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IAB-Studie 63 Milliarden Euro pro Jahr – Darum ist Arbeitslosigkeit in Deutschland so teuer

Seit Corona steigen die Kosten für die Arbeitslosigkeit wieder. Verglichen mit dem Beginn des Jahrtausends liegen sie aber noch auf niedrigem Niveau, zeigt eine neue Studie.
29.12.2021 - 16:25 Uhr 1 Kommentar
Arbeitslosigkeit verursachte 2020 Kosten von 63 Milliarden Euro Quelle: imago images/Ralph Peters
Logo der Bundesagentur für Arbeit

Corona hat die Ausgaben der Nürnberger Behörde in die Höhe getrieben.

(Foto: imago images/Ralph Peters)

Berlin Arbeitslosigkeit hat im Jahr 2020 in Deutschland Kosten in Höhe von knapp 62,8 Milliarden Euro verursacht – 22,4 Prozent mehr als 2019, zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Damit ist ein lang anhaltender Abwärtstrend unterbrochen worden, was vor allem an der Coronakrise liegt.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Kosten der Arbeitslosigkeit.

Wie setzen sich die Kosten der Arbeitslosigkeit zusammen?

2020 zählte die Bundesagentur für Arbeit (BA) im Jahresdurchschnitt knapp 2,7 Millionen Arbeitslose – rund 430.000 mehr als ein Jahr zuvor. Das Plus ist vor allem auf die Coronakrise zurückzuführen. An die Arbeitslosen wurden im vergangenen Jahr – einschließlich der abgeführten Sozialbeiträge – 35 Milliarden Euro ausgezahlt.

Davon entfielen 16,9 Milliarden Euro auf das beitragsfinanzierte Arbeitslosengeld I. Für das steuerfinanzierte Arbeitslosengeld II, umgangssprachlich Hartz IV genannt, wurden 18,1 Milliarden Euro aufgewendet, wobei hier auch die Kostenerstattung für Unterkunft und Heizung enthalten ist.

Zu den direkten Transferleistungen summieren sich dann noch die durch die Arbeitslosigkeit verursachten Mindereinnahmen an Steuern und Sozialbeiträgen. Diese Ausfälle für die öffentlichen Haushalte beziffern die IAB-Forscher für 2020 auf gut 27,7 Milliarden Euro. Zur Berechnung gehen sie von einem durchschnittlichen Einkommen aus, das die Arbeitslosen theoretisch erzielen könnten, wenn sie beschäftigt wären.

Wer trägt die Kosten der Arbeitslosigkeit?

Verteilt man die Gesamtkosten von rund 62,8 Milliarden Euro auf die öffentlichen Haushalte, dann hat die BA mit ihren Beitragsgeldern 30 Prozent und damit den größten Anteil gestemmt. Der Bund kommt nicht nur für den Großteil der Hartz-IV-Leistungen auf, ihm entgehen auch Steuermindereinnahmen. Insgesamt entfallen auf den Bund 28 Prozent der Kosten der Arbeitslosigkeit, auf die Länder sieben Prozent.

Die Kommunen, die grundsätzlich die Kosten für Unterkunft und Heizung von Hartz-IV-Empfängern übernehmen und dabei vom Bund unterstützt werden, tragen einen Anteil von elf Prozent. Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung sind über Beitragsausfälle mit zusammen 24 Prozent an den fiskalischen Gesamtkosten beteiligt.

Wie wirkt sich die Coronakrise auf die Kosten der Arbeitslosigkeit aus?

Gegenüber dem Vorjahr sind die Kosten der Arbeitslosigkeit im Jahr 2020 um 11,5 Milliarden Euro oder gut 22 Prozent gestiegen. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) lagen sie 2019 bei 1,49 Prozent und im vergangenen Jahr bei 1,88 Prozent.

Seit 2009 waren die Kosten der Arbeitslosigkeit im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung stets gesunken, dieser Abwärtstrend ist nun im vergangenen Jahr coronabedingt gebrochen worden.

Sind die Kosten der Arbeitslosigkeit im langjährigen Vergleich hoch oder niedrig?

Auch wenn die Kosten der Arbeitslosigkeit im vergangenen Jahr gestiegen sind, so lagen sie doch deutlich niedriger als zu Beginn des Jahrtausends. 2004, ein Jahr vor Inkrafttreten der Hartz-IV-Reform, hatten sie noch 4,2 Prozent der Wirtschaftsleistung ausgemacht.

Die danach einsetzende Erholung des Arbeitsmarktes senkte vor allem die Kosten der Arbeitslosenversicherung. Sie lagen 2019 nur noch bei etwa 40 Prozent des Niveaus aus dem Jahr 2005, sind aber im vergangenen Jahr wieder auf knapp 60 Prozent gestiegen.

Welche Kosten entstehen, um Arbeitslosigkeit zu verhindern?

Die aktive Arbeitsmarktpolitik zielt darauf ab, Arbeitslosigkeit und Hilfebedürftigkeit zu vermeiden. Sie umfasst Beratungsleistungen und Qualifizierungsmaßnahmen ebenso wie das konjunkturelle Kurzarbeitergeld. Im vergangenen Jahr wurde laut IAB die Rekordsumme von 33,3 Milliarden Euro für Arbeitsmarktpolitik ausgegeben, wovon allein das Kurzarbeitergeld mit 22,1 Milliarden Euro zu Buche schlug.

Im Rezessionsjahr 2009 hatte die BA dafür nur 5,2 Milliarden Euro aufgewendet. Insgesamt hat die Bundesagentur nach eigenen Angaben bisher rund 52 Milliarden Euro zur Bewältigung der Coronakrise ausgegeben, wovon 24 Milliarden Euro auf das Kurzarbeitergeld, 18 Milliarden Euro auf die Erstattung der Sozialbeiträge für Kurzarbeiter und zehn Milliarden Euro auf pandemiebedingtes Arbeitslosengeld entfallen.

Mehr: Überraschende Schlussabrechnung – Arbeitsagentur kontrolliert rückwirkend Kurzarbeitergeld

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1 Kommentar zu "IAB-Studie: 63 Milliarden Euro pro Jahr – Darum ist Arbeitslosigkeit in Deutschland so teuer"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Nicht nur die Steuermindereinnahmen des Staates sind als Kosten der durch Corona-Politik verursachten Arbeitslosigkeit zu sehen, sondern auch die Mindereinnahmen der Sozialversicherungen, der Arbeitslosen, der Selbständigen und Gewerbe. Wenn man das alles mit berücksichtigt, ist der Staat noch ganz gut weg gekommen.

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