Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Buchrezension Wie Chinas Kommunistische Partei weltweit an Einfluss gewinnt

Chinas Regierungspartei hat ein globales Netz gespannt. Zwei Asien-Experten beschreiben dieses System der Einflussnahme – und erklären, warum es gefährlich ist.
27.09.2020 - 08:29 Uhr Kommentieren
Unterwandert Chinas Kommunistische Partei die Demokratien des Westens? Quelle: dpa
Wachmann vor Wahlslogan in chinesischer Shoppingmeile

Unterwandert Chinas Kommunistische Partei die Demokratien des Westens?

(Foto: dpa)

Düsseldorf Guanxi heißt im Chinesischen das Netzwerk guter Beziehungen. Und die Kommunistische Partei Chinas hat ein globales Netz gespannt, das in seinen filigranen Verästelungen auf den unterschiedlichsten Ebenen von Universitäten und Städtepartnerschaften über Unternehmen und Verbände bis zu Parlamentariergruppen reicht.

Nach Ansicht des australischen Ethikprofessors Clive Hamilton und der beim German Marshall Fund tätigen deutschen Chinawissenschaftlerin Mareike Ohlberg hat die Partei dabei den Pfad der Netzwerkbildung längst verlassen und „unterwandert westliche Demokratien“.

Viele Akteure – ob Nichtregierungsorganisation oder Unternehmen — wüssten oft nicht, dass sie es mit Auslegern der KP zu tun hätten, wenn sie etwa mit dem Chinesischen Rat für die Förderung des internationalen Handels oder der Gesellschaft des Chinesischen Volkes für Freundschaft mit dem Ausland (CRAFFC) kooperierten.

Dabei gibt es allein in Deutschland Recherchen zufolge mehr als 190 chinesische Gruppen, die Verbindungen zur Kommunistischen Partei haben – Berufsverbände, Wirtschaftsvereine und chinesische Unterstützungszentren.

„Die lautlose Eroberung“ ist ein faszinierendes Buch, das das Netzwerk beschreibt, das die mächtige KP weltweit aufgebaut hat. Manche Beispiele mag der Leser bereits kennen, die Zusammenstellung und detaillierte Beschreibung so mancher Guanxi-Verbindung aber fasziniert. Die China-Interessen von Joe Bidens Sohn Hunter, von Präsidentensohn Neil Bush, vom ehemaligen US-Finanzminister Henry Paulson und Blackstone-Chef Stephen Schwarzman sowie von Tony Blair oder Frankreichs ehemaligem Premier Jean-Pierre Raffarin werden genauso detailliert beschrieben wie lokale Interessenverflechtungen.

Mareike Ohlberg, Clive Hamilton: Die lautlose Eroberung.
DVA
496 Seiten
26 Euro

Die Stadt Duisburg will sich beispielsweise in eine Smart City verwandeln lassen – vom chinesischen Technikkonzern Huawei. Die Vereinbarung mit dem Unternehmen will die Stadt nicht offenlegen wegen vereinbarter Vertraulichkeit. In Großbritannien liest sich die Mitgliederliste des Peking-freundlichen 48 Group Club wie ein „Who is who“ der Politik und Wirtschaft beider Länder. In Kanada sind die politischen und wirtschaftlichen Eliten in Ottawa und Peking eng miteinander verwoben. Im EU-Parlament laden Europaparlamentarier der EU-China-Freundschaftsgruppe zu Huawei-freundlichen Vorträgen.

Die Autoren nehmen eine klare chinakritische Haltung ein, die zuweilen fast schon polemisch wirkt, wenn jede Kritik an Donald Trumps Handelskonflikt mit China gleich den Beigeschmack einer Protegierung Chinas bekommt. Doch die Autoren stehen zu ihrer kritischen Haltung: China sei ein System ohne Rechtsstaatlichkeit und Respekt vor Menschenrechten. Deshalb sei die Einflussnahme der KP-Ableger so gefährlich. Und ihre Warnung: Die Furcht in Regierungen, Medien, der Wissenschaft und Wirtschaft vor Repressalien aus Peking „ist ansteckend und wirkt zersetzend“.

Eindrucksvoll schildern die Autoren die Macht der KP im Inneren Chinas und die immense Angst, dass ihr System vom Westen infiltriert und destabilisiert werden könnte – ähnlich wie das der Sowjetunion. So wehrt die Partei jede Tendenz ab, auf die Europa und die USA in ihrer Chinapolitik gebaut haben: Wandel durch Handel — die natürliche Annäherung Chinas an ein liberales, demokratisches System im Zuge seiner Wirtschaftsöffnung.

Das Gegenteil sei zuletzt der Fall, argumentieren die Autoren. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping habe mit seinem Machtantritt „den Trend der schrittweisen Öffnung umgekehrt und die Kontrolle durch die Partei wieder verstärkt.“

Hamilton hatte zuvor den Einfluss Chinas in Australien in seinem Buch „Silent Invasion“ beschrieben. Das haben die beiden Autoren nun für Nordamerika und Europa getan. Zuweilen setzt das Buch zu viel Vorwissen über China voraus, aber die Lektüre lohnt sich. Die letzten beiden australischen Journalisten haben kürzlich China verlassen – aus Angst um ihre Sicherheit.

Welches ist das beste Wirtschaftsbuch des Jahres? Zehn Finalisten gehen ins Rennen um den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis, der im Rahmen der Frankfurter Buchmesse im Oktober verliehen wird. Bis dahin werden die zehn Finalisten der Shortlist vorgestellt.

Mehr: An wen geht der Deutsche Wirtschaftsbuchpreis 2020? Lesen Sie hier, welche Werke in diesem Jahr noch auf der Shortlist stehen.

Startseite
Mehr zu: Buchrezension - Wie Chinas Kommunistische Partei weltweit an Einfluss gewinnt
0 Kommentare zu "Buchrezension: Wie Chinas Kommunistische Partei weltweit an Einfluss gewinnt"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%