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Kunstwoche in BrüsselNeuer Geist

Mehr Austausch auf der Art WeekStefan Kobel 05.09.2025 - 10:13 Uhr Artikel anhören
Marina Abramovic in einer Aufnahme von 2024 Foto: Foto Chantal Heijnen

Brüssel. Wie Marina Abramovic seinerzeit durch ein Babyfoto in die Verschwörungserzählung um Pizzagate geriet, erzählt die Performancekünstlerin im Talk mit ihrem Freund Kendell Geers zum Auftakt der Brussels Art Week. Der südafrikanische Künstler kuratiert und moderiert die Reihe im The Merode. Das ist ein Private Members Club, den man sich wie ein Soho-House mit Stil vorstellen kann. 30 Prozent der Aktivitäten des exklusiven Zirkels sind der Kultur gewidmet und zeitweise auch der Öffentlichkeit zugänglich. Die großen Ausstellungen werden mit dem Galeriewochenende RendezVous sowie den beiden Messen Brafa und Art Brussels koordiniert. Gerade eröffnet die ambitionierte Schau „Energia. Artistic Presence in the Belgian-Brazilian Landscape“, die 140 Werke von rund 50 Künstlern im Haus präsentiert, das zu dieser Gelegenheit allen Interessierten offensteht.

Wie bei dem Schwerpunkt nicht anders zu erwarten, beschäftigen sich viele Kunstwerke mit kolonialem Erbe, dem Umgang mit der Natur und Identität. Themen, die sich durch viele Ausstellungen auch in den Galerien ziehen. Die Zusammenarbeit des im letzten Jahr neu gestarteten Galeriewochenendes mit dem Club ist nur ein Beispiel für den neuen Geist des Leitungsduos Evelyn Simons und Laure Decock, das für mehr Austausch innerhalb der Szene und eine Wirkung in die Stadt steht. So haben sie den „Hub“ in einem früher von Galerien bespielten Haus im Stadtzentrum installiert, der als Anlaufpunkt, Bar und Veranstaltungsort für Talks et cetera fungiert. Die meisten der 65 teilnehmenden Galerien, Off-Spaces und Institutionen sind von hier aus gut zu erreichen.

So auch eines der Highlights der Galerieausstellungen, „La Fin du Monde“ von Alfredo Jaar in der Patinoire Royale Bach, die in einer 1877 als erste Rollschuhbahn der Welt eröffneten, stützenfreien Halle residiert. Nur hier konnte der chilenische Architekt und Künstler sein Projekt angemessen verwirklichen. „Ich arbeite mit einem Dutzend Galerien weltweit“, erklärt er im Gespräch. „Aber nach der Ausstellung letztes Jahr im Kindl in Berlin kam als Galerie nur Brüssel infrage.“ Tatsächlich präsentiert er in dem riesigen Raum lediglich einen kleinen Kubus von vier Zentimeter Kantenlänge. Der hat es jedoch in sich: Er besteht aus den zehn wichtigsten Mineralien oder seltenen Erden, die nach seinen Recherchen die Zukunft der industriellen Entwicklung und Machtverteilung auf der Erde bestimmen werden. Für sein Projekt hat er den weltweit einzigen Wissenschaftler auf dem Feld der politischen Geologie konsultiert, der zu jedem dieser Mineralien von Kobalt über Lithium bis Germanium ein Dossier erstellt hat. Wer sich eingehender mit dem Thema beschäftigt, sieht die weltweiten Konflikte und Spannungen in einem anderen Licht.

Auf der anderen Seite des künstlerischen Spektrums stehen Positionen, die sich mit ästhetischen Fragen beschäftigen. Dazu gehört das von Neo Geo beeinflusste Werk des 60-jährigen Alain Biltereyst, den die relative junge QG Gallery von Albert Baronian übernommen hat, der seine Galerie letztes Jahr aus Altersgründen geschlossen hatte. Zwei ebenfalls mit geometrischen Formen arbeitende Positionen stellt Rodolphe Janssen gegenüber, den 1990 geborenen Franzosen Brooklin A. Soumahoro und den 87-jährigen Belgier Léon Wuidar. Dem 2010 verstorbenen Bernd Lohaus widmet die Galerie Nosbaum Reding eine Gruppenausstellung mit dem Titel „Körper Geborgen In Dir Geschwiegen“, der auf eine Arbeit des Beuys-Schülers zurückgeht.

Der Anspruch und die Bandbreite der Ausstellungen bekräftigen die Stellung Brüssels als eines der wichtigen Kunstzentren Europas, auch wenn Paris spätestens seit dem Brexit und der Gründung Art Basel Paris immer mehr an Bedeutung gewinnt.

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