Kunst: Sotheby’s Abendauktionen: Neues Selbstbewusstsein

Das dreiteilige Porträt wurde das teuerste Werk der Sotheby's Auktion. Doch es hätte mehr bringen sollen. Quelle: Sotheby's; VG Bild-Kunst
London. Mitte Oktober ist London ein Mekka für die Freunde zeitgenössischer und modernder Kunst. Geld lässt sich nicht nur auf den Frieze-Messen und ihren Satelliten ausgeben. Christie’s hatte am Donnerstagabend bereits 72,5 Millionen Pfund umsetzen können. Doch der Run auf Kunst von internationalen Sammlerinnen und Sammlern war auch Freitagabend noch nicht erschöpft. Sotheby’s hatte ein maßgeschneidertes Angebot für sie.
Das zeigten 14 Bieter, die alle auf das erste Los der „Now“-Auktion, das Bild „Kye, Semper Solus“ von 2017 des 32-jährigen Julien Nguyen boten. Auf 40.000 bis 60.000 Pfund geschätzt, verzehnfachte sich das Porträt im Bietgefecht. Dieses Bild von großer Einsamkeit brachte ein Ergebnis von erstaunlich hohen 441.000 Pfund.
Die asketische Atmosphäre von Nguyens Männerbildnisses sprach unterschiedliche Sammler an. Sotheby’s Spezialist Hugo Cobb berichtet dem Handelsblatt, dass er einen Altmeistersammler am Telefon hatte, der auf das Bild bot.
Alle 17 Lose der „Now“-Auktion verkauften sich, darunter Lieblinge wie Jadé Fadojutimi und Flora Yuknovich, aber auch neue Favoriten wie Caroline Walker, die mit 529.200 Pfund für „Indoor, Outdoor“ einen neuen Weltrekord aufstellte.
Die 17 Lose der „Now“ Auktion und 33 Lose der sich anschließenden Abendauktion spielten zusammen 97,1 Millionen Pfund ein: Sotheby’s höchstes Ergebnis einer Herbstauktion in London seit 2015.
Exquisite Privatsammlung Mallin
Sotheby’s Launch der über 1000 Werke zählenden amerikanischen Mallin-Sammlung in London gab den Abendauktionen bei Sotheby’s ein qualitativ hochwertiges Fundament. Sammler aus der ganzen Welt boten aktiv und teilweise ausgedehnt auf die angebotenen Werke. Das galt sowohl für die junge Kunst, aber auch für kunsthistorisch bedeutende Arbeiten der letzten 50 Jahre.
In der Hauptauktion war das Highlight Francis Bacons „Drei Studien der Henrietta Moreas“. Das bedeutende Triptychon musste aber unterhalb der Schätzung von über 30 Millionen für 24,3 Millionen Pfund abgegeben werden. Das Ergebnis sagt aber mehr darüber aus, dass sich der Bacon-Markt nicht immer weiter nach oben treiben lässt, als über die Qualität des Bildes.
Gerhard Richter erste Abstraktion
Das aus der Sammlung von Elisabeth und Gerhard Sohst aus Hamburg stammende Bild von Gerhard Richter „192 Farben“ von 1966 verkaufte sich am oberen Ende der Schätzung für 18,3 Millionen Pfund. Es ist nicht nur das erste abstrakte Bild des Malers, es hing über Jahrzehnte als Leihgabe in der Hamburger Kunsthalle.

Die Skulpturengruppen aus der Privatsammlung Mallin erlöste starke 2,7 Millionen Pfund: Quelle: Sotheby's
Qualität und Marktfrische der Mallin-Sammlung war ein Gütesiegel. Diese Provenienz brachte nicht nur Bildern von Yayoi Kusama oder Anselm Kiefer gute Resultate. Besonders überraschend waren die starken Ergebnisse, die Skulpturen auf sich ziehen konnten.
Sie sind in Auktionen oftmals schwer zu vermitteln. Das amerikanische Sammlerpaar Sherry and Joel Mallin unterhielt mit großer Leidenschaft einen weitläufigen Skulpturenpark. Louise Bourgeois' Doppelstele „Listening One“ von 1981 spielte 2,3 Millionen Pfund ein. Die Schätzpreise hatten zwischen 1,3 bis 1,8 Millionen Pfund gelegen.
Mehrere Sammler waren an der vierteiligen Figurengruppe „Conversation Piece at Buckhorn“ von Juan Munoz interessiert. Das Ensemble von Männern, die einen rätselhaften Kotau voreinander veranstalten, verkaufte sich nach langem Hin und Her für 2,7 Millionen Pfund. Damit wurde die untere Taxe mehr als verdreifacht. Insgesamt eine gute Saison für Sotheby’s.






