1. Startseite
  2. Meinung
  3. Homo Oeconomicus
  4. EZB: Neue Strategie der Zentralbank bleibt unverständlich

Gastkommentar – Homo oeconomicusDie Europäische Zentralbank muss ihre Strategie überarbeiten

Die EZB will von der Öffentlichkeit verstanden werden – aber sie geht die einfachen Schritte nicht, die dafür nötig wären, bemängelt Peter Bofinger. 10.08.2021 - 10:02 Uhr Artikel anhören

Das Herzstück der Notenbank-Strategie, der „integrierte Analyserahmen“, besteht aus Allgemeinplätzen.

Foto: dpa

Seit Jahren wird die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) in Deutschland kritisch gesehen. Auch wenn sich Inflationsängste und Crashprognosen nicht erfüllt haben, haben sie dem Ansehen der EZB geschadet. Mit den Pandemie-bedingt hohen Anleihekäufen und dem temporären Anstieg der Inflation in Deutschland haben die Sorgen eine neue Qualität bekommen.

In dieser Situation ist die EZB in besonderer Weise gefordert, der Öffentlichkeit so klar wie möglich zu verdeutlichen, dass sie sich an ihrem Mandat orientiert und dass keine Risiken für die Preisstabilität bestehen.

Die jüngst veröffentlichte neue geldpolitische Strategie der EZB bot hierfür eine gute Ausgangsbasis. Die Chance wurde nicht genutzt. Das Herzstück der Strategie, der „integrierte Analyserahmen“, besteht aus Allgemeinplätzen.

Dass die EZB eine „wirtschaftliche Analyse“ sowie eine „monetäre und finanzielle Analyse“ betreibt und diese in einem „integrierten Analyserahmen“ bei ihren Entscheidungen berücksichtigt, ist eine Selbstverständlichkeit und keine Beschreibung eines Analyserahmens.

Der Praxistest war die erste Pressekonferenz seit Verkündung der Strategie: die „Erklärung zur Geldpolitik“ durch die EZB-Präsidentin Christine Lagarde am 22. Juli. Sie sollte der neuen Strategie gemäß ein allgemeinverständliches „Narrativ“ zur Begründung der geldpolitischen Beschlüsse bieten. Das ist nicht gelungen. Frau Lagarde musste einräumen, dass man etwas Zeit brauche, um die Aussagen in ihrer Subtilität und ihren Details zu verstehen.

Peter Bofinger ist Ökonomieprofessor an der Universität Würzburg und war Mitglied des Sachverständigenrats.

Foto: Handelsblatt

Inflationsängste werden nicht adressiert

Auf die Inflationsängste in der Öffentlichkeit wird in dem Narrativ nicht eingegangen. Das wäre eigentlich kein Hexenwerk. Dazu hätte sich die EZB für die von vielen Notenbanken betriebene Strategie des „inflation targeting“ entscheiden müssen.

Hier stehen Inflationsprognosen im Zentrum der Kommunikation. Durch den Vergleich der Prognosen mit dem Zielwert kann die Öffentlichkeit erkennen, ob sich die Geldpolitik noch auf dem richtigen Kurs befindet.

Die EZB hätte hierfür gute Voraussetzungen, da sie vierteljährlich Inflationsprognosen erstellt und zudem die Prognosen professioneller Marktbeobachter erfasst. Anhand der bei der Pressekonferenz verfügbaren Prognosen für den Euro-Raum hätte die EZB der Öffentlichkeit kommunizieren können, dass die Inflation – auch nach der Einschätzung der Marktbeobachter – auf mittlere und längere Sicht unter zwei Prozent bleiben werde. Es ist das Geheimnis der EZB, warum für diese Information, die in früheren Pressekonferenzen regelmäßig erwähnt wurde, im neuen Narrativ kein Platz mehr ist.

Verwandte Themen
EZB
Inflation
Europäische Union
Konjunktur

Die EZB spricht davon, wie wichtig die Kommunikation für ihre Glaubwürdigkeit sei und dass es für eine wirkungsvolle Geldpolitik darauf ankomme, in der breiten Öffentlichkeit verstanden zu werden. Die neue Strategie sollte deshalb noch einmal gründlich überarbeitet werden.

Mehr zum Thema
Unsere Partner
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt