Gastkommentar: Europas Umgang mit China: Auf der Suche nach einer neuen Weltordnung

Sigmar Gabriel (links) und Michael Hüther
Wir sind Zeitzeugen einer tektonischen Verschiebung der globalen Machtachsen. Der Atlantik ist nicht länger das einzige Gravitationszentrum, er steht nun im Wettbewerb mit dem Indo-Pazifik. Damit einher geht das Ende des europäischen Zeitalters, in dem der alte Kontinent gut 600 Jahre lang der zentrale Ausgangspunkt globaler Entwicklungen war, im Guten wie im Schlechten. Die „Pax Americana“, die spätestens nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die globale Ordnung dominierte, ist ebenfalls Geschichte. Diese drei Punkte markieren die eigentliche „Zeitenwende“.
Derzeit dominieren zwei Mächte den geopolitischen Wettbewerb: China und die USA. Wladimir Putins Überfall auf die Ukraine ist Russlands Versuch, bei der Neuordnung der Welt wieder als Großmacht mitzumischen. Die Gelegenheit schien günstig, waren die tief gespaltenen USA doch vor allem mit sich selbst und dem Rivalen China beschäftigt. Auch Europa wirkte uneins, gespalten in Nord und Süd, in Ost und West. Und hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nicht selbst erklärt, die Nato sei „hirntot“? Dennoch: Alle russischen Kalkulationen haben sich als falsch erwiesen.





