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Einzelhandel Modebranche schlägt Alarm und fordert Steuererleichterungen

Die Coronakrise wird laut McKinsey die Konsolidierung in der Modebranche beschleunigen. Die Unternehmen fordern Hilfen, um Insolvenzen zu verhindern.
08.04.2020 - 13:58 Uhr Kommentieren
Selbst wenn die Geschäfte ab Mai langsam wieder öffnen würden, dürfte das Geschäft mit Mode weiter schwach bleiben. Quelle: dpa
Geschlossene Läden in Koblenz

Selbst wenn die Geschäfte ab Mai langsam wieder öffnen würden, dürfte das Geschäft mit Mode weiter schwach bleiben.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Geschlossene Läden, Kontaktverbot, Kurzarbeit – die Coronakrise trifft die Modeindustrie stärker als viele andere Branchen. Eine zweimonatige Schließung der Modeläden würde bereits 80 Prozent der amerikanischen und europäischen Unternehmen in schwere finanzielle Not bringen, lautet ein Ergebnis des aktuellen Reports „The State of Fashion 2020“ von McKinsey.

„Sollte der Shutdown länger als zwei Monate anhalten, rechnen wir mit einem massiven Einschnitt für die Modeindustrie“, sagte Achim Berg, Mode- und Luxusexperte von McKinsey, dem Handelsblatt. „Er wird die Konsolidierung in der Branche beschleunigen“, ist der Unternehmensberater überzeugt.

Auch den Damenmode-Filialisten Appelrath Cüpper hat die Krise ins Wanken gebracht. Das 1882 gegründete Unternehmen beantragte beim Amtsgericht Köln eine Insolvenz in Eigenverwaltung, wie es am Mittwoch mitteilte. „Nachdem wir mit einem außergewöhnlich guten Januar und Februar ins Jahr 2020 gestartet sind, hat uns die Corona-Pandemie in eine schwere Krise geführt“, berichtete Unternehmenschef Lothar Schäfer.

Aufgrund der behördlichen Schließung aller 16 Filialen sei der Umsatz nahezu komplett eingebrochen. Nur der Online-Shop sei noch für Kunden verfügbar. Das Unternehmen befand sich auch vor Corona in einem Restrukturierungsprozess. In dieser Situation seien auch die Gespräche mit den Banken über einen KfW-Kredit erfolglos geblieben, so dass eine Insolvenz in Eigenverwaltung die letzte Option gewesen sei, betonte Finanzvorstand Heinrich Ollendiek.

Der Fall Appelrath Cüpper, das zuletzt mit rund 1000 Mitarbeitern eine Umsatz von rund 110 Millionen Euro erwirtschaftete, zeigt: Die Branche ist weltweit immer noch auf stationäre Läden angewiesen, Rund 80 Prozent sind es derzeit, heißt es in der Studie von McKinsey. Die Modebranche ist eine der größten Industrien weltweit. Bei den Modemarken und -einzelhändlern sowie Produktionsbetrieben arbeiten mehr als 75 Millionen Beschäftigte mit einem Gesamtumsatz von 2,5 Billionen Dollar.

Unternehmen wollen Entlastungen

Wegen des massiven Umsatzeinbruchs schlagen deutsche Modefirmen jetzt Alarm. „Die Lage im Modehandel ist bedrohlich“, sagte Marc-O’Polo-Chef Dieter Holzer dem Handelsblatt. Der Einzelhandel werde nach Wiederöffnung der Läden keinen Aufholeffekt haben wie viele andere Branchen. „Deshalb werden viele Händler Ende des Jahres rote Zahlen schreiben“, warnt Holzer.

Er begrüßt zwar die von der Bundesregierung kurzfristig verabschiedeten Hilfen für die Händler, sie durch KfW-Kredite zu entlasten. Das helfe den Händlern, durch die Zeit der Ladenschließungen zu kommen. Doch das reiche nicht, um das Überleben vieler Unternehmen der Modeindustrie zu sichern. Sie müssten für die Zeit nach der Öffnung der Läden „auch bei der Profitabilität entlastet werden“, fordert der Marc O’Polo-Chef, der die Rückendeckung hat von vielen Unternehmen der Modebranche.

Er schlägt deshalb vor, die Modefirmen durch Steuererleichterungen zu entlasten. So könnten die voraussichtlichen Verluste im laufenden Jahr gegen die Gewinne der vergangenen fünf Jahre verrechnet werden. Das heißt: Wer dieses Jahr einen Verlust erwartet, bekommt einen Teil der in den vergangenen Jahren gezahlten Einkommens-, Körperschafts- und Gewerbe-Steuern zurückerstattet.

Das gelte nur für gesunde Unternehmen, die in den vergangenen Jahren einen Gewinn erzielt haben, macht Holzer klar. „Es geht darum, dass die Unternehmen nach der Coronakrise stabil und investitionsfähig bleiben und wieder in der Lage sind, Steuern zu zahlen“, wirbt Daniel Terberger, Vorstandschef des Modedienstleisters Katag, für den Vorschlag der Modefirmen.

Der Branche droht eine lange Stagnation

Die Unternehmen haben das Problem, dass in ihren Läden seit Wochen schon die Frühjahrs- und Sommermode hängt. Wegen der staatlich verordneten Ladenschließung können sie diese aber nicht verkaufen. Außerdem ist bereits weitere Ware für die nächste Saison in der Pipeline.

Selbst wenn die Geschäfte eventuell ab Mai langsam wieder öffnen, dürfte das Geschäft mit Mode weiter schwach bleiben. So rechnen 60 Prozent der von McKinsey befragten Verbraucher damit, dass die Wirtschaft mindestens noch sechs bis zwölf Monate oder länger stagnieren oder nur langsam wachsen wird.

Viele Verbraucher dürften wegen Kurzarbeit oder drohender Arbeitslosigkeit ihr Budget für den Mode-Einkauf in den nächsten Monaten kürzen. Deshalb geht Berater Berg davon aus, dass die Nachfrage in der Modebranche auch nach Ende des Shutdowns über alle Kanäle hinweg „noch länger deutlich niedriger sein wird als vor der Krise“. Die Zurückhaltung der Verbraucher wird demnach noch Monate anhalten. Berg rechnet „frühestens im Weihnachtsquartal wieder mit normal laufenden Geschäften“.

Denn die Verbraucher werden sowohl weniger in den stationären Läden als auch in den Onlineshops einkaufen, ist ein Ergebnis des Mode-Reports. So planen 49 Prozent der Verbraucher, ihre Einkäufe in den Läden zu verringern und und 44 Prozent in den Online-Shops.

Auch die Berliner Onlinemodeplattform Zalando hatte zuletzt eingeräumt, dass das Geschäft in vielen Ländern derzeit schlechter läuft als vor der Coronakrise. Denn wer nur im Homeoffice sitzt, hat weniger Lust, sich ein neues Kleidungsstück zu kaufen.

Mehr: Corona bringt viele Modefirmen in Existenznot

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