDP. Eine Regierungsbeteiligung der AfD lehne ich grundsätzlich ab.“
Maximilian Schubert

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