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KommentarBeamte werden die Rente nicht retten

Juso-Chef Türmer greift die Idee von Arbeitsministerin Bas auf – und will Beamte ins Rentensystem holen. Was als Schritt zur Gerechtigkeit verkauft wird, löst kein einziges Strukturproblem.Thomas Sigmund 22.10.2025 - 10:03 Uhr
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Philipp Türmer: Guter Wille, falsche Umsetzung. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Kaum war die Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) im Amt, forderte sie, Beamte, Abgeordnete und Selbstständige in die gesetzliche Rentenversicherung einzubeziehen. Nun stimmt ihr Juso-Chef Philipp Türmer zu – mit dem Hinweis, das sei ein Gebot der Gerechtigkeit.

Beide eint der Wille zur Gerechtigkeit – sie verkennen jedoch, dass Gerechtigkeit im Rentensystem nicht durch neue Beitragspflichten entsteht, sondern durch nachhaltige Strukturen.

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Dabei ist ihr Reflex verständlich: Beamtenpensionen liegen weit über dem Rentenniveau, und mit dem Verweis auf Privilegien lässt sich politisch schnell punkten. Ihr Vorschlag ist indes nicht mehr als ein wohlklingendes Symbol, das von den eigentlichen Problemen ablenkt.

Die Idee, alle Berufsgruppen in die Rentenversicherung zu integrieren, klingt nach einer fairen Umverteilung. Tatsächlich aber würde sie am strukturellen Defizit nichts ändern. Denn auch Beamte, Abgeordnete und Selbstständige werden eines Tages Leistungen beanspruchen – und oft in überdurchschnittlicher Höhe. Der kurzfristige Effekt zusätzlicher Beiträge wäre schnell aufgebraucht, die langfristigen Verpflichtungen dagegen blieben.

Neue Töpfe, alte Lasten

Zudem wäre die Umstellung ein bürokratischer Kraftakt. Übergangsregeln, Besitzstände, Versorgungswerke – die Integration würde mindestens ein Jahrzehnt dauern. Von einer schnellen Entlastung des Rentensystems kann somit keine Rede sein.

Die Einbeziehung weiterer Gruppen würde die bestehenden Probleme nur verschieben. Die Versorgungswerke der Selbstständigen verlören ihre Grundlage und müssten über Steuern oder Ausgleichszahlungen gestützt werden. Auch bei den Beamten müssten Pensionszusagen weiter aus dem Staatshaushalt finanziert werden.

Kurz: Das Geld würde umverteilt, aber mehr nicht. Das Umlagesystem bliebe so anfällig wie zuvor.

Generationengerechtigkeit braucht Ehrlichkeit

Wenn sich Türmer für die „jüngere Generation“ starkmacht, ist das gut – aber der Weg, den er wählt, ist der falsche. Denn die wahren Belastungen für Jüngere entstehen nicht durch ungleiche Beitragspflichten, sondern durch ein Rentensystem, das immer mehr verspricht, ohne seine Basis zu verbreitern.

Seit der Einführung der Rente mit 63 haben mehr als zwei Millionen Beschäftigte vorzeitig aufgehört zu arbeiten. Allein 2023 nutzten mehr als 26 Prozent der Neurentner diese Option. Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung. Die tatsächliche Lebensarbeitszeit also sinkt. Das Gleichgewicht zwischen Beitragszahlern und Rentnern kippt immer schneller.

Die Folge: steigende Beitragssätze – von heute 18,6 auf möglicherweise 24 Prozent im Jahr 2045. Das bedeutet höhere Kosten für Arbeitnehmer wie Arbeitgeber, schwächere Investitionen und sinkende Wettbewerbsfähigkeit.

Reformen statt Placebos

Wer die Rente zukunftsfest machen will, braucht Mut zu echten Reformen:

    Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung. Wer länger lebt, muss auch länger arbeiten – so wie in den meisten europäischen Ländern.Stärkere kapitalgedeckte Vorsorge. Nur mit mehr Eigenverantwortung lässt sich die Abhängigkeit vom Umlagesystem reduzieren.Entlastung der Unternehmen bei Lohnnebenkosten. Damit sie investieren, innovieren und Arbeitsplätze sichern können.
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Mehr: Weniger Netto vom Brutto – Was höhere Sozialabgaben die Arbeitnehmer kosten werden

Erstpublikation: 19.10.2025, 12:40 Uhr.

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