Wunschliste: Das sollten sich Hobbysportler zu Weihnachten wünschen
„Und das ist das Unterhemd?“, fragte mein Support Marcel, als er mir in der Wechselzone mein blaues Laufshirt reichte. Er wirkte überrascht, dass ich mit dem simplen Kompressions-T-Shirt aus Funktionsgewebe in den Marathon starten wollte – noch dazu beim Norseman in Norwegen, einem der wohl extremsten Triathlons der Welt.
Und er lag nicht ganz falsch: Ich hatte das Funktionstrikot für drei Euro beim Discounter erstanden. Laufhose und -socken waren kaum wertiger. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, diesen wichtigen Wettbewerb nicht zu einer Materialschlacht zu machen.
Andererseits war ich wohl selten so glücklich über ein Geschenk wie einen Fahrradsattel, in den ich mich verschossen hatte. Nachdem ich ihn zu Weihnachten bekam, bewunderte ich ihn erst mal tagelang in der Verpackung. Er ist noch heute mein Lieblingssattel und wird entsprechend behandelt.
Weihnachten ist die Gelegenheit, Wünsche zu äußern und auf einen Zettel zu schreiben – Romantiker senden diesen nach Himmelsthür oder Engelskirchen. Aber spätestens mit der Volljährigkeit teilt man die Weihnachtswünsche mit Familie und Freunden – oder auch mit sich selbst.
Drei Gedanken, was sinnvolle Geschenke ausmacht – und welche ungenutzt im Schrank liegen werden.
1. Does it spark joy?
Die Aufräumexpertin Marie Kondo rät, sich zu fragen, ob ein Gegenstand Freude entzündet. Die nötigen Dinge kaufen wir. Doch solche mit einem Hauch Unvernunft lösen Freude aus. Das sind deshalb die Dinge, die auf der Wunschliste landen können. Der Sattel war so ein Gegenstand.
Spätestens bei Nachfragen von Dritten lässt sich dann immer noch die Ausrede nutzen, dass der besonders aerodynamische Helm oder die absurd kostspielige Radbrille ein Geschenk gewesen sei.
Selbstredend sind nicht alle Sportarten gleich geschenketrächtig. Vor allem Schwimmer können bis auf die nächste Brille, einen weiteren Badeanzug oder ein wenig Ausrüstung für Kurzflossen nur recht wenig auf den Wunschzettel schreiben. Außer vielleicht einer Zehnerkarte fürs Stadtbad.
Skifahrer, Tennisspieler, Radfahrer, ja selbst Läufer haben mehr Optionen für Dinge, die man gerne hätte, sich aber vielleicht nicht gönnt. Eine wunderbare Kombination für Wunschzettelvermerke.
2. Teuer ist nicht gleich besser
Dennoch hilft es nicht, bei den gewünschten Gegenständen einfach die teuerste Option zu wählen. Denn wirklich nötig ist das teuerste Equipment praktisch nie, um Freude am Sport zu haben.
Erst wenn Sportler auf dem gleichen Trainingsniveau wie ihre Wettbewerber angekommen sind, beginnt das Material, einen Unterschied zu machen.
Vor allem bei Kleidung, die viel genutzt wird, spricht vor diesem Punkt weder etwas gegen Produkte, die sich am unteren Ende der Preisskala bewegen noch solche, die ohne große Marke auskommen.
Reißverschlüsse können an der schönsten Jacke kaputt gehen, besonders leichte Laufschuhe noch kürzer halten als die deutlich günstigeren Standardmodelle, die alle Marken führen.
3. Komfort und Funktionalität über Image
Damit zu einem weiteren Tipp, damit sich die Wünsche als Volltreffer erweisen: Equipment kann immer sehr viel Geld kosten, doch nicht überall ist es gleichermaßen sinnvoll investiert. Bei jeder Ausrüstung gibt es Gegenstände und Teile, die mehr oder weniger dazu beitragen, dass die körperliche Leistung unterstützt und nicht behindert wird.
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Während es noch einleuchtend erscheint, dass die eine oder andere Sportbrille keinen entscheidenden Vorteil bringt, scheiden sich zum Beispiel bei Laufsocken die Geister. Ich persönlich bin auch meine Bestzeiten in den dünnen Socken vom Grabbeltisch im Discounter gelaufen – werde fairerweise aber natürlich nie erfahren, ob ich in teuren Exemplaren nicht noch ein paar Sekunden herausgeschunden hätte.
Was einmal in meinem Besitz ist, nutze ich, bis es auseinanderfällt – manches hält schon eine Dekade. Teure Ausstattung gönne ich mir bei Dingen wie Fahrradreifen oder Kleidung, die auch bei widrigen Umständen zuverlässig vor Nässe und Regen schützen soll oder Komfort an langen Tagen garantiert, wie Radhosen. Zwar scheuert auch in den teuersten nach einigen Stunden die Haut auf, aber immerhin später.
Jede Minute Komfort zählt. Ist dieser Komfort kostspielig, habe ich ihn mir gewünscht. Das sind sinnvolle Geschenke gewesen. Oftmals sind das Markenartikel, nicht zwingend solche, die für Ästhetik stehen, sondern für Funktionalität.
Das sind die Produkte, die auf den Wunschzettel gehören: Solche, die Sie sich eigentlich nicht gönnen wollen, die aber ein Mehr an Komfort und Funktionalität versprechen.
Ich bin übrigens damals mit meinem blauen Discounter-T-Shirt tatsächlich schnell genug gewesen, um beim Norseman das Ziel zu erreichen. Als Anerkennung für die Leistung gibt es dort statt Medaillen T-Shirts – in der Triathlonszene heiß begehrt. Die kann man sich noch sosehr wünschen, für die besten Dinge im Leben muss man sich selbst anstrengen, die können einem nicht geschenkt werden.
