Asia Techonomics: Vorbild Trump – Die viertgrößte Nation der Welt verbietet iPhones

Beim Anruf bei Donald Trump wirkt Indonesiens Staatschef Prabowo Subianto beinahe wie ein Lehrling im Gespräch mit seinem Meister. „Wo auch immer Sie sind, ich bin bereit, zu Ihnen zu fliegen, um Ihnen persönlich zu gratulieren, Sir“, spricht Prabowo ehrfürchtig in sein Smartphone – dokumentiert in einem knapp dreiminütigen Video, das er kurz nach Trumps Wahlsieg auf der Social-Media-Plattform X veröffentlichte. Als Trump am anderen Ende der Leitung den 73-Jährigen dafür lobt, wie gut sein Englisch sei, lächelt Prabowo – und antwortet stolz: „Meine ganze Ausbildung ist amerikanisch, Sir.“ Der Präsident von Südostasiens größter Volkswirtschaft – ein ehemaliger General der indonesischen Armee – spielt damit auf seine Schulzeit an der „American School“ in London und auf sein Militärtraining im US-Bundesstaat Georgia an. Doch gelernt scheint Prabowo auch bei Trump persönlich zu haben. Denn die Wirtschaftspolitik, die er seit seinem Amtsantritt vor einem Monat umsetzt, würde ohne Weiteres auch in die nationalistische Handelsagenda des US-Amerikaners passen. Prabowo will internationale Konzerne dazu bringen, in Indonesien direkt zu investieren, anstatt den 280-Millionen-Einwohner-Staat lediglich als Absatzmarkt zu sehen. Dass seine Regierung dabei zu drastischen Maßnahmen bereit ist, demonstrierte sie bereits wenige Tage nach ihrer Vereidigung: Ende Oktober verkündete Prabowos Industrieminister Agus Gumiwang Kartasasmita ein Verkaufsverbot für das iPhone 16 – das neueste Modell des auch in Indonesien populären Apple-Smartphones. » Lesen Sie auch: Der Präsident, der Indonesien zur nächsten Wirtschaftsgroßmacht Asiens formen will Als Grund gaben die indonesischen Behörden an, dass der Konzern aus Cupertino gegen Vorschriften verstoßen habe, die Smartphone-Herstellern mindestens 40 Prozent lokale Wertschöpfung abverlangen. Erfüllt werden kann die Auflage unter anderem mit Produktionsstätten in Indonesien oder auch mit der Verlegung von Forschungs- und Entwicklungsarbeit in das Schwellenland. Die rund 95 Millionen Dollar, die Apple nach indonesischen Regierungsangaben in Entwicklerakademien in dem Land gesteckt hat, reichen aus Sicht der Behörden aber nicht aus, um den Vorgaben gerecht zu werden. Auch Wochen nach der Entscheidung sind die iPhone-16-Modelle nach wie vor nicht in Läden zu kaufen. In Jakartas Parlament gibt es für die Entscheidung Zuspruch. Laut dem Abgeordneten Hanif Dhakiri macht Apple in Indonesien – dem gemessen an der Bevölkerungszahl viertgrößten Land der Welt – knapp zwei Milliarden Dollar Umsatz. „Mit so hohen Einnahmen sollte Apple einen ernstzunehmenden Beitrag für die Unterstützung von Indonesiens technologischem Ökosystem leisten“, sagte er am vergangenen Wochenende. „Hier geht es nicht nur um Zahlen, sondern um Gerechtigkeit.“ Die Erwartungshaltung, sich wirtschaftlich stärker in Indonesien zu engagieren, bekommen auch andere Hersteller zu spüren: Kurz nach dem iPhone-Verbot ordneten die Behörden auch einen Verkaufsstopp für Google-Pixel-Smartphones an – mit der gleichen Begründung wie im Fall Apples. Die Prabowo-Regierung intensiviert damit einen protektionistischen Kurs, den bereits sein Vorgänger Joko Widodo eingeschlagen hatte: Durch ein Ausfuhrverbot von Nickelerz brachte er ausländische Rohstoffabnehmer dazu, massiv in die lokale Weiterverarbeitung zu investieren. Die chinesische Social-Media-App Tiktok drängte er dazu, ihren E-Commerce-Arm in Indonesien zu schließen – ein Neustart war erst möglich, nachdem das Unternehmen eine 1,5-Milliarden-Dollar-Investition in einen lokalen Partner angekündigt hatte. Auch bei Apple scheint der Druck zu funktionieren: Erst hatte der US-Konzern Medienberichten zufolge angeboten, weitere zehn Millionen Dollar in Indonesien zu investieren. Nachdem sich daraufhin aber keine Einigung abgezeichnet hatte, verzehnfacht der iPhone-Hersteller nun sein Angebot auf 100 Millionen US-Dollar, wie der Finanzdienst Bloomberg diese Woche berichtet. Doch der kurzfristige Erfolg droht für Indonesien auch gravierende Nachteile mit sich zu bringen: Zum einen schaden die Handelsbarrieren in erster Linie den einheimischen Konsumenten, die zunächst weniger Auswahl haben und mittelfristig womöglich mit höheren Kosten konfrontiert werden, wenn Hersteller zu ineffizienten Lieferketten gezwungen werden. Zum anderen könnte die harte Regulierung ausländischer Unternehmen auch einen abschreckenden Effekt haben – und andere Konzerne skeptisch machen, ob sich Geschäfte mit Indonesien überhaupt lohnen. Mehr: Luxusvillen statt Ruhe – Russische „Stadt“ ärgert Inselbewohner