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Asia TechonomicsAnalysten sehen bei Chinas Tech-Aktien Einstiegschancen – doch vieles spricht für weitere Verluste

Anteile an Weltkonzernen wie Tencent sind an der Börse derzeit günstig. Doch die Herausforderungen für sie sind weiter enorm. Vier Faktoren, die die Kurse weiter belasten dürften.Nicole Bastian 27.10.2022 - 12:14 Uhr Artikel anhören

Der Tech-Konzern leidet unter Konkurrenzdruck. Doch das ist nur einer von mehreren Faktoren, die belasten.

Foto: AP

Als Tencent kürzlich nicht mehr das wertvollste chinesische Unternehmen an der Börse war, sondern diesen Platz kurzzeitig an den Alkoholhersteller Kweichow Moutai abgeben musste, sprachen einige Analysten von Einstiegskursen beim größten Tech-Konzern der Volksrepublik.

Nach einem Jahr und neun Monaten müsse doch mal Schluss sein mit dem Kursverfall des Konzerns, der unter anderem die in China omnipräsente Wechat-App betreibt und international Computerspiele wie League of Legends anbietet. Das Unternehmen sei doch gesund.

Die Bewertung der Aktie sei niedrig, das Kurs-Gewinn-Verhältnis liege etwa bei der Hälfte von Alphabet. Die Gefahr für Tencent, von der US-Börse zu fliegen, sei drastisch gesunken, nachdem sich die USA und China im Streit um die Buchprüfung für in den USA notierte chinesische Werte geeinigt haben.

Schon richtig, aber es gibt vier gewichtigere negative Faktoren – und die dürften auch künftig für Druck auf chinesische Tech-Aktien sorgen. Das zeigte sich zuletzt eindrücklich, als eine einwöchige Machtdemonstration von Staats- und Parteichef Xi Jinping Investoren zum Verkauf trieb – gerade auch von Tech-Aktien.

Belastungsfaktor eins ist die chinesische Politik. Die Interpretation der Ereignisse im Rahmen des Parteikongresses ist bei Chinaexperten durchgängig: Die regulatorischen Eingriffe der Kommunistischen Partei werden mitnichten weniger. Und auch wenn Teile der Tech-Regulierung bisher eine inhaltliche Berechtigung hatten, kamen die Vorstöße oft unerwartet und waren eben nicht nur inhaltlich begründet. Sie schossen über das Ziel hinaus und waren kommunikativ ein Desaster für Unternehmen wie Anleger.

Mit der Wirtschaft zu Hause schwächeln auch die Tech-Konzerne

Nicht umsonst nahm der Kursverlust chinesischer Tech-Aktien mit einem Regulierungsvorstoß im Februar und März 2021 seinen Anfang. Der Nasdaq Golden Dragon Index hat seither Kursgewinne aus sieben Jahren verloren.

In der wöchentlichen Kolumne schreiben Handelsblatt-Korrespondenten im Wechsel über Innovations- und Wirtschaftstrends in Asien.

Foto: Klawe Rzeczy

Mittlerweile richten die chinesischen Tech-Konzerne ihre Strategie an der Regulierung entlang aus. Tencent etwa verabschiedet sich von Bereichen wie Onlinebildung und Spielestreaming. Das mag man flexible Ausrichtung der Geschäftsstrategie am Umfeld nennen, aber de facto ist es eine Fernsteuerung durch die KP. Wie Anbieter wie die Videoplattform Bilibili im neuen regulatorischen Umfeld, das Unterhaltungstechnologie hintenan sieht, reüssieren wollen, bleibt abzuwarten.

Zweiter Belastungsfaktor ist das schwächere Wachstum der chinesischen Wirtschaft. Tech-Aktien sind zwar nicht die konsumabhängigsten Werte, aber über geringere Onlinewerbeeinnahmen oder Onlineverkäufe wirkt sich die Flaute eben doch auf Firmen wie Tencent oder Alibaba aus.

Das Wachstum von 3,9 Prozent im dritten Quartal entspricht zwar einer starken Erholung im Vergleich zu den 0,4 Prozent im Quartal zuvor. Aber viele Belastungsfaktoren wie ein Rückgang der arbeitenden Bevölkerung und die gravierenden Probleme im Immobiliensektor lasten weiter auf der Wirtschaft.

>> Lesen Sie auch: Überschuldung, Unfälle, Suizid: Asiens Tech-Konzerne haben eine dunkle Seite

Auch ein baldiges Ende der Null-Covid-Politik ist, anders als von manchem Analysten erhofft, nicht absehbar. Zunächst dürfte die KP einen Großteil der Bevölkerung mit dem in China entwickelten mRNA-Impfstoff durchimpfen lassen wollen. Dieser ist aber noch nicht einmal zugelassen.

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Er könne sich nicht vorstellen, wo eine baldige nachhaltige Besserung in der Wirtschaftsentwicklung herkommen sollte, sagte Chinaexperte Kerry Brown vom King’s College in London in dieser Woche. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt tritt in eine neue Periode mit niedrigerem Wachstum ein.

Und nicht nur die Volkswirtschaft ist reifer, auch die Geschäftsmodelle vieler chinesischer Tech-Firmen sind es – der dritte Belastungsfaktor. Die Umsätze bei Tencent etwa stagnieren, sanken im zweiten Quartal sogar erstmals. Unter anderem ist die Konkurrenz in der Spielesparte viel härter geworden. Kosten senken ist angesagt.

Der vierte Belastungsfaktor schließlich liegt in den USA. Die Regierung von US-Präsident Joe Biden hat mit den jüngsten Exportbeschränkungen für Halbleiter nach China gezeigt, welch mächtige Hebel sie hat, um Chinas technologische Entwicklung einzudämmen. Und diese Eindämmung bleibt ein Ziel in Washington. China ist aber gerade im Innovationsbereich weiter stark auf die internationale Kooperation angewiesen.

Verwandte Themen Tencent China USA Alibaba NASDAQ

Die Kurserholung der Tech-Werte zur Wochenmitte dürfte deshalb kaum mehr als eine kurzsichtige technische Reaktion sein.

In der Kolumne Asia Techonomics kommentieren Nicole Bastian, Sabine Gusbeth, Dana Heide, Martin Kölling und Mathias Peer im Wechsel Innovations- und Wirtschaftstrends in der dynamischsten Region der Welt.

Mehr: Chinas Wechat-Nutzern droht der digitale Tod, wenn sie Protestbilder teilen

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