Test Teams, Zoom und Co. – Die bekanntesten Videokonferenztools im Vergleich

Homeoffice Videokonferenz
Düsseldorf Den Chef und die Kollegen durch die Webcam sehen – das war vor der Coronakrise für viele Angestellte noch etwas Exotisches. Mittlerweile ist die Zusammenarbeit über Videokonferenzen fester Bestandteil des Arbeitsalltags.
Doch welcher Hersteller bietet eigentlich das beste Programm? Und welches Tool garantiert die höchste Sicherheit beim Datenschutz? Mit dem plötzlichen Umzug ins Homeoffice haben viele Unternehmen im Frühjahr schnell das nächstbeste Videotool installiert, ohne sich über diese Fragen ausreichend Gedanken zu machen.
Antworten gibt ein umfangreicher Test der Stiftung Warentest. Ergebnis: Zehn der elf getesteten Tools wurden wegen Mängeln in den Datenschutzerklärungen schlechter bewertet, häufig entsprachen diese nicht den europäischen Richtlinien. Allerdings müssten sich Nutzer nicht bei jedem Meeting darum sorgen, dass ihre Gesprächsinhalte abgehört werden, sagt Testleiter Markus Bautsch: „Die Daten werden bei den großen Anbietern transportverschlüsselt.“
Das sei schon mal eine wichtige Hürde. Bei hochsensiblen Gesprächen rät der IT-Experte allerdings von herkömmlichen Videokonferenztools ab. Denn bei den meisten Anbietern stehen die Server in Amerika. Dort können die Behörden im Zweifelsfall auf die Daten zugreifen.
Einen wichtigen Beitrag zum Datenschutz sollten viele Firmen allerdings selbst leisten – indem sie für jede Besprechung einen neuen virtuellen Raum anlegen. „Wenn Unternehmen seit einem halben Jahr für tägliche Meetings den gleichen Link verschicken, ist das zwar bequem. Doch darauf haben zum Beispiel auch noch Mitarbeiter Zugriff, die die Firma längst verlassen haben“, sagt Bautsch. Er rät aus Datenschutzgründen dazu, das Microsoft-Programm Teams zu nutzen. Teams ist auch Testsieger der Stiftung Warentest.
Daneben gibt es weitere Anbieter im Markt. Wie viel die Tools kosten und welche Funktionen sie haben – ein Überblick über die Vor- und Nachteile.
Microsoft Teams

Das Programm: Über den Dienst können sich Mitarbeiter per Video und Chat austauschen. 2017 auf den Markt gebracht, registrierte Microsoft in der Pandemie einen Nutzeransturm.
Vorteile: Teams ist in der Unternehmensversion von Microsoft Office 365, der beliebtesten Bürosoftware der Welt, bereits enthalten. Anwendungen wie Word oder Excel lassen sich schnell integrieren. Die Bild- und Tonqualität zählt im Test zu den besten – selbst wenn die Internetverbindung schwach ist. Dann sorgt laut Testleiter Bautsch ein Algorithmus dafür, dass nicht einzelne Wortfetzen verloren gehen, sondern die Übertragung insgesamt verzögert wird, sodass ein vollständiger Satz ankommt. Die Supportfunktionen sind sehr gut. Es gibt gute Unterstützung auch für Seh- und Hörgeschädigte.
Nachteile: Teams ist nur im Jahresabonnement erhältlich. In der Basisversion können sich Nutzer nicht per Telefon einwählen, sondern müssen das Programm installiert haben.
Kosten: ab 4,20 Euro pro Benutzer und Monat
Urteil Stiftung Warentest: 2,0 (gut), Testsieger
Zoom

Das Programm: Zoom fiel in der Krise mit massiven Sicherheitslücken auf, weil Nutzer in fremde Chats eindringen konnten. Der Anbieter hat die Lücken mittlerweile gestopft, zeigt der Test.
Vorteile: Umfangreiche Funktionen – der Sprecher wird hervorgehoben, das Meeting kann aufgezeichnet, Bildschirme und Dokumente können einfach geteilt werden, Teilnehmer können ihren Redewunsch durch die Funktion „Hand heben“ signalisieren. Gäste können sich per Telefon einwählen. Gute Video- und Audioqualität bei stabiler Internetverbindung.
Nachteile: Bei schwacher Verbindung schneidet Zoom im Test so schlecht ab wie kein anderer Mitbewerber. Das Bild wird in einem solchen Fall zwar aufrechterhalten, doch der Ton ist kaum zu verstehen. „Das Gegenteil wäre besser“, sagt IT-Experte Bautsch. In der kostenlosen Variante sind Meetings auf 40 Minuten begrenzt.
Kosten: Gratisversion mit Basisausstattung; erweiterte Funktionen ab 13,99 Euro/Monat (für 100 Teilnehmer), etwas günstiger im Jahresabonnement.
Urteil Stiftung Warentest: 2,8 (befriedigend)
Cisco Webex

Das Programm: Webex zählt zu den Pionieren der Videotelefonie-Angebote. Es wird gern von Großkonzernen genutzt. Während der Krise stelle die Firma 4,2 Millionen Meetings pro Tag bereit.
Vorteile: Das Programm hat viele nützliche Funktionen, die gerade im Business-Bereich hilfreich sind. Das Meeting kann aufgezeichnet, Bildschirme und Dokumente können einfach geteilt werden. Die Handhabung ist wegen vieler Hilfeseiten so einfach wie bei kaum einem anderen Anbieter im Test. Gäste können sich per Telefon einwählen. Die Basisversion ist kostenfrei.
Nachteile: Die Audio- und Videoqualität in der Grundversion zählt zu den schlechtesten im Test – gerade bei schlechter Verbindung. Selbst bei stabilem Netz bricht das Bild oft ab, bei schwachem Internet gilt das auch für den Ton. Die Meetingdauer ist auf 50 Minuten begrenzt.
Kosten: gratis; erweiterte Funktionen ab 14,25 Euro/Monat (für 100 Teilnehmer; dann zum Beispiel mit Cloud-Speicher und unbegrenzter Meetingdauer), etwas günstiger im Jahresabonnement
Urteil Stiftung Warentest: 2,6 (befriedigend)
Google Meets (ehemals Hangouts)

Das Programm: Meets ist das Videotool von Google, es wird gern von Start-ups genutzt. In diesem Jahr hat Google das Programm umbenannt, vorher hieß es Hangouts.
Vorteile: Die Bild- und Tonqualität zählt bei guter Verbindung zu den besten im Test. Bei schwacher Verbindung friert das Bild zwar ein, doch die Tonspur bleibt zumindest erhalten, sodass das Meeting fortgesetzt werden kann. Die Office-Programme von Google lassen sich problemlos integrieren. Das Programm ist als eines der wenigen im Test kostenlos.
Nachteile: Die Teilnehmerzahl ist auf zehn begrenzt. Das Teilen von klassischen Word- oder Excel-Dokumenten ist umständlich, funktioniert am besten mit Google-Office-Anwendungen selbst. Die Handhabung ist komplizierter als bei anderen Programmen. Die Gasteinwahl per Telefon ist nicht möglich. Nutzer müssen zwingend ein Google-Konto haben, um Meets nutzen zu können. Die Supportfunktionen sind unterdurchschnittlich.
Kosten: gratis
Urteil Stiftung Warentest: 2,7 (befriedigend)
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