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Wirtschaftsprüfung Weniger Umsatz und Reisen, mehr Rendite: Wie Deloitte die Pandemie wegsteckt

Die Prüfungsgesellschaft will die Delle aus dem Coronajahr schnell ausgleichen. Eine Rückkehr zum alten Arbeitsmodell wird es nicht geben.
04.11.2021 - 09:25 Uhr Kommentieren
Derzeit hat die Firma erst 25 Prozent Anwesenheitsquote im Office, doch der Wert steigt merklich.
Gebäude von Deloitte

Derzeit hat die Firma erst 25 Prozent Anwesenheitsquote im Office, doch der Wert steigt merklich.

Düsseldorf Die Coronapandemie hat bei der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte deutliche Spuren im operativen Geschäft hinterlassen. In dem Ende Mai abgeschlossenen Geschäftsjahr ist der Umsatz der Gesellschaft in Deutschland um acht Prozent auf 1,56 Milliarden Euro gesunken. Für den viertgrößten deutschen Wirtschaftsprüfer ist damit die Phase des ungebrochenen und in manchen Jahren stürmischen Wachstums vorerst beendet.

Deloitte-Deutschlandchef Volker Krug zeigt sich aber nicht überrascht oder nervös. „Wir haben zwei völlig verschiedene Halbjahre erlebt. Bis Ende 2020 haben auch wir die Zurückhaltung der Kunden gespürt, seit Jahresbeginn legen wir wieder kräftig zu. Ich bin deshalb zufrieden unter den gegebenen Bedingungen“, sagt er im Interview mit dem Handelsblatt.

Die Delle führt Deloitte vor allem auf Sonderfaktoren zurück. So sei ein Großauftrag im Segment Financial Advisory plangemäß ausgelaufen, andere Projekte seien von Mandanten pandemiebedingt zeitlich gestreckt oder verschoben worden. Zudem habe die Gesellschaft im Coronajahr den Kunden wesentlich weniger Reisespesen in Rechnung gestellt, was zu Umsatzeinbußen führte.

Grund: Die Berater und Prüfer sind während der Pandemie nicht wie gewohnt ständig gereist, sondern haben mit den Kunden per Videokonferenz gearbeitet. Auch intern fielen teure Präsenzmeetings aus und wurden auf virtuelle Formate umgestellt. Dies wiederum stützte den Gewinn von Deloitte: Die Ertragskraft – also die Rendite – sei im Geschäftsjahr 2020/21 gestiegen, erläuterte Krug, nannte aber keine konkrete Zahl.

Der Umsatzverlust habe im Consulting (minus 7,5 Prozent) und bei Financial Advisory (minus 30 Prozent) auch daran gelegen, dass ausländische Deloitte-Gesellschaften pandemiebedingt weniger zu internationalen Projekten mit deutschen Kunden beigetragen hätten. Viele Unternehmen haben die Umsetzung vorsichthalber zunächst auf Deutschland begrenzt. Die Volumina sanken in der Folge.

Reisekosten sollen um 30 Prozent sinken

Fürs laufende Geschäftsjahr plant Deloitte wieder mit einem höheren einstelligen Umsatzwachstum, hofft aber auf mehr. Denn dieser Wert sei in den Monaten seit Ende Mai schon deutlich übertroffen worden. „Eines wollen wir aber nicht zurückgewinnen: die im Umsatz abgerechneten Reisekosten und die damit verbundenen Emissionen“, sagte Krug.

Das heißt: Eine Rückkehr zur früher gewohnten Arbeitsweise mit ständiger Präsenz bei den Kunden und Flügen zu internen Meetings in aller Welt wird es bei Deloitte nicht geben. Die Firma will dauerhaft bis zu 30 Prozent der Reisekosten einsparen. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen die zusätzlich gewonnene Flexibilität nicht aufgeben.

Zu einer kompletten Umstellung auf mobiles Arbeiten etwa aus dem Homeoffice wird es bei der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft allerdings auch nicht kommen. „Das Büro ist ein Ankerpunkt für ein Unternehmen und seine Kultur“, so Krug. Derzeit liege die Firma bei 25 Prozent Anwesenheitsquote im Office, doch der Wert steige merklich.

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Bei den Kunden sei angesichts steigender Infektionszahlen noch eine gewisse Zurückhaltung zu spüren. Die einen wollen, dass die Beraterteams auch wieder bei ihnen vor Ort sind, andere befürworten weiterhin den weitgehenden Remote-Austausch. Dies wird laut Deloitte selbst innerhalb von Konzerneinheiten unterschiedlich gehandhabt.

Im Branchenvergleich zeigt sich, dass Deloitte von der Pandemie stärker getroffen ist als die Konkurrenz. Alle vier großen Prüfungsgesellschaften haben ungerade Geschäftsjahre, die im Frühsommer enden, bei KPMG erst im Herbst. Marktführer PwC hat im Geschäftsjahr 2020/21 eine Gesamtleistung von 2,3 Milliarden Euro erzielt, rund zwei Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Bei EY schrumpfte der Umsatz um drei Prozent auf knapp zwei Milliarden Euro. Dieser im Transparenzbericht ausgewiesene Rückgang beruhe aber allein auf Sondereffekten der Coronapandemie, teilte EY mit. Auch die Nummer zwei der Branche verweist auf geringere Reisespesen, die den Kunden in Rechnung gestellt wurden und den Umsatz drückten. Rein operativ sei EY leicht gewachsen.

„Das Büro ist ein Ankerpunkt für ein Unternehmen und seine Kultur.“ Quelle: Deloitte
Deloitte-Deutschlandchef Volker Krug

„Das Büro ist ein Ankerpunkt für ein Unternehmen und seine Kultur.“

(Foto: Deloitte)

Bei allen großen Prüfungs- und Beratungsgesellschaften ziehen seit Frühjahr 2021 die Umsätze und die Auftragslage vor allem in den Consulting-Einheiten wieder kräftig an. Bei Deloitte gibt es dafür laut Krug mehrere Treiber.

Zum einen verlagern immer mehr Unternehmen ihre IT-Applikationen in die Cloud und investieren zeitgleich in Systeme zur Abwehr von Cybercrime. Deloitte positioniert sich dabei nicht mehr allein als Berater, sondern will die Cloud- und Security-Systeme für die Mandaten auch betreiben.

Dazu kommt das neue Megathema Nachhaltigkeit. Wirtschaftsprüfer profitieren davon nicht nur, weil sie die entsprechenden Berichte ihrer Prüfungskunden abzeichnen. Bei anderen Firmen ist Deloitte etwa auch als Berater für Messung, Analyse und Controlling von Nachhaltigkeitskennzahlen engagiert.

Deloitte wird neuer Abschlussprüfer der Software AG

Deloitte will in Deutschland rund 340 Millionen Euro bis 2025 investieren. Das Geld soll in neue Technologien und in Talentförderung gesteckt werden. Dazu gehört auch die weitere digitale Aufrüstung der Abschlussprüfung inklusive Cloud-Anwendungen.

Dieses Stammgeschäft der Wirtschaftsprüfung ist bei Deloitte ebenso wie die Steuerberatung 2020/21 leicht gewachsen. Beim Wettbewerb um neue Abschlussprüfermandate will Krug „weiter selektiv“ vorgehen – es wird also auf den Einzelfall geschaut.

Dabei geht es auch um die Frage, ob Deloitte bei den betreffenden Firmen weiter als Berater tätig sein will oder dies auf Wunsch des Mandanten bleiben soll. Abschlussprüfer eines Konzerns dürfen diesen kaum noch zugleich beraten. In Branchenkreisen heißt es, dass Deloitte sich aus diesem Grund gar nicht erst ums Prüfermandat bei SAP beworben habe. Der Auftrag ging im Frühjahr an BDO.

Zuletzt hat Deloitte mehrere neue Dax-Mandate gewonnen. Neben Bayer prüft die Gesellschaft künftig auch die Deutsche Post und die Merck KGaA. Aktuell buhlt die Gesellschaft um das Mandat der Deutschen Telekom. Frisch auf der Mandantenliste ist der MDax-Konzern Software AG. Dessen Aufsichtsrat hat sich für Deloitte als neuen Abschlussprüfer ausgesprochen, die Hauptversammlung muss dies aber noch absegnen.

Mehr: PwC holt KPMG ein: Wie sich die Machtverhältnisse der „Big Four“ im Dax 40 verschieben

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