Morning Briefing: Wie die Angst vor der Inflation wirkt
Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,
nach dem jahrelangen Herbeibeten von Inflation, das Regenbeschwörungsgesängen in extremer Trockenheit gleichkam, sind jetzt auf einmal zu viele der einst so begehrten Prozentpunkte zu registrieren. Drei Prozent in der Euro-Zone, 4,1 Prozent in Deutschland: Diese Alarmwerte lösen eine heftige Debatte aus.
Die einen argumentieren mit Sonderfaktoren: höhere Mehrwertsteuer, Nachfrageboom nach dem Lockdown, Rohstoff-Engpässen. Aber irgendwann wirkt das wie kumulierte Ausreden. Zur Fraktion der Mahner gehört US-Ökonom Larry Summers: „Die Inflationsrisiken werden unterschätzt – in den USA und global.“ Es sei so wie Ende der 1960er-Jahre, als sich Inflationserwartungen sukzessive aufbauten.
Unser Wochenendtitel zeigt vier Risiken auf:
Schlimmer als die Angst vor der Inflation ist derzeit nur eines: die Angst vor Stagflation. Hohe Preise und wenig Wachstum waren die toxische Mischung der 1970er-Jahre.
Für die Europäische Zentralbank (EZB), die Hüterin des Geldes, ist eine bestimmte Wirkungskette fatal: Je mehr die Leute über Inflation reden, desto höher wird sie auch. Das deutsche Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel versichert, man werde „entschieden reagieren“, falls sich – über temporäre Schwankungen hinaus – ein Inflationsdruck aufbaue, der das Ziel von zwei Prozent Teuerung gefährde. Es zeichne sich bislang aber auch nicht ab, so Schnabel, dass die Menschen ihre hohen Ersparnisse in großem Umfang ausgäben.





