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Asia TechonomicsChinesen sparen sogar am traditionellen Mondkuchen

Chinas Staatsführung will das Volk animieren, endlich mehr Geld auszugeben. Doch in der zweitwichtigsten Ferienzeit zeigen sich viele Chinesen sparsam.Sabine Gusbeth 09.10.2025 - 16:52 Uhr Artikel anhören
Mondkuchen: Traditionelles Geschenk zum chinesischen Mittherbstfest. Foto: Sabine Gusbeth

Nach acht Feiertagen müssen die meisten Chinesen am Donnerstag wieder arbeiten. Schon vor dem Ende der Goldenen Woche, der zweitlängsten Ferienzeit des Jahres, feierten die Staatsmedien den „Boom“ und das „neue Wachstumsmomentum“. Dazu zeigen sie Bilder von Menschenmassen auf der Chinesischen Mauer oder an der Hafenpromenade Bund in Shanghai.

Die Konsumausgaben in der Goldenen Woche gelten als Echtzeitindikator für die Verbraucherstimmung in China. Die Feiertage wurden 1999 eingeführt, um den Inlandstourismus und Konsum zu stärken.

Zwar sähen die offiziellen Zahlen wie üblich blendend aus, schreibt einer meiner Bekannten. Er kommentiert sarkastisch: Es sei überflüssig, die Seifenblasen der Lobredner zu zerstechen, schließlich müssten auch sie ihren Lebensunterhalt verdienen.

Abseits der offiziellen Zahlen sinkt der Konsum

Alternative Konsumindikatoren deuten darauf hin, dass der Konsum langsamer wächst als im Vorjahr. Laut der Hongkonger Zeitung „South China Morning Post“ gaben die Chinesen im Vorfeld des wichtigen Mittherbstfests deutlich weniger für den traditionellen Mondkuchen aus. Die kleinen, runden Küchlein sind gefüllt mit Nüssen, rotem Bohnenmus oder weißer Lotussamenpaste und einem salzigen Enteneigelb als Mondsymbol. Moderne Varianten gibt es mit Schokolade oder Eiscreme.

Zwar scherzen Freunde gern, dass die Mondkuchen eigentlich nie gegessen, sondern nur weiterverschenkt werden. Doch sie gelten als unerlässliche Aufmerksamkeit für Familie und Geschäftspartner.­ Dass die Chinesen sogar daran gespart haben, belegt den schwächelnden Konsum.

Polizisten kontrollieren Menschenmassen in der Shanghaier Einkaufsstraße Nanjing Lu am Nationalfeiertag. Foto: Bloomberg

Dabei hat Chinas Staatsführung die Steigerung des Konsums zur Priorität erklärt, um die Negativspirale aus Überproduktion und Preiskampf zu stoppen. Gäbe es einen Mondkuchen-Indikator, würde er der Staatsführung dringenden Handlungsbedarf signalisieren.

In der wöchentlichen Kolumne „Asia Techonomics“ schreiben Handelsblatt-Korrespondenten im Wechsel über Innovations- und Wirtschaftstrends in Asien. Foto: Klawe Rzeczy

Auch offiziellere Daten deuten darauf hin, dass viele Chinesen in der vergangenen Woche weniger ausgegeben haben als in früheren Ferienzeiten. Dem Handelsministerium zufolge stiegen die Umsätze bei wichtigen Einzelhändlern und Restaurants in den ersten vier Urlaubstagen nur halb so stark wie während der Maifeiertage.

Das durchschnittliche Passagieraufkommen aller Verkehrsträger war geringer als im Vorjahr, ergab eine Auswertung der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Rückreiseverkehr am Ende von Chinas Ferienwoche: Stau an der Wuzhang-Mautstation. Foto: AFP

Lu Ting, China-Chefvolkswirt der japanischen Investmentbank Nomura, schrieb am Montag, er habe „insgesamt eine eher schwache Mobilität und Konsumaktivität beobachtet“. Da die Ferienwoche in diesem Jahr sogar einen Tag länger war als im Vorjahr, könne „das tatsächliche Konsumwachstum sogar noch schwächer sein, als die Daten vermuten lassen“.

Auch die gestiegenen Aktienkurse im Vorfeld der Feiertage hätten nicht zu mehr Ausgaben geführt. Lu sagte deshalb, dass „der Konsum im restlichen Jahresverlauf weiter verhalten sein wird“.

Profiteure der neuen chinesischen Sparsamkeit

Dabei gibt es durchaus Profiteure der neuen chinesischen Sparsamkeit. Das zeigt der Erfolg der Billig-Limonaden-Kette „Mixue Bingcheng“, wörtlich übersetzt heißt das „Honig-Schnee-Eisstadt“. Die Läden mit dem Schneemann-Logo findet man inzwischen an jeder Straßenecke. Ein 660-Milliliter-Becher der meistverkauften Limo mit frischen Zitronen kostet nur fünf Yuan (60 Cent).

Auch andere günstige Anbieter verzeichnen einen steigenden Absatz, etwa die Starbucks-Konkurrenten Costa, Manner und Luckin’ Coffee oder die Krimskrams-Kette Miniso.

Limonaden-Laden Mixue Bingcheng: Profiteur der neuen Sparsamkeit. Foto: REUTERS

Das setzt etablierte Marken unter Druck und verschärft die deflationäre Spirale. Seit mehr als 30 Monaten fallen die Produzentenpreise. Auch die Verbraucherpreise sanken zuletzt wieder.

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Noch hat die Staatsführung kein wirksames Mittel gefunden, um den Negativtrend zu stoppen. Mit Spannung erwartet wird deshalb von vielen der neue Fünfjahresplan, den das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Ende Oktober auf dem sogenannten vierten Plenum diskutieren wird.

Details über die künftige Weichenstellung dürften jedoch erst im kommenden März bekannt werden. Dann wird der Plan vom Nationalkongress, Chinas Scheinparlament, abgenickt.

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