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Corona-Impfstoff In Bayern soll es Sputnik made in Germany geben

Trotz fehlender EU-Zulassung will der russische Konzern R-Pharm im bayerischen Illertissen Sputnik V herstellen. Die Raiffeisenbank gibt 50 Millionen Euro Kredit.
12.11.2021 - 11:22 Uhr 1 Kommentar
Der russische Mutterkonzern produziert den Impfstoff Sputnik V. Quelle: dpa
Sitz von R-Pharm Germany in Bayern

Der russische Mutterkonzern produziert den Impfstoff Sputnik V.

(Foto: dpa)

Moskau Obwohl eine zeitnahe EU-Zulassung für den russischen Vektorimpfstoff Sputnik V immer unwahrscheinlicher wird, beharrt der russische Pharmakonzern R-Pharm auf seinen Plänen für eine Sputnik-Produktion in Bayern. Erst vor wenigen Wochen ist ein entsprechendes Labor für die Produktion in Illertissen im Landkreis Neu-Ulm fertig geworden.

Nach Konzernangaben sollen in der Fabrik jährlich bis zu 150 Millionen Dosen des Sputnik-Vakzins und des hauseigenen Covid-Medikaments Artlegia vom Band laufen. Zu diesem Zweck hat R-Pharm schon ein Kreditabkommen mit der Raiffeisenbank geschlossen. Für den Ausbau der Kapazitäten erhält das Unternehmen 50 Millionen Euro. Der Kredit läuft über drei Jahre. Doch zunächst einmal wird R-Pharm dem Vernehmen nach den Astra-Zeneca-Impfstoff Vaxzevria in Illertissen produzieren.

R-Pharm stellt bereits in Russland Sputnik V her. Allerdings ist der bisherige Produktionsumfang bescheiden. Nach Angaben der Moskauer Wirtschaftszeitung „Kommersant“ hat das Unternehmen statt der zu Jahresbeginn angekündigten zehn Millionen Dosen pro Monat bisher erst 10.000 bis 30.000 Dosen des Impfstoffs auf den Markt gebracht. Dem Bericht nach hängen die Verzögerungen mit Optimierungsarbeiten am Produktionsstandort, einem Moskauer Technologiepark, zusammen.

Besser läuft es in Moskau hingegen mit der Produktion des Astra-Zeneca-Vakzins. Die Technologie ist erprobt und die Fertigung in Gang gebracht. Den Impfstoff produziert R-Pharm nur für den Export, da er in Russland ebenso wenig zugelassen ist wie die Vakzine von Biontech/Pfizer, Moderna oder Johnson & Johnson.

Es sei daher logisch, dass R-Pharm auch in Deutschland mit der Produktion des Astra-Zeneca-Impfstoffs beginne, meint Sergej Schuljak, Generaldirektor des russischen Pharma-Marktforschungsinstituts DSM Group. Bei Sputnik V hingegen sieht der Experte noch viele Fragezeichen.

Es fehlen noch Daten für eine EU-Zulassung

Sputnik V wurde vom Gamaleja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau entwickelt. Der Impfstoff ist inzwischen in mehr als 70 Ländern zugelassen und wird international vom staatlichen Direktinvestmentfonds RDIF vertrieben.

Innerhalb der EU hat Sputnik V allerdings das gleiche Problem wie die europäischen Impfstoffe in Russland. So sind die in Illertissen produzierten Impfstoffe für den europäischen Markt gedacht. Allerdings fehlt für Sputnik V nach wie vor die Zulassung der Europäischen Arzneimittelbehörde Ema, die seit Anfang März den Impfstoff prüft. Wohl auch deswegen sind frühere Ankündigungen des Konzerns, der ursprünglich schon im Juni oder Juli mit der Produktion beginnen wollte, hinfällig geworden.

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Auch jetzt ist noch nicht klar, ob und wann eine Zulassung erfolgt. Die Ema beklagt immer noch fehlende Daten. Aus behördennahen Kreisen heißt es, eine Zulassung bis Jahresende sei „absolut unmöglich“. Ein Vertreter des deutschen Gesundheitsministeriums erklärte am Mittwoch bei einem Pressebriefing, dass das Amt bisher keinen Mechanismus sehe, Sputnik V für mögliche Boosterimpfungen zuzulassen.

Auch Impfpässe für Menschen, die sich mit Sputnik haben impfen lassen, werden in der EU noch nicht anerkannt, obwohl einzelne Länder diesbezüglich bereits Ausnahmen machen. Zuletzt erklärte sich Italien bereit, die Covid-Impfung mit Sputnik anzuerkennen, wenn der Patient anschließend eine Auffrischungsimpfung mit einem im EU-Raum zugelassenen Vakzin erhalten habe.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte noch auf dem G20-Gipfel unlauteren Wettbewerb auf dem Impfstoffmarkt beklagt. Die Zulassung des russischen Impfstoffs würde bewusst verzögert, um westlichen Konzernen Marktanteile bei dem höchst lukrativen Geschäft zu sichern, mutmaßte er und forderte eine schnelle Zulassung aller Impfstoffe, um die Pandemie weltweit besser bekämpfen zu können.

Kremlsprecher Dmitri Peskow zeigte sich jüngst optimistisch, dass in absehbarer Zeit eine Lösung gefunden werde und Sputnik V auch in der EU eine Zulassung erhalte. Nikolai Bespalow von der Consultingagentur RNC Pharma ist da skeptischer. Seiner Einschätzung nach erhält R-Pharm die Zulassung erst, wenn 80 Prozent der Bevölkerung mit anderen Mitteln geimpft worden seien – derzeit sind es rund 70 Prozent.

Immerhin: Angesichts der anstehenden Boosterimpfungen verspricht das auch dann noch reichlich Gewinne. Prinzipiell hat R-Pharm die nötigen Ressourcen und Qualifikationen für einen schnellen Aufbau der Produktion. Das Unternehmen des Milliardärs Alexej Repik ist seit 20 Jahren auf dem Markt und beschäftigt rund 3600 Mitarbeiter in über 30 Ländern der Welt. Das Werk in Illertissen, das einst zur Heinrich Mack AG gehörte, hat R-Pharm 2014 von Pfizer übernommen.

Mehr: Russland entgleitet die Kontrolle in der Coronakrise

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1 Kommentar zu "Corona-Impfstoff: In Bayern soll es Sputnik made in Germany geben"

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  • Der ganze Zirkus, aka die nationale, souveräne Politik, erinnert mehr und mehr an einen Kindergarten unter schlechter Leitung.

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