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Peter Schöffel Schöffel baut um und setzt künftig stärker auf Berufsbekleidung

Der Outdoor-Unternehmer schafft einen neuen Bereich und zieht sich aus dem Tagesgeschäft zurück. Erstmals liegt die Marke nun in Händen von Familienfremden.
22.09.2021 - 14:27 Uhr Kommentieren
Der Unternehmer führt den 207 Jahre alten Outdoor-Ausrüster in siebter Generation. Quelle: Schöffel
Peter Schöffel

Der Unternehmer führt den 207 Jahre alten Outdoor-Ausrüster in siebter Generation.

(Foto: Schöffel)

München Schnell noch einen Kaffee holen und dann ab in die nächste Besprechung: Drei Jahrzehnte lang war das Alltag für Peter Schöffel. Damit ist es jetzt aber vorbei. „Ich will nicht mehr von einem operativen Meeting ins andere eilen müssen“, sagt der Unternehmer, der den 207 Jahre alten Outdoor-Ausrüster in siebter Generation führt. Als CEO der Gruppe werde er sich von nun an hauptsächlich um das große Ganze, das heißt um die strategische Ausrichtung, kümmern.

Das Tagesgeschäft verantworten jetzt zwei Manager: Vertriebsleiter Stefan Merkt, 51, übernimmt das angestammte Geschäft mit wetterfester Ausrüstung für Wanderer und Skifahrer sowie seit Neuestem auch für Radfahrer. Es steht für rund 90 Prozent vom Umsatz. Den neu geschaffenen Bereich für Berufsbekleidung leitet Finanzchef Felix Geiger, 49, zusätzlich zu seinen bisherigen Aufgaben.

Schöffel rechnet sich große Wachstumschancen im Geschäft mit Behörden und Unternehmen aus. „Der Firmenkundenbereich bietet mehr Potenzial, als wir derzeit abrufen. Zwischen den beiden Bereichen gibt es Synergien, aber auch gewaltige Unterschiede“, betont der 60-Jährige. Schöffel werde künftig den Gesetzen dieses ganz speziellen Marktes folgen. Dabei gehe es nicht zuletzt darum, sehr schnell auf die Bedürfnisse der Käufer einzugehen und auch einmal eher kleine Stückzahlen zu liefern.

Für den Mittelständler ist dies ein geradezu revolutionärer Umbau. „Es ist dies das erste Mal, dass Familienfremde die Geschicke der Marke verantworten“, erläutert Schöffel. Der Unternehmer hat wegen der Corona-Pandemie seit anderthalb Jahren schwer zu kämpfen. Weil das wichtige Geschäft mit Skibekleidung fast komplett wegbrach, ist der Umsatz vergangenes Jahr eigenen Angaben zufolge um 15 Prozent zurückgegangen. Vor der Krise hätten die Erlöse knapp 100 Millionen Euro betragen, so Schöffel. Detaillierte Angaben macht der Eigentümer nicht. Nur so viel: Er habe das Jahr 2020 mit einem ausgeglichenen Ergebnis abgeschlossen – immerhin.

Schöffel denkt schon immer in Generationen

Schöffel ist damit allerdings stärker geschrumpft als die gesamte europäische Outdoor-Industrie. Dem Branchenverband EOG zufolge ist der Umsatz der Hersteller insgesamt um knapp zehn Prozent auf 5,3 Milliarden Euro gesunken. Die Einnahmen der Bekleidungsmarken seien um gut zehn Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zurückgegangen. Dieses Jahr werde der Umsatz stagnieren, sagt Schöffel. 2022, so hofft der Schwabe, werden die Einnahmen dann wieder auf das Vorkrisenniveau klettern.

Mit der neuen Struktur will Schöffel auch dafür sorgen, dass er seinem Sohn Jakob gegen Ende des Jahrzehnts ein wettbewerbsfähiges Unternehmen übergeben kann. Der 23-Jährige studiert derzeit in Lissabon und soll in sieben, acht Jahren in die väterliche Firma einsteigen.

Über den Tag hinaus zu denken gehört sozusagen zum Erbe, das Peter Schöffel übernommen hat. Und auch, stets wendig zu bleiben. Denn das einzig Konstante in der langen Geschichte von Schöffel ist der Wandel. 1804 hat Georg Schöffel als Strumpfhändler angefangen. Später betrieb die Familie ein Textilhaus. Vor einem halben Jahrhundert schließlich begann Hubert Schöffel, Regenjacken und Wanderhosen herzustellen.

Sohn Peter Schöffel richtete das Outdoor-Unternehmen schon vergangenes Jahrzehnt neu aus und wollte eigentlich 2020 durchstarten. Unter anderem forcierte er das digitale Marketing und heuerte einen eigenen Innovationsmanager an. Zuletzt stieg er ins boomende Geschäft mit Radbekleidung ein; eine weise Entscheidung, die er schon lange vor der Pandemie getroffen hatte. Die Hosen und Jerseys fürs Bike bewahrten ihn vor einem noch heftigeren Absturz.

Lange war Schöffel die Nummer zwei der Branche hinter Jack Wolfskin

Auf der Sportmesse Ispo vergangenes Jahr, kurz bevor das Coronavirus Europa erreichte, machte er zudem mit beheizbaren Skihosen und -jacken von sich reden. Das Label war jahrelang in Deutschland die Nummer zwei im Geschäft mit wetterfester Sportbekleidung, gleich hinter Jack Wolfskin. Konkurrenten wie Vaude, Salewa, CMP, Fjällräven oder Patagonia haben sich in jüngster Zeit allerdings dynamischer entwickelt. So kommt es, dass Schöffel vergangenes Jahr nicht einmal mehr unter den 20 größten Lieferanten der hierzulande führenden Sporthandelskette Sport 2000 vertreten war.

Der neue Outdoor-Chef, Stefan Merkt, muss sich unterdessen sofort unter erschwerten Bedingungen bewähren. Viele der Shirts, Shorts und Jacken bezieht das Unternehmen aus Vietnam, also jenem südostasiatischen Land, das in den vergangenen Wochen stark unter der Pandemie litt und sich lange im Lockdown befand. Viele Lieferungen würden deshalb erst mit mehreren Wochen Verspätung eintreffen, so Merkt. Zudem seien die Frachtraten enorm gestiegen. „Das ist eine globale Herausforderung“, meint der Manager. Der einzige Trost: Den Konkurrenten ergeht es auch nicht besser.

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