KAWS im Brooklyn Museum Der Künstler, der uns lächeln lässt

Der Titel der bemalten Bronze „What Party“ ist zugleich Titel der Schau im Brooklyn Museum, New York.
New York Schnurstracks durch zum Shop – für Fans von KAWS „Art Toys“ ist das auch in einem Museum erstes Ziel. Im Nu waren T-Shirts, Poster und Mini-Ausgaben der an den beleibten Michelin-Reifenmann erinnernden Skulptur „What Party” zum Preis von 260 Dollar vergriffen.
Eine soeben im Brooklyn Museum eröffnete erste New Yorker Mid-Career-Retrospektive des 47-jährigen Marktphänomens Brian Donnelly, besser bekannt als KAWS (weil die Buchstaben so schön zusammenpassen) spricht ganz unterschiedliche Fangruppen an. Für Eugenie Tsai, Kuratorin für zeitgenössische Kunst am Museum, war wichtig, den ehemaligen Graffiti-Sprayer in die Hochkunst-Tradition von Andy Warhol, Keith Haring und der Neo-Pop-Bewegung zu stellen.
Die auf Highlights eingedampfte Auswahl zeigt Stationen einer zuletzt explosiven Karriere, die sich über 25 Jahre außerhalb üblicher Marktmechanismen entfaltete. „Ich fand ihn irgendwie revolutionär, die Art wie er den Kommerz voranstellte. Bevor er mit seiner Kunst berühmt wurde, war KAWS berühmt für das, was er aufgebaut hatte, wie seinen Toy-Shop „OriginalFake“ in Japan. Damals war es riskant, ihn zu zeigen“, erklärte der Galerist Emmanuel Perrotin, der ihn ab 2008 elf Jahre lang weltweit vertrat, in einem Interview 2019.
Inzwischen sind die Grenzen zwischen „High“ und „Low“ -Kunst etwas poröser geworden. „Sie beanspruchen denselben Denkprozess. Es ist schon komisch: wenn ich im großen Format und in Bronze arbeite, dann werden sie Skulpturen genannt. Wenn ich etwas Kleines in Plastik herstelle, dann gilt es als ‚Toy‘“, so der Künstler.
Zu Recht zollt die Ausstellung diesem kommerziellen Aspekt Tribut, der aber arg großzügig geratenen ist. Allein 80 Objekte von insgesamt 167 Werken belegen Kollaborationen mit internationalen Künstlern und Luxusmarken, darunter Dior. Da durchdringen sich Kunst, Fashion und Lifestyle.

Das Acrybild „KAWSBOB 3“ von 2007 ist im Besitz des Hip-Hop-Stars Pharrell Williams.
KAWS vertreibt seine limitierten Art Toys seit 20 Jahren über eine eigene Website. Der Markt horchte auf, als der Versteigerer Heritage Auctions in Dallas für eine Sammlung von 118 Toys im November 2018 über 600.000 Dollar einhämmerte. „Für mich bedeutete KAWS einen Einstieg in einen ernsthaften Sammelprozess“, erklärte damals der Einlieferer Ronnie Pirovino aus Salt Lake City, Utah. „Kategorien werden immer weniger wichtig“, findet auch Lindsay Griffith von Christie’s Abteilung „Prints & Multiples“.
Inspiriert haben KAWS seit den späten 1990er-Jahren unternommene Reisen nach Japan, wo er allgegenwärtiges Merchandising und die Faszination für Zeichentrickfilme und Comics entdeckte. Bereits 1999 erfand er dort die gleichzeitig drollige und bedrohliche Figur „Companion“, ikonographisch angelehnt an Mickey Mouse. Bis heute ist sie in vielen Varianten präsent.
Auch bei KAWS“ frühen Studiogemälden spielten Cartoon-Berühmtheiten die Hauptrollen, seien es die Simpsons, Schlümpfe, Sesamstraße oder SpongeBob Schwammkopf: „Ich beginne mit Vertrautem, vor allem um das Werk zugänglich zu machen – es ist ein Einstieg“, sagt KAWS.
Wiedersehen mit den Schlümpfen
In Asien sind auch seine bislang engagiertesten Sammler zu finden. In Hongkong wurde etwa im April 2019 der Ausreißerpreis von 14,8 Millionen Dollar für ein frühes Gemälde von 2005 bewilligt. Vorbesitzer war der bekannte japanische Musikproduzent und Streetwear-Designer NIGO.
Seit November 2018 werden KAWS-Werke auch in New Yorker Abendauktionen angeboten und regelmäßig heftig umkämpft. Zu amerikanischen Sammlern, die früh in den Markt einstiegen, gehören der Musiker und Produzent Pharrell Williams oder der Verleger Larry Warsh. Auch die Familie Mugrabi, eigentlich durch ihre riesige Warhol-Sammlung bekannt, engagiert sich etwa seit 2011.
Die Show in Brooklyn folgt der ersten großen KAWS- Retrospektive im Jahr 2016/17 in Fort Worth bei Dallas, die anschließend nach Shanghai reiste. In Brooklyn erhalten wir einen Einblick in KAWS“ jüngstes Schaffen: Weiterhin verwendet er ikonische Motive, wie den Schädel mit gekreuzten Knochen und zwei X anstelle der Augen, bekannt von seinen Street Artist- Anfängen.
Grelle Filzstifte im Einsatz
In seinen Abstraktionen der letzten Jahre leben sie sehr reduziert weiter. So wie in der jüngsten wandfüllenden zehnteiligen Serie „Urge“ von 2020. Unverändert hält KAWS jedoch an der manchmal überwältigenden Palette aus grellen Filzstiftfarben fest.
„What Party“ bietet jedem etwas, zaubert aber allen ein Lächeln ins Gesicht.
Die Ausstellung läuft bis 5. September. Der Katalog mit einem Einband wahlweise in Pink, Schwarz, Gelb oder Orange erscheint bei Phaidon und kostet als Hardcover 59.95 Dollar. Er ist ab 24. Juni lieferbar.
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