Morning Briefing: Grüne und FDP denken Liberalismus neu
Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,
viele Jahre war die „politische Gesäßgeographie“ Deutschlands klar. Mitte, links, rechts – man wusste, wer wo stand und was man zu erwarten hatte. Heute aber sind uns Gewissheiten ebenso abhandengekommen wie Bindungen. „What‘s left?“, fragte man schon vor 24 Jahren angesichts der „Neuen Mitte“. Heute geht es um „Lifestyle-Linke“ gegen „echte Linke“. Im politischen Zentrum brodelt der Streit um den zeitgemäßen Konservatismus, begleitet von Tiefschlägen.
Der softe Armin Laschet hielt sich genau so wenig wie Sebastian Kurz oder Donald Trump, radikalisierte Vertreter einer Bürgerlichkeit, die Ratio zuweilen durch Ressentiment ersetzt. Aktuell viel naheliegender ist die Frage, was den „neuen Liberalismus“ ausmacht. Schicken sich doch mit der FDP und den Grünen zwei sehr unterschiedliche liberale Parteien an, ins gezimmerte Koalitionshäuschen einzuziehen.
Die Orts- und Verlaufsbestimmung des deutschen Liberalismus ist Thema unserer Wochenendausgabe. Stichwort: „Neuerfindung“. Es geht darum, wie die beiden beliebtesten Parteien bei den Erstwählern – Liberale und Grüne – das Land reformieren, die sozial-ökologische Marktwirtschaft etablieren und den Wert der Freiheit stärken können. FDP-Senior Hermann Otto Solms, 80, verrät: „Unser Ansinnen ist nicht, unter der SPD in die Regierung einzutreten, sondern wir wollen mit den aufgeschlossenen Grünen den Grundtenor der Politik bestimmen.“





