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LeserdebatteWelche Zukunft hat die FDP?

Und sollte sie nach den schlechten Wahlergebnissen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg aus der Ampelkoalition austreten? Darüber diskutiert diese Woche die Leserschaft.Johanna Müller 26.09.2024 - 10:45 Uhr Artikel anhören
Christian Lindner, FDP-Bundesvorsitzender: Nach den Wahlergebnissen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg von jeweils rund einem Prozent herrscht schlechte Stimmung bei der FDP. Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Bei allen Landtagswahlen in diesem Jahr schnitt die FDP schlecht ab – zuletzt mit 0,8 Prozent bei den Wahlen in Brandenburg. Wir haben daher unsere Leserschaft gefragt: Hat die FDP in den Parlamenten eine Zukunft, und wenn ja, welche?

Viele Leserinnen und Leser sind der Meinung, die FDP habe sich selbst demontiert. Dass die Partei so schlecht bei den letzten drei Landtagswahlen abgeschnitten habe, empfinden viele darüber hinaus als verdient. Denn als Regierungspartei müsste die FDP alle Bürgerinnen und Bürger in ihrer Politik berücksichtigen. Stattdessen mache sie aber „Freiheitspolitik für einige wenige“, wie es ein Leser schreibt. „Eine relevante FDP-Programmatik für Durchschnittsverdiener fehlt völlig“, fügt ein anderer Leser hinzu.

Mit dem Finanzministerium und Verkehrsministerium habe die FDP als kleinster Koalitionspartner außerdem unverhältnismäßig wichtige Ministerien erhalten, argumentiert ein Leser. „Das kann ja nicht gut gehen“, schließt sich ein weiterer Leser an.

Dass die FDP so schlechte Ergebnisse erzielt, liege auch an der personell schwachen Aufstellung der Partei. Lindner sei „medial längst abgeschrieben“, schreibt ein Leser. Wenn die Partei eine Zukunft haben will, brauche sie „neue Gesichter“, schreibt der Leser weiter. Was die Partei außerdem brauche, sei eine andere Themensetzung: Weg vom unsinnigen „Autofetischismus“ und hin zu mehr „Generationengerechtigkeit bei der Rente“ , fordert ein Leser. So würden auch mehr junge Wählerinnen und Wähler angesprochen werden, meint er.

Geteilter Meinung ist die Leserschaft hingegen darüber, ob die FDP aus der Ampelkoalition austreten sollte. Einige befürworten einen Austritt und verweisen auf Lindners frühere Aussage, besser gar nicht als schlecht zu regieren. Andere hingegen sind der Meinung, für den Austritt sei es jetzt „einfach zu spät“, wie ein Leser schreibt.

Für die aktuelle Ausgabe unseres Leserforums haben wir aus den unterschiedlichen Zuschriften eine Auswahl für Sie zusammengestellt.

Lindner verzockt sich

„Lindner, der selbst ernannte Profi, und seine FDP erhalten für ihre Oppositionsrolle in der Ampel und Freiheitsgefasel die Quittung. Freiheitspolitik für einige wenige Lobbyisten aus Banken und Industrie, gepaart mit neoliberalem Gedankengut, kommen halt bei der Bevölkerung nicht an.

Ein Ultimatum zu stellen in einer Partnerschaft nennt sich wohl ‚emotionaler Missbrauch‛. Der Profi Lindner verzockt sich. Man möge meinen, Lindners 'Eltern-Ich' ist mit ihm durchgegangen.“
Klaus Fuchs

Alte Zöpfe abschneiden

„Der ausgerufene ‚Herbst der Entscheidung‛ sollte für die Liberalen heißen: Wir sind so frei. Wir schalten die Fehlkonstruktion ‚Ampel‛ aus – aus Verantwortung fürs Land und aus Selbstachtung.
Wie die Liberalen es einst in den Sechzigern plakatierten: Wir schneiden die alten Zöpfe ab – diesmal die linksgrünen.“
Reinhold Michels

Die alten Freiheitsgedanken kommen nicht mehr gut an

„Die FDP hat immer nur Politik für ihre eigene Klientel gemacht, das war immer eine kleine Gruppe, nämlich Unternehmer, Wohlhabende, Gönner, Lobbyisten, …

Jetzt soll die Partei plötzlich Regierungsverantwortung für alle Bürger tragen, das kann ja nicht gut gehen. Niemand kann verstehen, dass die beiden wichtigen Ressorts Finanzen und Verkehr an den kleinsten Koalitionspartner gegangen sind. Leider hat die Partei keine Politikerpersönlichkeiten mehr wie früher einen Hans-Dietrich Genscher, und gute Leute wie Wolfgang Kubicki werden in der Partei kleingehalten.

Auch das Festhalten an alten Freiheitsgedanken, wie das ewige Ablehnen eines Tempolimits, kommt inzwischen nicht mehr gut an. Daher vermute ich, dass die FDP nicht mehr genügend Wähler finden wird, egal, ob Herr Lindner jetzt noch Koalitionsspielchen treibt oder nicht.“
Herbert Neumayer

Ausbrechen wäre viel zu riskant

„Ein Ausbrechen aus der Ampel wäre meines Erachtens sehr riskant; vielleicht belohnen die Wählerinnen und Wähler diejenigen, die dieses Elend endlich beenden, vielleicht bestrafen sie aber auch die ‚Verräter‛.

Dabei könnte die FDP durchaus noch eine Zukunft haben, wenn sie sich wieder auf liberale Politik konzentrieren würde, statt auf Autofetischismus und anderen Unsinn zu setzen. Sie könnte sich zum Beispiel noch mehr mit dem Thema Generationengerechtigkeit der Rente beschäftigen, um junge Wählerinnen und Wähler anzusprechen.

Außerdem ist eine Reform des Steuersystems überfällig, um es einfacher und gerechter zu machen.“
Roland Stamm

Ich hoffe, die FDP wird nicht mehr gewählt

„Die FDP ist ‚überflüssig‛ wie ein Kropf und ist eine Lobbyisten-Partei. Sie vertritt nur ihre Klientel (die sogenannten Gebührenfinanzierten), hier bloß keine Neuerungen, die die Pfründe schrumpfen lassen. Hoffentlich wird die FDP in allen kommenden Wahlen nicht mehr gewählt.“
Angelika Diederichs

FDP ist wirtschaftskompetent

„Von Brandenburg auf den Rest der Republik zu schließen halte ich beim Vergleich der Bevölkerungszahlen für gewagt. Insofern täte die wirtschaftskompetente FDP vielleicht gut daran, eine Reform des Föderalismus anzustoßen, bei der Deutschland am Ende vielleicht in neun Bundesländer aufgeteilt wird. Dies spart Kosten in der Verwaltung und vereinfacht auch die gewollte Reduzierung der Bundestagsmandate.

In einem demokratischen System ist es schwer erträglich und vermittelbar, dass eine absolute Minderheit derartige Macht erhält. Mithin ist dies ja auch einer der vielen Konstruktionsfehler der EU, wo Länder wie Malta gleichgesetzt werden mit dem größeren Nettozahler und dem bevölkerungsreichen Deutschland.“
Ludger Schürmann

Viel Unruhe innerhalb der Ampel – Grünen-Chefs Ricarda Lang (r.) und Omid Nouripour treten aus der Parteispitze zurück. Foto: Fabian Sommer/dpa

Deutschland braucht die FDP

"Mich macht der Absturz der FDP sehr traurig, ist sie doch die einzige Partei in Deutschland, die konsequent für marktwirtschaftliches Denken und Handeln sowie liberale Werte steht.

Gleichzeitig erschreckt mich der Aufstieg von Faschisten und Stalinisten. Meiner Ansicht nach müsste die FDP sich viel stärker als Pol der Freiheit und Gegenpol zu den autoritär orientierten Kräften sowie aus dieser Konsequenz auch als absoluter Unterstützer der Ukraine positionieren.

Das Ergebnis bei der Europawahl dürfte zu einem erheblichen Teil von der Person Marie-Agnes Strack-Zimmermanns abhängig gewesen sein. Eine solche Person als Werbeträger für die FDP fehlt momentan.“
Sven Zimmermann

Leute wollen klare Positionen

„In Zeiten der Polarisierung hat eine Partei, die für ‚laissez faire‛ im weitesten Sinn steht, keinen Rückhalt beim Wähler mehr. Die Leute wollen heute Positionen und keine Möglichkeiten haben beziehungsweise hören.

Die Grünen, die AfD und das BSW bedienen dies. Die alten Parteien nicht und deswegen verschwinden diese langsam.“
Diethard Plohberger

Fiskalpolitik zu ideologisch

„Die FDP hätte auch mal arbeiten können. Beim Bürokratieabbau ist kaum was passiert, Digitalisierung und Infrastruktur sind nur unmerklich verbessert worden.

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Die Planungsverfahren dauern immer noch ewig und Bildung findet gar nicht statt. Der betonierte Standpunkt bei der Fiskalpolitik wirkt ideologisch und damit hat sich die FDP verrannt.“
Marc Tebart

FDP braucht neue Gesichter

„Die zentrale Figur Christian Lindner ist medial abgeschrieben. Seine Person wirkt stärker als inhaltlich gute Vorschläge. Für eine Zukunft der Partei braucht es neue Gesichter und ein neues Profil – sonst versinkt die Genscher-Partei in die politische Bedeutungslosigkeit.“
Torsten Ehrke

Dietmar Woidke, Ministerpräsident des Landes Brandenburg: Bei den Landtagswahlen in Brandenburg erzielte die SPD die meisten Stimmen. Copyright: xFelixxZahnx Foto: IMAGO/

Einfach mieses Verhalten

„Es ist besser, nicht zu regieren als schlecht zu regieren. An diesen Satz hätte sich die FDP erinnern sollen, bevor sie in diese Koalition eintrat und dann noch das Finanzministerium übernahm. In diesem Ministerium kann man es nie für alle gut machen.

Aber immer im Nachhinein Entscheidungen, an denen man beteiligt war, schlechtzureden ist einfach mies. Damit hat sich die FDP in den letzten Monaten selbst abgeschafft. Diese Partei braucht niemand mehr.“
Ulrich Harms

Selbst ich als FDP-Wähler überlege, CDU zu wählen

„Für die FDP ist es einfach zu spät, um aus der Koalition auszusteigen. Sie hätten das viel früher machen müssen. Jetzt sieht es nur so aus, als ob sie den Bruch aufgrund der schlechten Wahlergebnisse vollzieht und nicht weil es von Anfang an inhaltlich mit SPD und Grünen nicht zusammenpasste.

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Selbst ich als FDP-Wähler überlege schon, ob ich bei der Bundestagswahl nicht lieber die CDU wähle, damit meine Stimme nicht verschenkt ist.“
Hartmut Hoffmann

Das Wahlergebnis ist verdient

„Die FDP-Programmatik ‚Nimm’s den Armen, gib’s den Reichen‛ hat im wenig vermögenden Osten unserer Republik die einzig richtige Quittung bekommen: 0,8 Prozent bei der Landtagswahl in Brandenburg– nicht einmal die Hälfte der Tierschutzpartei, die bei zwei Prozent landet.
Eine relevante FDP-Programmatik für Durchschnittsverdiener fehlt völlig.“ Jörg Nube

Lindners unwürdige Showeinlagen

„Ein Ultimatum bedingt eine klare Vorstellung hinsichtlich der möglichen Ablaufszenarien. Diese lassen sich bei der FDP gegenwärtig nicht erkennen. Schon gar nicht solche, die das Land voranbringen könnten.

Wirklich schade, was bleibt, ist die Wahrnehmung einer unbedeutenden ‚Dagegenpartei‛. Statt den vermeintlichen Heldentod anzustreben, wäre Herr Lindner gut beraten, die unwürdigen Showeinlagen durch konstruktive und solide Sachpolitik zu ersetzen.“
Lars Grebe

Verwandte Themen FDP Bundestagswahl Koalition Europawahl Deutschland Christian Lindner

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