Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Verbraucherpreise Inflation in Deutschland zieht weiter an – höchster Stand seit zwei Jahren

Wichtigster Treiber für die Verbraucherpreise war im April die Energie. Die längerfristige Dynamik hängt vor allem von der Lohnentwicklung ab.
29.04.2021 - 15:56 Uhr Kommentieren
Der Inflationsanstieg ist auch auf höhere Preise für Kraftstoffe und Heizöl zurückzuführen. Quelle: dpa
Aral-Tankstelle

Der Inflationsanstieg ist auch auf höhere Preise für Kraftstoffe und Heizöl zurückzuführen.

(Foto: dpa)

Frankfurt Der Aufwärtstrend bei der Preisentwicklung in Deutschland hat sich im April fortgesetzt. Die Inflation lag laut einer ersten Schätzung bei 2,0 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Dies ist der höchste Wert seit zwei Jahren. Größter Treiber waren demnach die Energiepreise, die um 7,9 Prozent zulegten. Im März waren sie gegenüber dem Vorjahr um 4,8 Prozent gestiegen, im Januar um 2,3 Prozent gesunken.

Ökonomen erwarten, dass sich der Trend einer steigenden Inflation in der zweiten Jahreshälfte fortsetzt. So rechnet Bundesbank-Präsident Jens Weidmann in der zweiten Jahreshälfte 2021 in Deutschland zeitweise mit Inflationsraten von drei Prozent. Danach geht er aber wie die meisten anderen Ökonomen wieder von einer deutlich geringeren Inflation aus.

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) rechnet mit einem Preisschub. EZB- Chefökonom Philip Lane hatte das jüngst in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt mit Sonderfaktoren in der Corona-Pandemie erklärt. Ab 2022 sollen die Preise wieder deutlich langsamer steigen. Die EZB will deshalb an ihrer ultralockeren Geldpolitik weiter festhalten.

Diese Sonderfaktoren machten sich in Deutschland im April erneut stark bemerkbar. „Der Inflationsanstieg ist allein auf die deutlich höheren Preise für Kraftstoffe und Heizöl zurückzuführen“, betont Commerzbank-Ökonom Marco Wagner in einer Analyse. Er geht auf Basis der Daten der Statistischen Landesämter davon aus, dass die Preise für Heizöl um mehr als drei Prozent gestiegen sind und für Kraftstoffe sogar um mehr als 30 Prozent.

Bei den Energiepreisen wirkt sich stark der sogenannte Basiseffekt aus: Die Corona-Pandemie hatte dazu geführt, dass der Ölpreis im vergangenen Jahr eingebrochen war. Seine Tiefststände erreichte er im April 2020. Im Vergleich zu den sehr niedrigen Vorjahreswerten liegt er nun entsprechend höher.

Commerzbank-Ökonom Wagner geht davon aus, dass die Energiepreise in den kommenden Monaten kaum noch zulegen werden. Im Vergleich zu den niedrigen Vorjahreswerten werden sie aber in den kommenden Monaten weiter deutlich höher ausfallen und damit die Teuerung nach oben treiben.

Grafik

Zuletzt haben sich zudem die Anzeichen verdichtet, dass es bei anderen Vorprodukten zu Angebotsverknappungen kommt. Zum Beispiel bei Plastik oder Halbleitern. Das schlägt sich auch in den Erzeugerpreisen gewerblicher Produkte nieder. Sie stiegen im März um 3,7 Prozent – so stark wie seit fast zehn Jahren nicht mehr. Der Ökonom der VP Bank, Thomas Gitzel, sieht hier das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. „Die Knappheitsproblematik heizt den Produzentenpreisen weiter ein.“

Zum Teil hängt dies auch mit Nachfrageänderungen durch die Corona-Pandemie zusammen. Ein wichtiger Sondereffekt ergibt sich bei der Mehrwertsteuer. Sie war von Juli 2020 bis Jahresende vorübergehend von 19 auf 16 Prozent gesenkt worden. Seit Jahresbeginn liegt sie wieder auf dem vorherigen Niveau.

Schwache Lohndynamik

Der niedrigere Mehrwertsteuersatz im vergangenen Jahr sorgt aber auch hier dafür, dass die Vergleichsbasis bei den Preisen in der zweiten Jahreshälfte niedriger ist. Als zusätzlicher Preistreiber wirkt die zu Jahresbeginn eingeführte CO2-Abgabe. Seit Januar 2021 gilt ein Festpreis je ausgestoßener Tonne CO2 von 25 Euro. All diese Faktoren sollten die Inflation kurzfristig nach oben treiben.

Für die mittel- und langfristige Preisdynamik ist aber aus Sicht der meisten Experten vor allem die Lohnentwicklung entscheidend. Sie ist momentan sehr schwach. Daran wird sich wahrscheinlich zunächst nicht viel ändern, denn durch die Coronakrise dürfte die Arbeitslosigkeit steigen. Momentan wird dies zum Teil dadurch verdeckt, dass viele Leute in Kurzarbeit sind.

Eine höhere Arbeitslosigkeit schwächt tendenziell die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer. Bisher gibt es Anzeichen, dass die Lohnentwicklung daher zunächst schwach bleiben wird. So haben sich die von der EZB berechneten Tariflohnindikatoren bereits in der zweiten Jahreshälfte 2020 abgeschwächt. Jüngste Tarifabschlüsse in Deutschland, zum Beispiel in der Metallindustrie, fielen sehr niedrig aus.

Mehr: Inflationsraten bis drei Prozent – Ökonomen erwarten temporären Preisschub in diesem Jahr.

Startseite
Mehr zu: Verbraucherpreise - Inflation in Deutschland zieht weiter an – höchster Stand seit zwei Jahren
0 Kommentare zu "Verbraucherpreise: Inflation in Deutschland zieht weiter an – höchster Stand seit zwei Jahren "

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%