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AuktionMillionen-Taxe für einen Restitutionsfall

Ketterer erwartet einen siebenstelligen Zuschlag für ein soeben restituiertes Gemälde von Max Pechstein. Das Highlight der Juni-Auktion stammt aus der Sammlung Ismar Littmann.Sabine Spindler 24.02.2023 - 15:01 Uhr Artikel anhören

München. Vor nicht einmal zwei Wochen meldete die Berliner Nationalgalerie die Restitution des Gemäldes „Die Ruhende“ von Max Pechstein. Gestern gab der Kunstversteigerer Ketterer bekannt, dass er das expressionistische Werk von 1911 in seiner Juni-Auktion anbieten wird. Mit einer Taxe von 1,2 bis 1,8 Millionen Euro wird es zu den Spitzenlosen der Sommersaison zählen.

Dargestellt ist die 18-jährige Charlotte Kaprolat, die den Künstler im März des Jahres geheiratet hatte. Die Komposition ist eine Hommage an den Norweger Edvard Munch. Bei dem Motiv des liegenden Mädchens mit weit ausgestrecktem Arm und offenem Haar handelt es sich nämlich um eine Adaption von dessen Gemälde „Der Tag danach“.

Ketterer konnte mit diesem Bild zum vierten Mal ein restituiertes Kunstwerk von Bedeutung aus der legendären Sammlung Dr. Ismar Littmann akquirieren.

Der Breslauer Jurist interessierte sich früh für die Malerei der Moderne. Er erwarb Werke etwa von Lovis Corinth, Max Liebermann, Käthe Kollwitz und Erich Heckel, und galt als Mäzen und Förderer kulturellen Lebens in der einst schlesischen Hauptstadt. Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 verlor der jüdische Rechtsanwalt seine Berufslizenz und seine Lebensgrundlage. 1934 nahm sich Littmann das Leben.

Zur Finanzierung der Emigration ließ seine Witwe etwa 200 Kunstwerke aus dem Besitz der Familie im Februar 1935 im Berliner Auktionshaus Max Perl versteigern. Die Littmann-Offerte enthielt auch Kunstwerke, die die Familie als Sicherheit für Kredite bei Banken hinterlegt hatte. Die Familie war durch die Inflation in finanzielle Turbulenzen geraten, konnte aber bis Mai 1933 zahlreiche Kunstwerke wieder auslösen.

Abendauktion bei Ketterer

Kunst bleibt eine harte Währung

Unter den Sicherheitshinterlegungen befand sich auch Max Pechsteins „Die Ruhende“. Auf der Perl-Auktion war das Gemälde zurückgegangen. Es gelangte in einem juristisch wohl fragwürdigen Verkaufsakt mit weiteren 4000 Kunstwerken von Bankschuldnern, die antisemitischer Verfolgung ausgesetzt waren, als Konvolut an den Staat Preußen und in die Nationalgalerie Berlin.

Nach einer gütlichen Einigung der Nationalgalerie Berlin mit den Littmann-Erben erhielten diese nun das Pechstein-Bild sowie ein Selbstbildnis von Wilhelm Schmid und ein Doppelporträt Carlo Menses zurück. Menses Bildnis eines Rabbis und seiner Tochter verbleibt als Schenkung im Berliner Museum.

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Es seien nicht alle Einzelheiten zum Verlust der drei Werke bekannt, äußerte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger. Die Umstände seien jedoch so, dass eine faire und gerechte Lösung als der einzig angemessene Weg erscheine. Das ist eine neue Haltung. Vorgemacht hatte sie das Kunstmuseum Bern. Das gab aus dem Gurlitt-Bestand Kunstwerke zurück, deren NS-bedingter Raub annähernd zu rekonstruieren, nicht aber zu beweisen war.

Mit Littmann-Provenienz gelangte bereits im Dezember 2021 bei Ketterer auch Emil Noldes flirrender „Buchsbaumgarten“ von 1909 unmittelbar vom Museum in den Evening Sale. Erst nach zwei Jahrzehnten kam das Lehmbruck Museum den Forderungen der Erben nach. Zur unteren Taxe von 1,2 Millionen Euro aufgerufen, wechselte es inklusive Aufgeld für 2,2 Millionen Euro den Besitzer.

Das Gemälde erwarb 1935 in der oben genannten Perl-Auktion der jüdische Sammler Heinrich Arnhold. Dessen Witwe veräußerte es 1956 im Stuttgarter Auktionshaus Ketterer, wo es das Duisburger Museum erwarb.

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Für Ketterer jedenfalls hat sich sein Engagement in Sachen Provenienzforschung gelohnt. Als 2021 privat ein Bild von Lovis Corinth in Haus kam, stieß die Recherche-Abteilung auf den Namen Littmann. Es wurde eine gütliche Einigung erzielt, das Gemälde konnte ohne braunen Fleck für 61.000 Euro weitergereicht werden. Wie es aussieht, sind die Erben Littmanns vielversprechende Kunden im Hause Ketterer geworden.

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