1. Startseite
  2. Arts und Style
  3. Kunstmarkt
  4. Andrang und Kauflust befeuern die Londoner Frieze, Frieze Masters und PAD

Frieze, Frieze Masters und PadGedränge als gäbe es etwas umsonst: Ein Rundgang über die Messen in London

Sammler aus aller Welt strömen auf die Messen in London. Bemerkenswertes bieten vor allem junge Galerien auf der „Frieze“. Kauflust herrscht auch auf der „PAD“. Die „Frieze Masters“ enttäuscht.Stephanie Dieckvoss 13.10.2022 - 11:51 Uhr Artikel anhören

Installation aus smarten Spielzeug-Papageien und einer per Roboter überarbeiteten Hasbro-Konstruktionszeichnung (re.) auf der Frieze am Stand der Galerie Noah Klink.

Foto: Volker Renner

London. Dreißig Minuten mussten VIPs Schlange stehen, um in die Messe „Frieze“ zu kommen. Einmal im Messezelt, schob man sich mit Berühmtheiten wie Ex-Model Claudia Schiffer, Schauspieler Jared Leto und auch Ex-Schatzkanzler Rishi Sunak in den Korridoren, als gäbe es etwas umsonst. Der Geldbeutel saß bei vielen locker; die ersten Verkaufsberichte trudelten schon nach der ersten Stunde ein.

Es gibt es viel Kleinteiliges im Angebot, für das man immer Platz findet; und preislich für jeden etwas. Will man auf Nummer sicher gehen?

Verkaufte der Altmeisterhändler Johnny van Haeften bei parallel abgehaltenen „Frieze Masters“ einen seltenen Pieter Brueghel d. Ä. für um die zehn Millionen Dollar und David Zwirner ein Bild von Kerry James Marshall für sechs Millionen Dollar, so gab es bei den aufstrebenden Galerien auf der Frieze vieles unterhalb der 5000 Euro-Grenze. Aufgrund der aktuellen Währungsschwankungen bieten alle Galerien in ihrer Heimatwährung an.

Spannend wird es bei den jungen Galerien. Wer sich die Sektion „Fokus“ anschaut, kann sich den Rest der Messe fast sparen. Hier zeigen 35 Galerien aus 21 Ländern Neues und Unentdecktes auf konzeptuell und visuell hohem Niveau.

Da wird leise Musik gemacht: so bei den kinetischen Arbeiten des aus Estland stammenden Kaarel Kurismaa bei Temnikov & Kasala für Preise zwischen 3500 und 25.000 Euro. Bei Hot Wheels aus Athen kann man in einem der interaktiven LED-Bilder der in Amsterdam lebenden Marina Xenefontos seinen Herzschlag sehen.

Für je 5000 Euro sind bereits alle verkauft. Die Künstlerin wurde für ihre Arbeiten mit dem „Camden Art Centre Emerging Artist Prize“ ausgezeichnet und wird eine Soloausstellung in der Londoner Institution erhalten.

Präsentiert von der Galerie von Vertes auf der Designmesse PAD. Sie ist perfekt gelegen und von überschaubarer Größe.

Foto: Galerie von Vertes

Privatsammler und Institutionen konkurrieren auf der Messe um die erste Wahl an Arbeiten. Am Stand der Galerie Noah Klink aus Berlin wurden zwei der drei Installationen mit Spielzeugpapageien des Künstlers Gerrit Frohne-Brinkmann an die Kunsthalle Hamburg verkauft.

Die Aktivitäten der vom Künstler akribisch zusammengetragenen Plüschtiere locken den Besucher an. Manchmal bewegen sie einen Flügel, manchmal sprechen sie, aber reagieren doch nie so, wie man das will. Damit stellen sie eine spannende Diskrepanz zwischen Mensch und Roboter, Mensch und Tier, Ernst und Spiel subtil und mit viel Humor in den Raum.

Gemälde dominieren die Messekojen

Malerei steht immer noch im Vordergrund vieler Standkonzepte. In diesem Jahr ist es die Landschaft, die imaginäre, oftmals idyllische Räume schafft. Bei Christian Andersen aus Kopenhagen hängt im Zentrum des Standes eine Vision des Pont Neuf in Paris, der zwischen Tag und Nacht zu schweben scheint, geschaffen von der in New York lebenden Coco Young (15.000 Dollar).

Bei der New Yorker Galerie 47 Canal zeigt Trevor Shimizu den Garten hinter seinem Haus an der Peripherie New Yorks – ein Rückzugsort im Alltag. Die Galerie verkaufte die fast drei mal sechs Meter große Leinwand bereits für 180.000 Dollar.

Exotisches zeigt Kim Bohie bei der koreanischen Baton Galerie. Die in Korea sehr etablierte Künstlerin lebt auf der Jeju Insel und transkribiert ihre Umgebung mit traditioneller Tintentechnik und Acrylfarbe in tropische Landschaften für Preise um 55.000 Dollar.

Kunstmessen Frieze und Frieze Masters

London meldet sich als Drehscheibe des Kunsthandels zurück

Die Galerie Krinzinger aus Wien konzentriert sich auf Werke von Monika Bonvicini. Ihre Arbeiten thematisieren die Machtdynamiken in der Gesellschaft. Die Textarbeit „I Cannot Hide My Anger“ erschließt sich von selbst, während „Beltdecke“, ein Wandteppich aus schwarzen Ledergürteln, Bezüge zu Wappenbannern, aber auch direkterer Gewalt hervorruft. Die Preise liegen zwischen 20.000 und 100.000 Dollar.

Prägnant stellt sich Gavlak Gallery aus Palm Beach vor. Die Galeristin präsentiert einen Wandteppich von Lisa Anne Auerbach, der aus Wolle und Stahl das Wort „Unprecendented“, Beispiellos, bildet. Eine Analogie auf unsere Zeit. Der Behang soll 75.000 Dollar kosten.

Viele Stände sind zu voll gehängt

Der Amerikaner Paul Stephen Benjamin zeigt für 60.000 Dollar eine schwarze Flagge, die wie eine Schleppe von der Decke auf den Boden fällt. In seinen Arbeiten eröffnet die Farbe Schwarz Dialoge über Identität, Rasse und Maskulinität.

Subtiler, aber visuell nicht weniger beeindruckend zeigt sich Laure Provost, die den Stand der Lisson Gallery mit einer Rauminstallation bespielt. In ihren freistehenden Gemälden, durch die man sich wie in einem Mini Labyrinth schieben muss, thematisiert sie die Klimakrise und das Artensterben. In einer Messe, in der viele Stände viel zu voll gehängt und gestellt sind, hinterlassen konzeptuelle Einzelpositionen bleibende Eindrücke.

Die Frieze Masters hingegen enttäuscht. In einem See von Nachkriegskunst sieht man fast wie am Fließband Cy Twombly, Lucien Freud, Frank Auerbach, Andy Warhol und was sonst noch Rang und Namen hat.

Erfrischend ist der Stand von Paul Hughes und Galeria Mapa, die prä-kolumbianische Textilien modernen Bildern brasilianischer Künstler wie Mira Schendel gegenüberstellen. Wendy Norris Gallery aus San Francisco arbeitet seit Neuem mit dem Nachlass von Eileen Agar zusammen. Sie hatte letztes Jahr eine Retrospektive in der Whitechapel Galerie und zählt zu den wiederentdeckten Pionierinnen des 20. Jahrhunderts.

Die farbenfrohen Kompositionen sind mit Preisen von wenigen Tausend Dollar für Arbeiten auf Papier und 40,000 bis 115,000 Dollar für Gemälde noch erschwinglich.

Artur Ramon aus Barcelona zeigt ein Kabinett mit Tintenfleckbildern von Eugenio Lucas Velázquez aus dem 19. Jahrhundert, damals en Vogue, heute selten. Peter Finer zeigt, wie kunstvoll und auch erschwinglich alte Waffen aus der ganzen Welt sind. Auch der Antikenhängler Charles Ede, lockt Besucher mit Preisen auf den Schildern an. Eine kleinformatige, farbige Terrakotta Göttin aus Theben, 500 v. Chr., fand hier schon einen Liebhaber.

Zu finden ist das prachtvoll dekorierte kunsthandwerkliche Reliefpaar auf dem Stand von Carlton Rochelle Asian Art Gallery aus New York.

Foto: Carlton Rochelle Asian Art Gallery

Frieze Masters macht Rückschritte, vor allem was das Spektrum der Galerien betrifft. Die ästhetische Aufladung der Präsentationen vieler Stände, in denen sogar Stühle auf von der Decke hängenden Konstruktionen im Stand zu schweben scheinen (Oscar Graf, Paris), hebt die Objekte wieder auf einen Sockel.

Verwandte Themen
USA
Großbritannien

Fans von Design schauen sich gerne auf der separaten PAD in der Innenstadt um, wo eine starke Kaufatmosphäre vorherrscht. Auf der eigentlichen Frieze jedoch merkt man, warum die Messe wichtig ist. Hier sieht man, was die Museen schon heute kaufen wollen, um am Puls der Zeit zu sein. Und worum sich Sammler aus der ganzen Welt schlagen. Denn die sind in London vertreten – aus Asien, den USA, aber auch aus Europa.

Rajeeb Samdani, Mitbegründer der Samdani Kunststiftung in Bangladesch bemerkt: „Frieze fühlt sich wieder wie Frieze an. Es ist großartig, wieder alle zu sehen. Die Anzahl der internationalen Besucher ist wieder auf dem Niveau vor der Pandemie und es gibt in den beiden Zelten eine richtige Energie.“

Mehr: Zeitgenössische Kunst: Frieze Seoul: Mehr als nur Korea-Pop

Mehr zum Thema
Unsere Partner
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt