Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Lobbyvereinigung Mitgliedsbeiträge steigen kräftig: Verband der Automobilindustrie stellt Finanzierungssystem um

Der VDA verdient mit der Messe Internationale Automobil-Ausstellung nicht mehr genügend Geld. Jetzt sollen die Mitglieder mehr zahlen.
23.11.2021 - 17:35 Uhr Kommentieren
IAA im September in München: Auf das Messegelände kamen deutlich weniger Besucher als in der Vergangenheit. Umso begehrter waren die Freiflächen in der Innenstadt, wo der veranstaltende VDA allerdings keinen Eintritt verlangte. Quelle: imago images/Arnulf Hettrich
IAA in München – nicht mehr der große Geldbringer

IAA im September in München: Auf das Messegelände kamen deutlich weniger Besucher als in der Vergangenheit. Umso begehrter waren die Freiflächen in der Innenstadt, wo der veranstaltende VDA allerdings keinen Eintritt verlangte.

(Foto: imago images/Arnulf Hettrich)

Düsseldorf Im Frühjahr hat es noch einen massiven Streit um die künftige Finanzierung des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) gegeben, jetzt hat sich die Verbandsspitze mit den VDA-Unternehmen auf ein neues Finanzgerüst verständigt. „Es gibt ein in den vergangenen Monaten mit den Mitgliedern entwickeltes und abgestimmtes Modell, das wir auf der Mitgliederversammlung am Donnerstag präsentieren werden“, kündigte VDA-Präsidentin Hildegard Müller im Gespräch mit dem Handelsblatt (>> lesen Sie hier das ausführliche Interview) an.

Bislang hat sich der wichtigste deutsche Industrieverband zu großen Teilen aus eigenen wirtschaftlichen Aktivitäten finanziert, vor allem über die vom VDA veranstaltete Internationale Automobil-Ausstellung (IAA). Der Verband bestritt seinen Jahresetat von geschätzten gut 20 Millionen Euro zu etwa drei Vierteln über die IAA-Erlöse. Der Rest kam aus den Beiträgen der mehr als 600 Mitgliedsunternehmen. Im VDA sind nicht nur die großen Automobilhersteller wie Volkswagen und BMW, sondern auch viele kleine und mittelständische Zulieferer organisiert.

Künftig soll sich die VDA-Finanzierung umdrehen: Drei Viertel müssen über die Beiträge aufgebracht werden, der kleinere Rest kommt dann in Zukunft aus den Messeerlösen. Die klassischen Autoausstellungen sind weltweit nicht mehr das große Geschäft, die meisten Veranstalter müssen sich mit weniger Gewinn begnügen. Häufig fallen die Messen auch komplett aus. Der bekannte Genfer Automobilsalon ist für das nächste Frühjahr ein weiteres Mal abgesagt worden.

„Bewusster Strategiewechsel“

VDA-Präsidentin Müller spricht von einem „bewussten Strategiewechsel“, der am Ende zu dem neuen Finanzierungsmodell des Verbandes geführt habe. Zunächst hatte sich der VDA dazu entschieden, den traditionellen Messestandort Frankfurt aufzugeben und nach München zu wechseln. Außerdem wurde die Dauer der neuen „IAA Mobility“ von zwei auf eine Woche verkürzt. „Deshalb war im VDA-Vorstand und in den Mitgliedsunternehmen von Anfang an klar, dass wir die Finanzierung des Verbandes über die IAA-Erlöse nicht mehr in großem Maße sicherstellen können und in der Folge eine Finanzreform benötigen“, ergänzte Hildegard Müller.

In der Münchener Innenstadt hatte der VDA zusätzliche Ausstellungsflächen geschaffen, die sogenannten „Open Spaces“, in denen kein Eintritt verlangt wurde. „Wir wollen mit den Menschen offen über die neue Mobilität der Zukunft diskutieren und ihnen die neuesten Trends zeigen“, begründete die VDA-Präsidentin diese Entscheidung.

Die erste Münchener IAA wertete sie als Erfolg. Im Tagesdurchschnitt seien 30 Prozent mehr Besucher gekommen als am früheren Standort auf dem Frankfurter Messegelände.

Allein auf den Freiflächen in der Innenstadt seien während der gesamten Woche mehr als 300.000 Besucher gezählt worden. „Das zeigt uns, dass das neue Konzept funktioniert hat und gut bei den Menschen ankam“, so die VDA-Präsidentin weiter. Die Zukunft der Automesse sei gewährleistet, 2023 soll es die geplante Neuauflage geben.

Wegen der verkürzten IAA und weniger Eintrittsgeldern kommen auf die VDA-Mitglieder höhere finanzielle Lasten zu. Bislang musste beispielsweise der Volkswagen-Konzern jährlich mehr als 600.000 Euro auf die Berliner Verbandskonten überweisen. Mit der geplanten Einführung des neuen Finanzierungsmodells werden sich die Mitgliedsbeiträge nicht nur für Volkswagen, sondern für alle VDA-Unternehmen ungefähr verdreifachen.

„Krisensicheres“ Modell

Die Verbandspräsidentin sagte dazu, dass „wir uns gemeinsam entschieden haben, eine sehr komplexe Finanzierungsstruktur umzustellen“. Bisherige Verbandsumlagen würden teilweise in die Mitgliedsbeiträge integriert. Außerdem sparten etliche VDA-Unternehmen durch die Verkürzung der IAA beim Messeaufwand.

In der Vergangenheit schlugen die IAA-Auftritte der großen Autohersteller häufiger mit zweistelligen Millionenbeträgen zu Buche. Zugleich seien auch die Aufgaben des Verbandes ausgebaut worden. Deshalb greife die Aussage von der Verdreifachung der Beiträge „zu kurz“. „Das neue Modell macht den Verband unabhängig, krisensicher und stark für die Zukunft“, betonte Hildegard Müller.

Die Mitgliedsunternehmen hätten die Anforderungen an den Verband zudem erhöht. So unterstützten die VDA-Unternehmen die Entscheidung, „dass wir uns auch gesellschaftlich stärker beim Thema Mobilität engagieren“. Aktuell kommt der Verband in seiner Berliner Zentrale auf etwa 140 Beschäftigte. Mit der jetzt anstehenden Finanzreform soll die Zahl der Mitarbeiter mindestens konstant bleiben.

Im Frühjahr war insbesondere aus dem Volkswagen-Konzern Kritik an den Finanzplänen des Automobilverbandes geübt worden. In damals bekannt gewordenen vertraulichen E-Mails an den VDA beklagte sich VW-Vorstandschef Herbert Diess über die Pläne zu einer Erhöhung der Mitgliedsbeiträge. Der Verband solle zunächst seine Strukturen neu ordnen und Kosten reduzieren, bevor über eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge nachgedacht werden könne.

Auch VW wird dem Modell wohl zustimmen

Danach wurde verbandsintern weiter über die künftige Finanzierung diskutiert und die jetzt vorliegende Lösung ausgehandelt. Deshalb gilt es als gesichert, dass das neue Finanzierungsmodell des Verbandes am Donnerstag von der Mitgliederversammlung durchgewunken wird. Wie aus Konzernkreisen verlautete, wird VW dem neuen Finanzierungssystem auf der Mitgliederversammlung zustimmen.

Verbandspräsidentin Müller formulierte zugleich die Forderungen der Autoindustrie an die künftige Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP. „Wir brauchen massive Investitionen in die Infrastruktur“, sagte sie. Dazu gehörten der Ausbau des Breitbandnetzes, eine flächendeckende Ladeinfrastruktur für die Elektroautos sowie der Aufbau einer umfassenden Produktion von Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen, um den großen Fahrzeugbestand von Verbrennern in Zukunft klima- und umweltfreundlich betreiben zu können.

Müller beklagte zugleich die sehr langen Planungs- und Genehmigungsverfahren in Deutschland. Gemeinden, Länder, der Bund und auch die EU müssten endlich koordiniert zusammenarbeiten und für eine Beschleunigung sorgen. „Deutschland hat hier den akuten Handlungsbedarf noch nicht erkannt“, sagte die VDA-Präsidentin. Der Neubau der Tesla-Fabrik in Brandenburg zeige, dass solche Projekte doch schneller realisiert werden könnten. Das sollte auch bei der von Volkswagen geplanten neuen Autofabrik in Wolfsburg möglich sein.

Mehr: Datenlieferant Auto – Hersteller wollen Informationen zentral vermarkten

Startseite
Mehr zu: Lobbyvereinigung - Mitgliedsbeiträge steigen kräftig: Verband der Automobilindustrie stellt Finanzierungssystem um
0 Kommentare zu "Lobbyvereinigung: Mitgliedsbeiträge steigen kräftig: Verband der Automobilindustrie stellt Finanzierungssystem um"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%