Tod von George Floyd So setzen Konzerne in den USA ein Zeichen gegen Rassismus

Das Unternehmen macht sich gegen Rassismus stark.
New York Zehnmal schreibt Mark Mason, der Finanzvorstand der Großbank Citi, den Satz „I can’t breathe“ – übersetzt: Ich kann nicht atmen – in seinem Blog-Eintrag. Zehnmal hat ihn auch George Floyd geäußert, bevor er unter dem Knie eines Polizisten starb. Mason ist einer der wenigen Afroamerikaner, die es in der amerikanischen Unternehmenswelt nach ganz oben geschafft haben, und er verurteilt auf dem offiziellen Citi-Blog den Rassismus, der in den USA herrscht.
Es ist das erste Mal seit Langem, dass US-Unternehmen Stellung beziehen. Dabei ist Citi nicht allein. Auch der Telekommunikationskonzern AT&T, der Pharmariese Merck & Co, die Kaffeekette Starbucks, der Streamingdienst Netflix, die Bank JP Morgan, die Schuhhersteller Reebok und Nike und die Kaufhausketten Nordstrom und Target haben die Brutalität der Polizei gegen George Floyd in diesen Tagen verurteilt. Auf ihren Internetseiten, in den sozialen Medien oder in eigenen Spots äußern sie sich zu dem Thema, das die Vereinigten Staaten in diesen Tagen beschäftigt.
Bisher haben US-Unternehmen zwar gern von ihren Werten und Diversität gesprochen. Aber aus der öffentlichen Diskussion hielten sich die meisten lieber heraus – vor allem wenn es um politisch heikle Themen wie Rassismus geht.
Zwar sind die CEOs 2018 aus dem Beraterstab des US-Präsidenten zurückgetreten, als sich Donald Trump zu Beginn seiner Amtszeit nicht ausreichend von den rechten Demonstrationen in Charlottesville und einem Mordfall auf der Kundgebung durch einen weißen Rassisten distanzierte. Aber seitdem haben die meisten US-Unternehmen die Konfrontation gemieden. Das hat sich mit dem Mord von Floyd geändert.
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Citi-CFO nennt die Namen der Opfer
„Auch wenn ich der CFO einer globalen Bank bin, zeigen die Tötungen von George Floyd in Minnesota, Ahmaud Arbery in Georgia und Breonna Taylor in Kentucky, welchen Gefahren Schwarze wie ich ausgesetzt sind, wenn wir unserem täglichen Leben nachgehen“, schreibt nun der Citi-CFO Mason.
Trotz der vielen Fortschritte blieben Schwarzen einfache Privilegien auch heute noch oft verwehrt. Dabei gehe es nicht um Privilegien wie Wohlstand, Ausbildung und Aufstiegsmöglichkeiten, betont der Citi-Manager: „Ich spreche über die fundamentalen Menschen- und Bürgerrechte und die Würde und den Respekt, die damit einhergehen. Ich spreche über so weltliche Dinge wie Joggengehen.“
Kenneth Frazier, CEO des Pharmakonzerns Merck & Co, bezieht gegenüber dem Fernsehsender CNBC ebenfalls klar Stellung: „Was die afroamerikanische Community in diesem Video sieht, ist, dass ein afroamerikanischer Mann, der ich oder irgendein anderer afroamerikanischer Mann sein könnte, wie jemand behandelt wird, der weniger als ein Mensch ist.“
Auch der CEO der erfolgreichen Einzelhandelskette Target, deren Läden vielerorts zerstört wurden, äußerte Verständnis für die Proteste: „Der Mord von George Floyd hat einen seit Jahren aufgestauten Schmerz freigelassen, so wie das die Tötungen von Ahmaud Arbery und Breonna Taylor getan haben. Wir sagen ihre Namen laut und halten eine lange Liste von anderen in unseren Herzen“, schreibt er in einer Stellungnahme, nachdem er mehrere Geschäfte wegen Plünderungen schließen ließ.
Der Sportschuh-Hersteller Reebok teilte „der schwarzen Community“ in den sozialen Medien mit, dass er „in Solidarität mit ihnen steht“, und rief seine Follower dazu auf, sich in die Lage der Schwarzen hineinzuversetzen: „Wir rufen euch nicht auf, unsere Schuhe zu kaufen. Wir rufen euch auf, in denen anderer zu laufen.“
Nike sagt: Just don’t do it
Nike hat in einem extra Spot seinen berühmten Slogan „Just do it“ abgeändert: „For once, don’t do it“, heißt es nun. Diesmal sollte man nicht einfach so tun, als gäbe es kein Problem in Amerika. Für Nike ist es nicht das erste Mal, dass es den Rassismus in den USA anklagt.
Mit der Kampagne des knienden Football-Stars Colin Kaepernick hatte es die Wut des US-Präsidenten auf sich gezogen. „Glaub an etwas, auch wenn das bedeutet, dass du alles opferst“ – war der Slogan damals, da Kaepernick nach seinem öffentlichen Protest kein Team mehr gefunden hatte.
Der Streamingdienst Netflix teilte auf Twitter mit: „Still zu bleiben heißt, Komplize zu sein. Schwarze Leben zählen. Wir haben eine Plattform, und wir haben unseren schwarzen Mitgliedern, Mitarbeitern, Kreatoren und Talenten gegenüber die Pflicht, offen Stellung zu beziehen.“
Auch der Twitter-CEO Jack Dorsey hat sich bereits seit einigen Tagen offiziell mit dem US-Präsidenten angelegt, der den Kurznachrichtendienst als Sprachrohr benutzt. Twitter ließ verschiedene Tweets des Präsidenten mit einem Faktencheck versehen.
Als Trump am Freitag schrieb, dass dem Plündern die Schüsse folgen würden, mahnte Twitter, dies sei Glorifizierung von Gewalt. Der Spruch hat seinen Ursprung in Rassenunruhen im Jahr 1967 in Miami und war von einem umstrittenen weißen Polizeichef genutzt worden. Der US-Präsident antwortete auf den Widerstand von Twitter mit einem Regierungsdekret, das die Macht der sozialen Medien einschränken soll.
Dabei bleiben Netflix und Twitter die Ausnahmen in dem sonst so progressiven Silicon Valley. Die meisten Chefs der digitalen Unternehmen haben sich fürs Schweigen entschieden. Facebook-Chef Mark Zuckerberg soll laut Medienberichten in diesen Tagen mit dem US-Präsidenten telefoniert haben.
Anders als Twitter hatte Facebook den Trump-Spruch „When looting starts, the shooting starts“ online gelassen. Dagegen regt sich mittlerweile auch der Widerstand der Belegschaft.
Andrew Crow, ein hochrangiger Facebook-Manager twitterte: „Dem Aufruf zur Gewalt eine Plattform zu geben und Desinformation zu verbreiten, ist unakzeptabel, egal, wer du bist oder ob es eine Nachricht ist. Ich widerspreche Marks Position und werde an einem Wandel arbeiten.“
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