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Touristik Tui verzeichnet 60 Prozent weniger Sommerbuchungen als 2019

Konzernchef Fritz Joussen verbreitet auf der Hauptversammlung Optimismus für die kommende Saison. Tatsächlich ist der Geschäftsausblick trübe.
25.03.2021 - 14:38 Uhr Kommentieren
Der Tui-Chef macht Hoffnungen auf eine gute Sommersaison – mehr als Hoffnung ist es aber bisher nicht. Quelle: dpa
Fritz Joussen

Der Tui-Chef macht Hoffnungen auf eine gute Sommersaison – mehr als Hoffnung ist es aber bisher nicht.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Seinen Aktionären verspricht Tui-Chef Fritz Joussen ein „gutes Sommergeschäft, falls die Covid-Maßnahmen im April greifen“. Der Reisekonzern erwarte im laufenden Geschäftsjahr „unverändert einen signifikant positiven Nettozufluss“, erklärte der Vorstandsvorsitzende am Donnerstag auf der virtuellen Hauptversammlung. Auch einen „Cash-Break-even“ stellte er den Anteilseignern für das Sommerquartal in Aussicht.

Die konkreten Geschäftszahlen allerdings setzen ein Fragezeichen hinter solche Ankündigungen. Die Buchungsquote liegt nach Tui-Angaben aktuell 60 Prozent unterhalb des vergleichbaren Stands für den Sommer 2019.

Die Gesamtkapazitäten für die Hauptreisemonate im Sommer 2021 senkte Tui deshalb jetzt auf 75 Prozent – nach zuvor 80 Prozent. Eine konkrete Prognose für die Ergebnisse des laufenden Geschäftsjahrs 2020/21 könne man zudem nicht geben, erklärte Joussen.

Die weitreichendsten Beschlüsse waren für den Konzern bereits Anfang des Jahres auf einer außerordentlichen Hauptversammlung gefallen. Damals machten die Aktionäre den Weg frei für das dritte staatliche Rettungspaket, das ihnen gleichzeitig einen Kapitalschnitt abverlangte.

Dabei mussten sie nicht nur stillen Einlagen des Staats zustimmen, die dieser in einen Aktienanteil von knapp mehr als 25 Prozent umwandeln kann. Auch die Herabsetzung des Grundkapitals und eine anschließende Kapitalerhöhung um gut 500 Millionen Euro winkten sie am 5. Januar durch.

Rettungskredite lassen Zinslast bei Tui steigen

„Vor dem Hintergrund einer weiter anhaltenden Pandemie wurde somit ausreichend Liquidität bis zum Sommer gesichert“, lobte der Konzernchef am Donnerstag das Rettungsprogramm, das die Staatshilfen auf insgesamt 4,3 Milliarden Euro nach oben schraubte. Auch die Laufzeiten der bestehenden staatlichen Kredite seien durch dieses dritte Rettungspaket bis zum Sommer 2022 verlängert worden. Laut Joussen verfügte Tui zum 22. März 2021 über Barmittel und abrufbare Fazilitäten in Höhe von 1,6 Milliarden Euro.

Kehrseite der überbordenden Hilfskredite, die zum großen Teil von der staatseigenen KfW beigesteuert wurden: Die jährliche Zinslast erhöht sich für Tui durch die teilweise mit einem Zinssatz von 9,5 Prozent versehenen Darlehen auf 150 bis 200 Millionen Euro, wie Joussen berichtete. Hinzu kämen jährliche Fixkosten in Höhe von 250 bis 300 Millionen Euro – Geld, das angesichts des schleppenden Reisegeschäfts erst einmal verdient werden will.

Infolge der jüngsten staatlichen Rettungsaktion wurden am Donnerstag Jutta Dönges und Janina Kugel in den Aufsichtsrat gewählt, die künftig als Abgesandte des staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) den Reisekonzern kontrollieren sollen. Dönges ist Geschäftsführerin der Finanzagentur des Bundes, Wirtschaftsmanagerin Kugel war bis vor Kurzem als Personalchefin Mitglied des Siemens-Vorstands.

Für sie machten Peter Long und Angelika Gifford, deren Amtszeit zur Hauptversammlung auslief, Platz. Long galt als Vorstandschef der britischen Konzernbeteiligung Tui Travel lange Zeit als Widersacher Joussens, verlor aber durch die nicht ganz freiwillige Fusion von Tui AG und Tui Travel 2014 seine operative Stellung.

Angelika Gifford hatte Aufsichtsratschef Dieter Zetsche schon im vergangenen Jahr mitgeteilt, dass sie angesichts einer neuen Managementfunktion ihre Mandate reduziert. Gifford ist vom Techkonzern Facebook zur Vizepräsidentin befördert worden.

Hoffnungen auf Geschäft in Großbritannien

Der russische Großaktionär Alexej Mordaschow, der etwas mehr als 30 Prozent am Unternehmen hält, stellte sich dagegen zur Wiederwahl, ebenso wie Edgar Ernst. Als Präsident der „Bilanzpolizei“ DPR war Ernst vergangenes Jahr im Zuge des Wirecard-Skandals unter Druck geraten und gab den Posten dort im Februar auf.

Für die kommende Sommersaison verbreitete Joussen trotz der ungewissen Reiseaussichten Optimismus. Insgesamt lägen die Buchungen für den Sommer 2021 konzernweit unverändert auf einem „ermutigenden Niveau“ von 2,8 Millionen Gästen, erklärte er. Darin enthalten sind allerdings auch die Umbuchungen und Gutschein-Einlösungen aus dem Vorjahr – also zum Teil schon bezahlte Reisen.

Immerhin konnte der Konzern im Vergleich zum Stand im Februar rund 180.000 neue Kundenbuchungen für die wichtigen Urlaubsmonate Juli, August und September verzeichnen. Darüber hinaus hätten viele Gäste aus Großbritannien, die einen Urlaub ursprünglich vor dem 17. Mai 2021 planten, einen späteren Reisetermin für 2021 gewählt, statt zu stornieren. Deshalb lägen die Buchungen für Oktober 2021 bei Tui UK um zwölf Prozent im Plus.

Scharfe Kritik kam vonseiten der Aktionärsschützer. Auf der Hauptversammlung vor einem Jahr, als die Pandemie bereits im Anmarsch war, habe sich Tui allein um ein neues Vergütungssystem für den Vorstand gesorgt, kritisierte Alexander von Vietinghoff von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Das Coronavirus habe man auf Anfrage als „Panikmache“ abgetan. „Dadurch war Tui schlecht auf die Krise vorbereitet“, glaubt der Aktionärsvertreter.

Mehr: Tui beruft Janina Kugel und Jutta Dönges als Staatsvertreter in den Aufsichtsrat

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