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Trotz Digitalpakt „WLAN für alle ist bisher häufig Fehlanzeige“: Die Digitalisierung der Schulen läuft nur schleppend

Der Bund hat insgesamt 6,5 Milliarden Euro für die Digitalisierung der Schulen bereitgestellt. Dennoch mangelt es an Technik für den Unterricht, zeigt eine neue GEW-Studie. 
31.05.2021 - 16:44 Uhr 1 Kommentar
An jeder zweiten Schule gibt es kein WLAN für Schüler und Schülerinnen. Quelle: dpa
Schüler am Computer

An jeder zweiten Schule gibt es kein WLAN für Schüler und Schülerinnen.

(Foto: dpa)

Berlin Die Kultusminister haben wiederholt mehr Tempo bei der Digitalisierung der Schulen versprochen. Doch die Zwischenbilanz ist ernüchternd: Noch immer gibt es eklatante Lücken bei der technischen Ausstattung – und extreme Unterschiede zwischen den Schulen. Das zeigt eine Studie für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die dem Handelsblatt vorliegt. 

Studienleiter Frank Mußmann von der Universität Göttingen sagte: „WLAN für alle ist bisher häufig Fehlanzeige. Nur 70 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer arbeiten an Schulen, an denen es WLAN für alle Lehrkräfte gibt. Die Hälfte der Schulen hat kein WLAN für die Schülerinnen und Schüler.“ Für die repräsentative Studie wurden Anfang des Jahres 2750 Lehrkräfte an 233 weiterführenden Schulen in ganz Deutschland befragt. 

Danach arbeiten lediglich 57 Prozent der Lehrkräfte an Schulen, an denen es genügend digitale Geräte für den Unterricht gibt. Auch eine Cloud-Anbindung ist nicht selbstverständlich: Ein Viertel der Schulen hat keine Schulcloud, nur 40 Prozent arbeiten mit einer schulübergreifenden Bildungscloud. 

Bis heute stünden auch nur in 18 Prozent der Fälle für alle Lehrkräfte digitale Endgeräte der Schule zur Verfügung, für weitere 30 Prozent teilweise. „Deshalb greifen 95 Prozent der Lehrkräfte zur Selbsthilfe und setzen ihre privaten elektronischen Geräte wie Handy, Computer oder Tablet häufiger als vor der Pandemie ein“, sagte der Studienleiter. Und nur die Hälfte der Lehrer könne dabei mit technischer Unterstützung rechnen. 

„Die Lehrkräfte müssen sich auf die pädagogischen Aufgaben konzentrieren können“, mahnte Ilka Hoffmann, GEW-Vorstandsmitglied Schule. „Wir brauchen endlich mehr IT-Fachleute für den technischen Support, die Gelder für die Einstellung etwa von Systemadministratoren stehen bereit. Diese Mittel müssen endlich abgerufen und verstetigt werden. Digitale Werkzeuge sollen die Lehrkräfte pädagogisch unterstützen – und nicht zu einer Dauerbaustelle werden.“

6,5 Milliarden Euro für den Digitalpakt – nur 1,36 Milliarden sind abgerufen 

Der Bund hat insgesamt 6,5 Milliarden Euro für die Digitalisierung der Schulen bereitgestellt – zuletzt wegen Corona auch jeweils 500 Millionen Euro für Lehrerlaptops sowie für Leihgeräte für bedürftige Schüler. Bis Ende 2020 waren jedoch erst 1,36 Milliarden ausgegeben oder bewilligt. 

Die Unterschiede zwischen den Schulen sind enorm: Unterm Strich ergab die Studie, dass ein Drittel aller Schulen zu den digitalen Nachzüglern gehört, zwölf Prozent bezeichnet sie als Vorreiter.

Mangelnde Digitalisierung schade auch nicht nur dem Lernerfolg, sondern sei auch politisch bedenklich, warnen die Autoren: „Es ist nicht gut für eine Demokratie, wenn nur 34 Prozent der Schüler in digitalen Nachzüglerschulen lernen, wie sie prüfen können, ob sie sich auf Informationen im Internet verlassen können“, sagte Mußmann. Doch selbst in den digitalen Vorreiterschulen gilt das nur für zwei Drittel der Schüler. 

Auch die Unterschiede zwischen den Ländern sind groß: So geben in Niedersachsen, Sachsen und Thüringen nicht mal die Hälfte der Lehrer an, dass sie Lernmanagementsysteme nutzen. In der Spitzengruppe Hamburg, Bremen, NRW, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern hingegen sind es inzwischen schon 70 Prozent. 

Für die Lehrer habe die Coronakrise teilweise zu erheblichen Zusatzbelastzungen geführt: „Neun von zehn Lehrkräften haben einen höheren Arbeitsaufwand durch Fernunterricht. Knapp zwei Drittel der Lehrkräfte benennen den Wechselunterricht als Grund für eine stärkere Arbeitsbelastung“, sagte Studienleiter Mußmann. 

Zudem sei die Arbeitsbelastung dadurch gestiegen, dass analoge in digitale Materialien überführt wurden, die digitalen Kompetenzen und die Ausstattung der Kinder und Jugendlichen sehr unterschiedlich sind sowie mehr Kommunikation notwendig ist. 

Mehr: KI-gesteuerte Lernprogramme können das Lernen revolutionieren – und Lehrer massiv entlasten 

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1 Kommentar zu "Trotz Digitalpakt: „WLAN für alle ist bisher häufig Fehlanzeige“: Die Digitalisierung der Schulen läuft nur schleppend"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Während so gut wie alle westlichen Industrieländer mind. 6-7% ihres BIPs für Bildung ausgeben, kommt Deutschland gerade so auf ca. 4%...

    Nichts ausgeben, aber trotzdem will man überall der Beste sein... Liebe Politiker, dass Leben ist kein Wunschkonzert. Wenn wir wieder zu alter Innovationsstärke zurückkommen wollen, dann dürfen wir nicht nur die Sozialausgaben erhöhen, sondern müssen endlich auch wieder die Bildungsausgaben steigern.

    Deutsche Bildungspolitik ist nur noch peinlich!!

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