Kommentar: Der Streit zwischen Scarlett Johansson und OpenAI geht uns alle an


Sam Altman hat einen Lieblingsfilm. Es ist der Hollywoodstreifen „Her“, in dem Scarlett Johansson eine zentrale Rolle spielt. Sie kommt zwar nicht als Person vor, dafür verleiht sie einer mächtigen Künstlichen Intelligenz (KI) ihre Stimme.
Aber Altman ist nicht nur Filmliebhaber, er ist auch der Chef des KI-Start-ups OpenAI. Als die Firma vergangene Woche die neueste und leistungsfähigste Generation ihres KI-Modells, GPT-4o, präsentierte, stellte er selbst den Bezug zu seinem Lieblingsfilm her. Auf der Plattform X, ehemals Twitter, schrieb er nur: „her“.
Diese drei Buchstaben bringen ihn nun in große Schwierigkeiten. Die Schauspielerin Johansson teilte mit, Altman habe über Monate versucht, sie dafür zu gewinnen, dass sie ihre Stimme für das KI-Modell von OpenAI zur Verfügung stellt. „Er sagte, er habe das Gefühl, dass meine Stimme die Menschen beruhigen würde“, sagte Johansson über die Verhandlungen mit OpenAI und Altman.
Johansson: „War schockiert, verärgert und ungläubig“
Am Ende habe sie jedoch abgesagt. Im September stellte OpenAI dann eine Sprachfunktion mit mehreren Stimmen vor. Eine davon – „Sky“ genannt – klingt in den Ohren vieler Hörer Johanssons Stimme sehr ähnlich. Kürzlich habe OpenAI sie wieder gefragt, ob sie nicht doch ihre Stimme für das KI-System bereitstellen wolle, berichtete Johansson.
Zwei Tage später stellte OpenAI ein neues KI-Modell mit einer verbesserten Version der Stimme Sky vor. Wieder wurden Vergleiche mit Johansson laut. Dieses Mal meldete sie sich erstmals öffentlich zu Wort: „Als ich die Demo hörte, war ich schockiert, verärgert und ungläubig, dass Mr. Altman eine Stimme verwenden würde, die meiner so unheimlich ähnlich klingt.“
OpenAI reagiert und sagte, die Stimme basiere auf einer völlig anderen Sprecherin. Sky sei dennoch aus „Respekt“ vor der Schauspielerin aus dem System genommen worden. Johansson hat dennoch rechtliche Schritte angekündigt.
Für OpenAI und Altman ist die gesamte Situation ein Desaster. Es entsteht der Eindruck, dass die Firma Wachstum um jeden Preis will. Trotz einer klaren Absage der Schauspielerin scheint OpenAI einfach eine ihr sehr ähnliche Stimme verwendet zu haben – Altman selbst stellte ja sogar den Bezug zum Film und damit zur Schauspielerin her.
Weitere Vorwürfe gegen OpenAI
OpenAI ist bereits das Ziel mehrerer Klagen. Unter anderem die „New York Times“ wirft der Firma vor, urheberrechtlich geschützte Inhalte zum Trainieren ihrer Algorithmen verwendet zu haben. Zugleich steht im Raum, dass OpenAI ohne Erlaubnis Youtube-Videos für das Training seines Videomodells Sora verwendet haben könnte.






Dabei geht es in diesem Konflikt um viel, sehr viel. OpenAI ist derzeit das wohl wichtigste Unternehmen für KI. Die Modelle des Start-ups aus San Francisco stecken in nahezu jedem Produkt von Microsoft. Und schon bald könnten sie auch in Apples iPhones integriert werden.
OpenAI mag technologische Fortschritte erzielen, doch ohne moralische Integrität und Respekt vor individuellen Rechten wird es letztlich scheitern. Es ist an der Zeit, dass Sam Altman und sein Team ihre Prioritäten überdenken.






