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KunstmesseKönig Echnaton und grüner Sirup

Die kleine, aber feine Salzburger Messe 
Art & Antique bietet ein handverlesenes Angebot
 und ein breites Spektrum von der Antike über Schmuck bis in die Gegenwartskunst.Regine Müller 14.08.2025 - 16:09 Uhr Artikel anhören
Friedensreich Hundertwassers Werk „Tibetruhe" entstand im Jahr 1958 und wurde 1970 von ihm überarbeitet. Die Wiener Galerie Kovacek offeriert das Aquarell für 360.000 Euro. Foto: Sylvia Kovacek GmbH, Bildrecht Wien 2025

Salzburg. In der Festspielstadt Salzburg sind besonders im Sommer auch die bildenden Künste stark vertreten. Und das hat Tradition: Bereits 1953 gründete Oskar Kokoschka die Internationale Sommerakademie für bildende Kunst als „Schule des Sehens“ auf der Festung Hohensalzburg. Sie ist die älteste ihrer Art in Europa mit alljährlich rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die Liste der Akademisten vergangener Jahre liest sich wie ein Who’s who der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.

Das Museum der Moderne am Mönchsberg hoch über der Stadt zeigt gerade nicht weniger als sieben Ausstellungen, drei davon unten in der Altstadt-Dependance Rupertinum, präsentiert wird überwiegend taufrische Gegenwartskunst. Der weltweit agierende Galerist Thaddaeus Ropac, der als Beuys-Assistent begann und den seinerzeit tatsächlich die Sommerakademie nach Salzburg lockte, zeigt in seinem feudalen Stammhaus am Mirabellplatz Werke von Daniel Richter und Hans Hollein, in seiner Halle im Gewerbegebiet Objekte von Erwin Wurm.

Künstlerisch umstritten, aber besonders bei Touristen sehr populär ist derzeit die temporäre, arg simpel konzipierte Monumentalinstallation „Secret Garden“ am zentralen Residenzplatz mit fünf gusseisernen Frauenköpfen des katalanischen Künstlers Jaume Plensa, jeweils elf Meter hoch und 32 Tonnen schwer.

Die thronende Muttergottheit der neolithischen Vinča-Kultur entstand im 5. Jahrtausend v. Chr. Christoph Bacher verkauft die 23,5 Zentimeter große Terrakotta-Statuette für 48.000 Euro. Foto: Christoph Bacher

Gezielt an das gut situierte Festspielpublikum richtet sich die Messe „Art & Antique“, der sommerliche Ableger der gleichnamigen Mutter-Messe zur Osterzeit, die nun zum elften Mal in einem weißen Zelt im Hof der Residenz eingerichtet ist. Zum letzten Mal an diesem Ort, denn der Umbau des Domquartiers zwingt beide Messen zum Umzug. Die Ostermesse wird ins Kongresszentrum ziehen, ein alternativer Platz für die Sommerausgabe ist jedoch noch nicht gefunden, Platz im historischen Stadtzentrum ist rar.

Die Sommerausgabe der Art & Antique ist mit zehn Ausstellern überschaubar bestückt, was ihren besonderen Charme ausmacht, und zudem barrierearm, denn bei freiem Eintritt zu besuchen. Beim Rundgang am Sonntagnachmittag sind nur vereinzelte Besucher zu sehen, aber das täusche, erklärt Sylvia Kovacek: „Gerade läuft ein Nachmittagskonzert“, weiß die Wiener Galeristin, die seit 50 Jahren bei der Osterausgabe der Messe vertreten ist. Zu ihr kämen aber nicht nur Festspielgäste, beschreibt sie ihre Kundschaft: „Viele kommen auch aus der Umgebung, aus Oberösterreich, Tirol, sogar aus Wien extra zur Messe.“

Ein Highlight ihres Angebots ist unter anderem ein in intensiven Grün-Pink-Lila-Tönen leuchtendes, Körperformen verzerrend abstrahierendes Ölbild von Maria Lassnig, „Gefallenes Mädchen“ von 1962/63, Kostenpunkt 580.000 Euro. Eine seltene Gelegenheit, denn Werke der Künstlerin kommen kaum auf den Markt. Außerdem das frühe, ungewohnt kompakt komponierte Bild „Tibetruhe“ von Friedensreich Hundertwasser von 1958/70 für 360.000 Euro.

Arnulf Rainers Abstraktion „Salat mit grünem Sirup“ aus dem Jahr 1978 kostet beim Wiener Kunsthandel Runge 280.000 Euro. Foto: Runge Kunsthandel, Bildrecht Wien 2025

Auch der Wiener Antikenhändler Christoph Bacher ist bekennender Stammgast: „Das ist die beste Messe für mich im Jahr. Das Publikum ist international, auch aus den USA. Die Parallele mit den Festspielen kann symbiotisch wirken, das Publikum ist ja im Endeffekt dasselbe. Wobei die Amerikaner ein bisschen vorsichtig sind wegen der Zölle, keiner weiß ja genau, was da passieren wird.“

Bachers Spitzenstück ist ein Amarna-Relief aus dem alten Ägypten mit dem Abbild von König Echnaton, das mit einer Inschrift versehen ist, die beweist, dass er der Vater von Pharao Tutanchamun war. „Ein Meilenstein in der Forschung“, sagt Bacher, dieses vielfach publizierte Relief sei das erste Zeugnis über das Familienverhältnis gewesen. Es datiert auf um 1339 v. Chr. und soll 125.000 Euro kosten. Es ist „wahrscheinlich das einzige Stück dieser Art, das derzeit aus Privatbesitz legal erworben werden kann“, erklärt Bacher, der es aus einem Nachlass erwarb. „Davon leben wir als Kunsthändler, dass irgendwann ein Erbe kommt, dem das Geld lieber ist als das Objekt.“

Bacher präsentiert auch das wohl älteste Stück der Messe, eine weibliche Figur, vermutlich eine neolithische Muttergottheit der Vinča-Kultur aus der Gegend von Supska-Stublina, nahe dem heutigen Belgrad, datiert etwa auf das 5. Jahrtausend v. Chr., eine sitzende Figur aus Terrakotta mit maskenhaftem Gesicht und spitz zulaufender Nase, Bacher verkauft sie für 48.000 Euro.

Walter Freller präsentiert ein Gemälde von Olga Wisinger-Florian aus dem Jahr 1906, das einen Blick auf den Aufgang zum bulgarischen Schloss Euxinograd zeigt und mit 145.000 Euro zu Buche schlägt. Foto: Kunsthandel Freller

Historische Uhrmacher- und Tischlerkunst bietet Lilly’s Art, ebenfalls aus Wien. Hingucker hier ist eine museale Laterndluhr von Philipp Fertbauer, der als bester Uhrmacher der Monarchie gehandelt wurde, das museale Stück wurde etwa um 1800 in Wien gefertigt. Die Uhr zeigt Stunden, Minuten und Sekunden sowie Datum und Wochentag an und überrascht mit ihrer für das anbrechende 19. Jahrhundert ungewöhnlich funktionalen Optik. Zu haben ist sie für 79.000 Euro.

Schmuck und Silber des 20. Jahrhunderts zeigt Pintar aus Salzburg, unter anderem eine originelle Hundebrosche von Frascarolo aus den 1970er-Jahren mit beweglichen Ohren, während The Old Treasury aus den Niederlanden eine Bienenbrosche mit Diamanten und Email von Puppo di Puma anbietet sowie ein für den Festspielbesuch ideales Täschchen aus Silber und Gold von Gucci, eine vergoldete Brosche von MAZ (USA, ca. 1970) in organischer Form sowie einen Cocktailring von Piaget im typischen Design der 1970er-Jahre.

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Kunst vom frühen 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart mit einem Schwerpunkt auf österreichische Herkunft präsentieren die Kunsthändler Freller und Runge, beide aus Linz, sowie das Kunsthaus Wiesinger aus Wels. Herausragend bei Runge das abstrakte Gemälde „Salat mit grünem Sirup“ von Arnulf Rainer für 280.000 Euro sowie Alfons Waldes „Rückenakt im Schnee und Schifahrer“ für 140.000 Euro. Walter Freller präsentiert unter anderem ein interessantes Ölbild von Olga Wisinger-Florian aus dem Jahr 1906, das einen Blick auf den Aufgang zum bulgarischen Schloss Euxinograd zeigt und mit 145.000 Euro zu Buche schlägt.

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