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Morning BriefingWarum muss Veränderung im Unternehmen so anstrengend sein?

Christian Rickens 28.06.2024 - 06:13 Uhr
Handelsblatt Morning Briefing

Wandelfalken: Warum Veränderung im Unternehmen so schwer ist

28.06.2024
Abspielen 07:58

Liebe Leserinnen und Leser,

„Boah, das nervt!“: Nach meiner Theorie gibt es nur zwei Gruppen von Führungskräften. Jene, die offen zugeben, diesen Satz bei Transformationsprojekten schon häufiger gedacht zu haben. Und jene, die lügen. Was vor allem nervt: Veränderung ist im Unternehmen längst kein einmaliges Projekt mehr, das man abschließt, und dann hat man erstmal wieder ein paar Jahre Ruhe und kann pünktlich um vier auf den Tennisplatz.

Managerinnen und Manager müssen heute regelmäßig Geschäftsmodelle beerdigen, anpassen, neu denken. Sie müssen schnell bewerten, ob hinter einer neuen Technologie ein überzogener Hype steckt (nach jetzigem Stand: Metaverse) oder ob sie womöglich ihre ganze Branche umwälzen wird (nach jetzigem Stand: Künstliche Intelligenz). Sie müssen mit den Folgen des Fachkräftemangels zurechtkommen. Sie müssen entscheiden, ob sie weiter in China oder doch lieber in den USA investieren.

Derzeit stehen Führungskräfte unter großem Druck. Foto: Stephan Schmitz

Kein Wunder, dass viele Managerinnen und Manager angesichts all dieser Herausforderungen in Schockstarre verfallen. So sieht es jedenfalls Nicolas von Rosty. Er ist Deutschlandchef der Personalberatung Heidrick & Struggles. „Manager sind tendenziell weniger mutig als früher“, sagt er.

Sie agieren kurzfristiger und sind vorsichtiger.

Im Zweifel lieber gar nichts tun oder wenn, dann das Gewohnte und Bewährte: Es sind eine ganze Reihe von psychologischen und soziologischen Faktoren, die dieses Verhaltensmuster begünstigen. Aber es lässt sich auch bewusst durchbrechen. Wie das geht, erzählt unsere Teamleiterin im Ressort Karriere, Julia Beil, in der heutigen Titelgeschichte.

Julias Text ist zugleich der Auftakt zur Management Summer School des Handelsblatts. Vom 28. Juni bis zum 19. Juli richtet sich dieser Themenschwerpunkt an Führungskräfte, die den Change-Prozess nicht nur überstehen, sondern mitgestalten wollen. Das Handelsblatt spricht dazu mit Vorständen, Aufsichtsräten, Beraterinnen, Business Coaches und Forscherinnen.

Was sie empfehlen, wovon sie abraten und welche Trends sie beobachten, erfahren Sie in unseren Artikeln, Podcasts und Videoformaten. Alle Inhalte der Management Summer School finden Sie auf unserer Übersichtsseite unter www.handelsblatt.com/mss.

Übrigens: Auch die Newsletter des Handelsblatts werden in den kommenden drei Wochen im Zeichen der Management Summer School stehen. Der Newsletter Handelsblatt Karriere erscheint neben dienstags auch donnerstags. Und auch in unserem abendlichen Nachrichtenüberblick, dem Evening Briefing, werden Management-Themen dreimal pro Woche ihren Platz haben. Falls Sie einen dieser Gratis-Newsletter jetzt noch schnell abonnieren möchten: Hier gehts lang.

...aber dabei nicht versehentlich das Morning Briefing abbestellen!

Im November wird ein neuer US-Präsident gewählt. Foto: HB/Getty

Heute Nacht um drei Uhr deutscher Zeit hatten US-Präsident Joe Biden und sein Herausforderer Donald Trump eine wichtige Verabredung. Alles, was es über die erste Fernsehdebatte der beiden Kontrahenten in diesem Präsidentschaftswahlkampf zu berichten gibt, finden Sie brandaktuell hier.

Mir gefällt, was unsere Washington-Korrespondentin Annett Meiritz mir vorab über die Stimmung vor der Debatte berichtet hat: Im ganzen Land stiegen tausende „Watchpartys“. Die Washingtoner Hipster-Bar Busboys and Poets veranstaltete parallel zur TV-Debatte ein „Presidential Debate Bingo“, in dem es beliebte Floskeln beider Kandidaten abzuhaken galt. Mit „Look!“ bei Biden und „HUGE“ bei Trump lag man da bestimmt nicht falsch.

Während Biden und Trump debattierten, gab es mehrere Gegenveranstaltungen: Der unabhängige Kandidat Robert F. Kennedy Junior streamte eine Debatte mit sich selbst auf Elon Musks Plattform X, und der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, kommentierte die echte Präsidentschaftsdebatte live auf dem Spartensender Newsmax. Annetts Fazit:

In einem Wahlkampf, in dem sich die Euphorie über die beiden geriatrischen Kandidaten ansonsten in Grenzen hält, war der gestrige Abend ein seltener Moment kollektiven politischen Interesses.
Biden und Trump trafen in Atlanta zu ihrem ersten TV-Duell aufeinander. Foto: REUTERS

In Deutschland ist die Sorge groß vor einem Sieg des rechtsnationalen Rassemblement National (RN) bei den französischen Parlamentswahlen. Unterschätzt wird laut unserem Paris-Korrespondenten Gregor Waschinski allerdings das Risiko, das vom Nouveau Front Populaire (Neue Volksfront, NFP) ausgeht. Ein Sieg des Linksbündnisses hätte ebenfalls gravierende Folgen für Deutschland und Europa.

In der Volksfront haben sich Sozialisten, Grüne, Kommunisten und das Unbeugsame Frankreich (LFI) zusammengeschlossen. Um die Wähler nicht zu verschrecken, bemüht sich die Volksfront um ein moderates Auftreten. Sogar der sozialistische Ex-Präsident François Hollande kehrt für das Bündnis in die Politik zurück und tritt in einem Wahlkreis bei der Parlamentswahl an.

Doch tonangebend sind laut Waschinski die radikalen Kräfte. Zu den wirtschaftspolitischen Forderungen gehören Preiskontrollen für Lebensmittel, Kraftstoffe und Energie. Der NFP spricht von neuen Staatsausgaben in Höhe von 150 Milliarden Euro bis 2027. Zur Gegenfinanzierung sollen Steuern erhöht werden, doch es bliebe ein Milliardenloch – mehr Schulden wären unausweichlich. Die europäischen Schuldenregeln lehnt die Volksfront folgerichtig ab. Sie stellt ferner das europäische Wettbewerbsrecht infrage und will die Außenhandelsabkommen der EU beenden.

Das genossenschaftliche Fondshaus Union Investment hat den milliardenschweren und bei Anlegern beliebten offenen Immobilienfonds UniImmo: Wohnen ZBI um 17 Prozent abwerten müssen. Es ist der höchste Tagesverlust, den Anleger bei Immobilienfonds seit der Finanzkrise im Jahr 2008 hinnehmen müssen.

Der Fonds hat vor allem in Mietwohnungen investiert, deren Wert von unabhängigen Sachverständigen um mehr als 860 Millionen Euro auf knapp 4,3 Milliarden Euro heruntergestuft wurde. Der tägliche Rücknahmepreis der Anteile ist sogar noch etwas stärker als 17 Prozent abgesackt. Ein Unternehmenssprecher sagte: Dem rasantesten Zinsanstieg seit fast 60 Jahren und seinen Folgewirkungen habe sich der Fonds „trotz operativ positiver Entwicklung nicht entziehen können“.

Immobilien-Analysten erkennen bei dem nahezu ausschließlich aus Mietwohnungen bestehenden Portfolio allerdings auch selbst verschuldete Probleme: Viele Immobilien seien in der Hochpreisphase des Marktes 2018 bis Anfang 2022 gekauft worden, analysieren die Experten vom Ratinghaus Scope. Zudem seien die Immobilien in eher mittelmäßigen Lagen alt und offenbar nicht besonders gut vermietet.

Der Putschversuch in Bolivien, über den ich im gestrigen Morning Briefing berichtet hatte, ist gescheitert. 17 Militärs wurden festgenommen. Zu ihnen zählen auch die mutmaßlichen Anführer des Putschversuchs, General Juan José Zúñiga und Vizeadmiral Juan Arnez Salvador. Sie sollen noch heute zu einer ersten Anhörung vor ein Gericht gestellt werden. Eine Frage, die ich Herrn Salvador bei dieser Gelegenheit gerne stellen würde: Wozu braucht Bolivien, ein Staat ohne Meereszugang, einen Admiral? Kein Wunder, dass man in dem Job auf dumme Gedanken kommt.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenausplätschern.

Verwandte Themen Joe Biden Donald Trump

Herzliche Grüße,

Christian Rickens

PS: In dieser Woche haben wir Sie gefragt, welche Auswirkungen das neue Einbürgerungsgesetz hat. Eine Auswahl der Kommentare lesen Sie hier.

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