Coronavirus Japans Regierungschef stellt die Nation auf einen „harten und unerbittlichen Kampf“ ein

Japans Regierungschef kündigte eine Reihe neuer Hilfsmaßnahmen an.
Tokio Japans Ministerpräsident Shinzo Abe hat am Samstagabend das Krisenmanagement in der Coronavirus-Epidemie mit einer dramatischen TV-Ansprache verschärft. Nachdem er am Donnerstag schon die Schließung aller Schulen gefordert hatte, rief er nun die Nation während einer Pressekonferenz zur Mithilfe im „Kampf gegen einen unsichtbaren und unbekannten Feind“ auf.
Gleichzeitig kündigte er eine Reihe neuer Maßnahmen an, darunter ein zweites finanzielles Hilfspaket in Höhe von 2,3 Milliarden Euro, um die wirtschaftlichen Folgen der Viruswelle zu lindern. „Offen gesagt kann die Regierung den Kampf nicht allein gewinnen“, sagte Abe. Daher sei das Verständnis und die Kooperation der Bevölkerung notwendig. Der künftige Weg sei unvorhersehbar, erklärte der Regierungschef. „Der harte und unerbittliche Kampf geht weiter. Und alle müssen sich darauf vorbereiten.“
Erste Anzeichen der Hysterie
Abes Ansprache erfolgte zwei Tage nachdem er die Nation mit seiner Forderung nach einer Schließung aller Schulen geschockt hatte. Die Forderung hat zwar keinen rechtlich bindenden Charakter. Aber seither versuchen die für Schulen zuständigen Lokalregierungen und Bildungsausschüsse hektisch, die Vorgabe in die Tat umzusetzen. Und berufstätige Eltern fragen sich verzweifelt, wie sie Arbeit und Kinderbetreuung meistern können.
Doch Abes Aufruf hatte eine wohl nicht einkalkulierte Nebenwirkung: Erstmals seit Beginn der Epidemie reagierten viele Menschen mit Anzeichen einer Hysterie. Seit Freitag kommt es zu Hamsterkäufen von Klopapier und Papiertaschentüchern. Andere Kunden horten tütenweise Instantnudeln – für den Fall, dass ihre Gemeinden die Präfektur Hokkaido nachahmen sollten.
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Die nördliche Insel verzeichnet bisher die meisten der bisher 241 bekannten Viruserkrankungen und rief daher den Notstand aus. Als eine Maßnahme forderte die Präfekturregierung die Menschen auf, während des Wochenendes in ihren Wohnungen zu bleiben.
Zwei Wochen Entscheidungskampf
Ministerpräsident Abe verteidigte die harten Maßnahmen. Noch sei es möglich, das Tempo der Epidemie zu bremsen, so der Regierungschef. Die nächsten zwei Wochen würden nach Meinung der Experten über eine rasante Ausbreitung oder ein Abflauen der Viruswelle entscheiden. Er forderte daher, dass Massenveranstaltungen abgesagt, verschoben oder verkleinert werden. Die Bevölkerung bat er zudem auf Veranstaltungen in schlecht durchlüfteten, vollen Räumen zu verzichten.
Gleichzeitig kündigte Abe Hilfsmaßnahmen auf lokaler Ebene an und bat die Unternehmen, die betroffenen Eltern zu unterstützen. Die Regierung will dabei mit einem neuen Subventionsprogramm helfen. Insgesamt will die Regierung ein zweites Hilfsprogramm in Höhe von 2,3 Milliarden Euro aus der Haushaltsreserve bereitstellen.
Anfang Februar hatte Abe bereits 130 Millionen Euro für den Virenkampf mobilisiert. Die genauen Maßnahmen sollen in den kommenden zehn Tagen beschlossen werden. Außerdem stellte er weitere Konjunkturprogramme in Aussicht, falls sich die globale wirtschaftliche Lage verschlechtern sollte.

Das Kreuzfahrtschiff lag im Hafen von Yokohama und stand dort zwei Wochen unter Quarantäne.
Gleichzeitig soll die Zahl der Betten auf Isolationsstationen von derzeit 2000 auf 5000 erhöht werden. Damit will Abe das Gesundheitssystem auf die besonderen Herausforderungen der Covid-19 genannten Erkrankung vorbereiten, die schwere, mitunter tödliche Erkrankungen der Atemwege auslösen kann. Die Patienten würden länger im Krankenhaus bleiben müssen als Grippeopfer, erklärte Abe. Besonders alte Personen mit Vorerkrankungen seien gefährdet.
Außerdem kündigte der japanische Regierungschef an, dass die Kosten für Virentests ab kommender Woche von der Krankenversicherung übernommen würden. Derzeit können 4000 Tests pro Tag durchgeführt werden. Der Preis wurde inzwischen vom Gesundheitsministerium auf 18.000 Yen (150 Euro) festgelegt. Das Ministerium kündigte zudem an, dass der übliche 30-prozentige Selbstbehalt der Patienten von der Regierung übernommen wird.
Zum Ende versuchte Abe der Bevölkerung aber doch noch etwas Optimismus einzuimpfen. Es werde sehr hart, gestand der Regierungschef ein. Aber seine Regierung bitte die Menschen aufrichtig um Mithilfe. „Ich bin zuversichtlich, dass wir diese Situation überwinden können.“
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