Galerienrundgang in Paris: Im Laufschritt durch die Epochen der Kunst

Paris. Der Kunstmarkt in Paris zeigt weiterhin eine beeindruckende Widerstandsfähigkeit in schwierigem Umfeld. Die Nachfrage nach zeitgenössischen Arbeiten steigt. Aufstrebende Künstler gewinnen an Sichtbarkeit, während die Werke bekannter Namen weiterhin sehr begehrt sind. Onlineauktionen wachsen weiter und ziehen eine neue Generation von Sammlern an.
Die auf flämische Gemälde des 16. und 18. Jahrhunderts spezialisierte Galerie Florence de Voldère eröffnet am 18. September eine neue Dependance in der Rue du Faubourg Saint-Honoré. Die Galerie, die auf der „Tefaf“ in Maastricht, der „Brafa“ und der „Fine Arts La Biennale“ vertreten ist, stellt unter anderem Werke von Jan Brueghel dem Älteren, Pieter Brueghel dem Jüngeren, Josse de Momper und Jacob Savery aus.
Der 31-jährige Künstler Maxime Biou ist mit der Ausstellung „Se mettre au vert“ (sich ins Grüne begeben) in der Galerie Pal Project der Brüder Lorquin mit seinen figurativen, poetischen Malereien zu entdecken, die von Francis Bacon und Lucian Freud beeinflusst sind. Biou hatte schon wichtige Stipendien, und seine Werke finden sich bereits in bedeutenden Privatsammlungen.
Almine Rech stellt Arbeiten von Serge Poliakoff aus, die Ausstellung des russischen Meisters der lyrischen Abstraktion konzentriert sich auf seine letzten zwanzig Schaffensjahre, von der „Ikone“ von 1949 bis zu einem unvollendeten Werk von 1969. Es ist von der „Dreifaltigkeit“ des mittelalterlichen Ikonenmalers Andrei Rubljow inspiriert. Die Auswahl der Werke Poliakoffs konzentriert sich auf die spirituelle Seite des Künstlers, der insbesondere die italienischen Meister Giotto und Fra Angelico bewunderte.
Kamel Mennour stellt die Künstlerin Alicja Kwade aus, die Alltagsgegenstände mit Stein, Holz, Metall und anderen Materialien zusammenbringt. Die Ausstellung „Blue Days Dust“, die noch bis 5. November in der Rue Saint-André-des-Arts zu sehen ist, kreist um Themen wie Vergänglichkeit und Tod. Kwade verbildlicht sie mit Arrangements von Alltagsgegenständen: einer Uhr, einer Sanduhr und einem großen Wasserbecken, dessen Tropfen in regelmäßigen Abständen fallen und an die vergehenden Sekunden und Minuten erinnern.
Nathalie Obadia zeigt mit „Whirlpool“ bis zum 16. Oktober eine Einzelausstellung des US-amerikanischen Künstlers David Reed. Die Schau stellt die neuen Gemälde des Künstlers in den Vordergrund, die sich auf das Konzept der „optischen Farbe“ konzentrieren. Beeinflusst wurde Reed von italienischen Malern des 16. und 17. Jahrhunderts wie Tintoretto. Die Preise seiner Arbeiten liegen zwischen 85.000 und 140.000 Euro.
Als ein zeitgenössisches Kuriositätenkabinett präsentiert sich die Galerie Da End. Sie zeigt bis zum 5. Oktober mit „Flop, Turn, River“ Werke von Célia Nkala. Der Titel spielt an auf die drei Phasen des Pokerspiels und thematisiert die Metaphysik der Wette. Die Galerie verwandelt sich in einen Spieltisch, die Vorliebe der Künstlerin für polierte, schimmernde Materialien verleiht ihren Arbeiten auch einen sakralen, mystischen Touch. Bei der Arbeit „Fortune II“ kann der Käufer wie bei einem Rubbellos entscheiden, ob er die Folie aus 24-karätigem Gold abkratzt, um einen hypothetischen Gewinn zu entdecken.
Die Galerie „In camera“ zeigt Fotoarbeiten von Michel Sima und präsentiert zwanzig Künstlerporträts, darunter ikonische Aufnahmen von Pablo Picasso, Henri Matisse, Marcel Duchamp, Joan Miró und Dora Maar. Die intimen Fotos sind zugleich Zeugnis des vibrierenden Pariser Kunstlebens der 1950er-Jahre. Diese Silberabzüge werden zwischen 2000 und 3500 Euro verkauft.
Der Kunstmarkt ist in ständiger Bewegung, vor allem in Richtung zeitgenössischer Kunst. Die „Art Basel Paris“ wird im Oktober in das Grand Palais zurückkehren. Paris ist die Stadt für aufstrebende Künstlerinnen und Künstler, aber auch für Handel mit Alter Kunst: Noch bis zum 22. September findet im Espace Commines im Marais-Viertel die „Opus – Ancient Arts“ statt.
Diese Ausstellung in der Galerie Anthony Meyer zeigt Werke aus der griechischen, römischen, ägyptischen und nahöstlichen Archäologie. Mit dabei ist eine beeindruckende Inuit-Büste aus Treibholz und Pigment der Thule-Periode aus Alaska. Die Galerie Antoine Tarantino stellt eine sehr seltene attische geometrische Olpe (Tonvase) aus dem letzten Viertel des achten Jahrhunderts v. Chr. und eine schwarzfigurige Amphore der Zeit um 520 v. Chr. aus.
In Paris durchschreiten Sammlerinnen und Sammler die Jahrhunderte im Laufschritt. Nicht nur in weltberühmten Museen, sondern auch in Galerien.
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