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AuktionWerden bei Neumeister versteigert: Fragile Schätze aus dem Haus Württemberg

Schon lange gab es in Deutschland keinen „Noble House Sale“ mehr. Jetzt kommen bei Neumeister Tafelsilber, Porzellane und Porträts aus der schlesischen Linie der Herzöge von Württemberg unter den Hammer.Sabine Spindler 15.03.2022 - 12:49 Uhr Artikel anhören

Purer Luxus waren die hauchzarten, mit Bronzemontierungen versehenen Flussglas-Gefäße, von denen Neumeister einen 14-teiligen Satz anbietet.

Foto: Neumeister

München. Nicht ohne Grund nennt Neumeister seine Sonderauktion vom 30. März mit Schätzen aus dem Haus Württemberg „Hidden Treasures“ – zu deutsch: verborgene Schätze. Denn manche der 60 groben Holzkisten, in denen die fragileren Stücke des Versteigerungsgutes in München ankamen, schienen seit 80 Jahren nicht mehr geöffnet worden.

In einem dieser Tresore des Vergessens etwa kamen zwischen Holzwolle und alten Zeitungen aus den 1930er-Jahren mehr als ein Dutzend hauchzarte Flussglas-Gefäße in eleganten Bronzemontierungen aus der Berliner Manufaktur Werner & Mieth zum Vorschein.

Die zerbrechlichen, strahlend weißen Vasen und Schalen galten schon um 1800 als formvollendeter Luxus. Auch in der Neumeisterauktion gehören sie zu den Top-Losen. Die zwei Sätze sind moderat mit 5000 und 7000 Euro taxiert.

Vermutlich stammen auch sie wie der Großteil der 600 Lose aus dem ehemaligen Schloss Carlsruhe in der Region um Oder und Neisse, heute Wojewodschaft Oppeln in Polen. 1745 noch ein Jagdschloss wurde es 1751 Residenz der seit dem 30-jährigen Krieg in Schlesien ansässigen Württemberg-Weiltlinger-Linie.

An der Spitze Württemberg-Weiltlinger-Linie stand der damalige Statthalter von Breslau, Herzog Carl Christian Erdmann von Württemberg-Oels. Aus seiner Zeit als Schlossherr stammen mehrere Zehnersätze silberner Teller mit Wappenkartuschen und Monogramm des Herzogs.

Von der Schönheit des einstigen Adelssitzes Schloss Carlsberg erzählen die beiden Tassen mit dazugehörigen Untertassen aus dem 19. Jahrhundert.

Foto: Neumeister

Die Taxen für die Breslauer Arbeiten aus der Mitte des 18. Jahrhunderts liegen je Set bei 8000 Euro. Die Silberschmiede aus Schlesiens Hauptstadt hatten einen hervorragenden Ruf. Wohl aus der Ära des nächsten Herzogs stammen die um 1793 und 1804 entstandenen opulenten klassizistischen Terrinenpaare. Die Erwartungen liegen bei mindestens 18.000 Euro bzw. 20 000 Euro.

Die Geschichte des Schlosses dauerte nur 200 Jahre. 1945 wurde es durch die Rote Armee geplündert und durch einen Brand zerstört. Zahlreiche Teile des Inventars gelangten jedoch schon in den 30er-Jahren während des Umzuges von Herzog Albrecht Eugen und Nadeja von Bulgarien nach Schloss Linderach bei Schwäbisch Gmünd ins Stammland der Württemberger.

Letzter Besitzer der Carlsruher Hinterlassenschaft war der 2020 im Alter von 95 Jahren verstorbene Herzog Ferdinand Eugen, ältester Sohn des Paares.

Porträts erzählen europäische Geschichte

Nicht bei allen Losen verweist der nur online publizierte Katalog auf eine Carlsruher Provenienz. „Aus dem Hause Württemberg“ heißt es vieldeutig in der Auktionsankündigung. Belegbare Zeugnisse des hohen Anspruchs der Carlruher Herzöge sind zweifellos ein auf 25.000 Euro geschätzter, ovaler frühklassizistischer Beistell-Tisch aus der renommierten Werkstatt von David Roentgen.

Ein Topstück ist auch eine prachtvolle, mit Bronzebeschlägen versehene Kommode des Pariser Nobel-Ebenisten Roger Vandercruse Lacroix aus der Zeit um 1770. Aufgrund der fehlenden originalen Marmorplatte liegt die Schätzung für das exquisite Möbel bei lediglich 10.000 Euro. Die im Katalogfoto hinzugefügte italienische Mosaikplatte aus dem 19. Jahrhundert wird separat zur Taxe von 5000 Euro versteigert.

Auktion in Berlin

Zerbrechliche Geschenke für Preußens Generäle

Günstiger zu haben sind biedermeierliche Ansichtentassen verschiedener Motive. Ihre Limits liegen zwischen 250 und 400 Euro. Das Gemäldeangebot setzt sich fast gänzlich aus Porträts des europäischen Hochadels zusammen. Mit einer Taxe von 40.000 Euro startet Josef Stielers brillantes Porträt der „Erzherzogin Henriette Alexandrine von Österreich“ von 1820. Das Altersporträt der Herzogin Karoline von Pfalz-Zweibrücken von Johann Heinrich Tischbein d. Ä. soll mindestens einen Zuschlag von 20.000 Euro bringen.

Fein wie Porzellanmalerei sind die Porträts der württembergischen Königinnen Katharina und Pauline von Franz Seraph Stirnbrand. Die charmanten Gemälde um 1820 werden für je 2500 aufgerufen werden. „Ich bin mir sicher, dass diese Objekte mit ihrem speziellen kulturgeschichtlichen Kontext viele Interessenten und Sammler ansprechen werden.

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Auch aus Polen wurde bereits Interesse signalisiert“, betonte Neumeisters geschäftsführende Gesellschafterin Katrin Stoll im Gespräch mit dem Handelsblatt. Sie ist sich sicher, dass bei diesem Angebot nicht nur Marktfrische zählt. Hier spiegelt sich europäische Geschichte.

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