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Klimaschutz Weniger Zertifikate, Überschüsse tilgen – Umweltschützer wollen Emissionshandel verschärfen

Klimaschützer präsentieren ihre Vorstellungen für eine Reform des europäischen Emissionshandelssystems. Die betroffenen Branchen warnen vor zusätzlichen Belastungen.
19.04.2021 - 17:17 Uhr Kommentieren
Die Stahlindustrie muss bereits heute in erheblichem Umfang Emissionszertifikate zukaufen. Die kostenlose Zuteilung reicht nicht aus, um die Produktion abzudecken. Quelle: imago images/Rupert Oberhäuser
Hochofen-Abstich bei Thyssen-Krupp in Duisburg

Die Stahlindustrie muss bereits heute in erheblichem Umfang Emissionszertifikate zukaufen. Die kostenlose Zuteilung reicht nicht aus, um die Produktion abzudecken.

(Foto: imago images/Rupert Oberhäuser)

Berlin Der WWF fordert eine Verschärfung des europäischen Emissionshandels. Der Umweltschutzverband spricht sich dafür aus, die zur Verfügung stehende Zertifikatemenge jährlich um 3,57 Prozent zu kürzen. Das wäre eine erhebliche Veränderung: Seit Januar beträgt der Reduktionsfaktor 2,2 Prozent, in den Jahren zuvor lag die jährliche Reduktion bei 1,74 Prozent. Zusätzlich plädiert der WWF dafür, den „historischen Überschuss“ an Emissionszertifikaten dauerhaft aus dem System zu nehmen.

Der WWF reagiert damit auf das neue EU-Klimaziel. Die Staats- und Regierungschefs der EU hatten Ende vergangenen Jahres eine Erhöhung des EU-Klimaziels für 2030 beschlossen. Das Ziel ist es nun, die Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 um „mindestens 55 Prozent“ zu senken. Zuvor hatte der Wert bei 40 Prozent gelegen.

Der Vorstoß des WWF skizziert, wie das neue Ziel auf den Emissionshandel übertragen werden könnte. Unstrittig ist, dass der Emissionshandel verschärft werden muss, um das neue Ziel zu erreichen. Allerdings ist noch unklar, wie die zusätzlichen Reduktionen zwischen den emissionshandelspflichtigen Sektoren (Industrie, Energie) und den nicht dem europäischen Emissionshandel unterliegenden Sektoren (Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft) verteilt werden sollen.

Aus Sicht des WWF sollte der Emissionshandel die Hauptlast beim Erreichen der Klimaziele tragen. Er sei „das Zugpferd des europäischen Klimaschutzes“, sagte Viviane Raddatz, Leiterin Klimaschutz beim WWF Deutschland, dem Handelsblatt.

In den emissionshandelspflichtigen Sektoren sollen die Emissionen nach den Vorstellungen des WWF um „mindestens 65 Prozent, besser noch 70 Prozent“ reduziert werden. Die Vorstellungen des WWF fußen auf einer Studie, die das Öko-Institut für den Verband erarbeitet hat. Sie wird am Dienstag vorgestellt und liegt dem Handelsblatt vor.

„Enormer Überschuss“ von Zertifikaten

Für die Jahre bis 2030 komme es darauf an, „einerseits das Ziel zu verschärfen, andererseits den Überschuss an Zertifikaten viel schneller und kontinuierlicher zu beseitigen“, sagt Raddatz. Es sei an der Zeit, die Obergrenze der Zertifikate an die tatsächlichen Emissionen anzupassen. Laut WWF ist die Obergrenze seit 2009 höher als die tatsächlichen Emissionen, was zu einem „enormen Überschuss“ an Zertifikaten auf dem Markt geführt habe.

Der WWF fordert daher eine Reform der Marktstabilitätsreserve, in der überschüssige Zertifikate geparkt und teilweise gelöscht werden. Zusätzlich plädiert der WWF für einen Mindestpreis im Emissionshandel.

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Die betroffenen Branchen verfolgen die Debatte über einen steileren Verlauf des Reduktionspfades im Emissionshandel mit Sorge. „Bereits bei den bestehenden Regelungen im EU-Emissionsrechtehandel müssen die Stahlunternehmen rund 20 Prozent der Zertifikate erwerben, um ihre Emissionen auszugleichen. Dies ist bis zum Ende der Handelsperiode im Jahr 2030 mit Kosten in Milliardenhöhe verbunden“, sagte Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl.

In der Folge werde die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Stahlindustrie erheblich belastet, den Unternehmen würden die dringend benötigten finanziellen Mittel für Klimaschutz-Investitionen entzogen, sagte Kerkhoff.

„Es ist klar, dass eine Erhöhung des EU-Klimaziels für 2030 zu einer Verschärfung der Bedingungen des Emissionshandels führt“, sagte Jörg Rothermel vom Verband der Chemischen Industrie (VCI). Wenn der lineare Reduktionsfaktor erhöht werde, reduziere das die Verfügbarkeit von Zertifikaten.

Diese Verknappung der Zertifikate treibe die Preise. „Die daraus erwachsenden Zusatzbelastungen müssen durch eine erhöhte kostenlose Zuteilung von Zertifikaten und durch eine verbesserte Strompreiskompensation ausgeglichen werden“, sagte Rothermel.

Mehr: Schlüssel zur Klimaneutralität - Wissenschaftler empfehlen Differenzverträge.

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