Hasso Plattner: Museum für die Sinne
Kunstmäzen Hasso Plattner (re.) mit Museumsdirektorin Ortrud Westheider vor Claude Monets Gemälde "Seerosen".
Foto: Bernd Settnik/dpaPotsdam. Think big - das war schon immer der Antrieb für Hasso Plattner. Nur so hat er das Unternehmen Systemanalyse und Programmentwicklung zum Weltmarktführer SAP machen können. Dass der Aufsichtsratschef von SAP neben der Leidenschaft fürs Segeln auch noch die Liebe zur Kunst pflegt, wird erst an diesem Wochenende allgemein bekannt.
Am Freitag eröffnet feierlich das Museum Barberini in Potsdam mit 2200 qm Ausstellungsfläche. Neben Prominenz aus lokaler Politik, Medien und Showbizz haben sich u.a. auch die Bundeskanzlerin und Bill Gates angesagt. Das Publikum darf sich ab Montag 23. Januar ein Bild machen. Seinen Namen verdankt das prachtvolle Museum am Alten Markt dem römischen Renaissance-Palazzo Barberini. Dessen Fassade mit Säulen und eleganten Fensterreihen gab 1772 das Vorbild ab für das Potsdamer Palais Barberini der Architekten Unger und von Gontard.
Das größte Geschenk zu seinem 73. Geburtstag am 21. Januar hat sich der umtriebige Vordenker wohl selbst gemacht. Über die Baukosten für den Museumsneubau des Architekturbüros Hilmer & Sattler wird Stillschweigen gewahrt. Und auch der Wert der vielteiligen Kunstsammlung wird diskret verschwiegen. Klar ist aber, dass hier einer der finanziell potentesten Privatsammler mit einem eigenen Haus in die Öffentlichkeit geht. Mit Gemälden von Claude Monet, Alfred Sisley und Gustave Caillebotte, mit Leinwandbildern von Edvard Munch, Max Liebermann und Emil Nolde dürfte sich das neue Museum schnell zu einem Besuchermagneten entwickeln.
Impressionismus im Museum Barberini. Hier werden Betrachtungen vor dem Bild "Sonnenblumen im Garten von Petit" von Gustave Caillebotte angestellt.
Foto: Bernd Settnik/dpaSo wie der Wissenschaftsförderer Hasso Plattner das nach ihm benannte Lehr - und Forschungsinstitut an der Universität Potsdam (HPI) mit einem dreistelligen Millionenbetrag fördert, pflegt auch Kunstfreund Großzügigkeit. Viele seiner zahlreichen Gemälde von Monet sind nur für Millionenbeträge zu erwerben. Das Wirtschaftsmagazin Forbes hat kürzlich Plattners Vermögen mit 9,5 Milliarden Euro beziffert.
Das Museum Barberini aber soll ein Kunst- und Ausstellungshaus sein, das mehr zeigt als nur Werke aus der Kunstsammlung von Hasso Plattner. Bei den drei Eröffnungsausstellungen liegen die Schwerpunkte bei den Impressionisten, abstrakten Amerikanern und Kunst aus der DDR. Das entspricht den Vorlieben des Mäzens. Doch Direktorin Ortrud Westheider bindet in die Themen stets hochkarätige Leihgaben aus weiteren privaten und öffentlichen Museen mit ein.
Das Palais Barberini in Potsdam, beherbergt das neue Kunstmuseum des Sammlers Hasso Plattner.
Foto: Bernd Settnik/dpaPlattner liebt die Sinnlichkeit des Impressionismus, das Spiel mit dem Licht und den lockeren Umgang mit der Farbe. "Mit dem Impressionismus erreichen Sie mehr Besucher als mit anderen Stilen," sagte der gebürtige Berliner auf der Eröffnungspressekonferenz. Weil Kaiser Wilhelm II. die Impressionisten als Rinnsteinkunst abgelehnt habe, sei diese Epoche in den Berliner Museen nur sparsam vertreten.
Potsdam aber zeigt die Landschaften des Impressionismus (bis 28.5.) gleich in ganzen Motivserien und in acht Sälen. Hochseesegler Plattner hat sich immer wieder für Küstenlandschaften mit aufgewühltem Meer entschieden. Was aber genau zur Privatsammlung des SAP-Mitgründers gehört, bleibt leider unklar. Denn kein einziger der privaten Leihgeber wird identifiziert.
Als Reaktion auf das umstrittene Kulturgutschutzgesetz hat der Sammler verfügt, dass seine Privatsammlung nach seinem Tod nicht nach Potsdam gelangt, sondern zurück an seinen Wohnsitz im kalifornischen Paolo Alto.
So sehr auch die Suche nach Innovation Hasso Plattners Leben geprägt hat, mit seinem Museum Barberini folgt er dem Retro-Trend und borgt sich den Glanz vergangener Zeiten. Nicht nur, dass das originale Bauwerk, das Palais Barberini im April 1945 im Bombenhagel zerstört wurde. Die von dem Sammler finanzierte Replik - neueste Technik hinter alter Fassade - schwelgt außen in barocker Pracht und innen bei den Treppengeländern in Art Deco. Bei der Kunst, so scheint es, sucht der Multimilliardär nicht das Zukunftweisende, sondern eher das Beruhigende, die Sinnenfreude für Augen, die Heimeligkeit des Altbewährten.
"Impressionismus. Die Kunst der Landschaft": Der Katalog kostet 29,90 im Museum, 39,95 im Buchhandel (Prestel Verlag).
"Klassiker der Moderne: Liebermann, Munch, Nolde, Kandinsky": Dazu gibt es zwei Kabinette mit einer kleinen Auswahl an Kunst aus der DDR.
Das Museum Barberini hat Die. geschlossen und bietet ein umfangreiches Führungsprogramm. Beide Ausstellungen laufen vom 23. Januar bis 5. Mai 2017.