Kommentar: Entlassungen trotz Milliardenkredit: Staatshilfe für Tui war ein Fehler
Wen hat der deutsche Steuerzahler da eigentlich Ende März gerettet? 1,8 Milliarden Euro Notkredit bewilligte die Bundesregierung der Tui kurz nach dem Corona-Ausbruch – ein Betrag, der über die staatseigene KfW ausgereicht wurde und für den der Steuerzahler im Ernstfall zu 80 Prozent geradesteht.
Gekleckert wurde nicht. So hoch fiel die Summe aus, dass Berlin den Pauschalreiseanbieter nach heutigem Börsenwert auch gleich komplett hätte kaufen können.
Nun gelten Staatskonzerne hierzulande nicht gerade als zukunftsträchtig. Nur: Das weiterhin streng marktwirtschaftliche Geschäftsgebaren der Tui dürfte kaum dazu beitragen, diese Meinung in der Öffentlichkeit zu erhärten.
Jede neunte Stelle, und damit 8000 Jobs, hat Vorstandschef Fritz Joussen kurz nach Eingang der Gelder auf die Streichliste gesetzt. Die deutschlandweit gut 11.000 Arbeitsplätze dürften überproportional betroffen sein – schließlich geht es dem Hannoveraner Konzern vorrangig um den Abbau von Overhead-Kosten.
Mit dem Geld hätte man die 10.000 deutschen Reisebüros mit ihren fast 100.000 Mitarbeitern über Wasser halten können, die seit Ausbruch der Pandemie um ihre Existenz bangen. Oder auch Hotels, denen der Urlaubsverkehr auf Behördenweisung untersagt ist.
Stattdessen freuen sich, wenn schon nicht die Tui-Mitarbeiter, nun zumindest die Anteilseigner des in London notierten Reisekonzerns. Da ist der russische Oligarch Alexej Mordaschow, dem ein Viertel von Tui gehört, die steinreiche spanische Hoteliers-Familie Riu (vier Prozent) oder der ägyptische Milliardär Hamad El Chiaty (fünf Prozent).
Neben den vermögenden Ausländern hat sich die Bundesregierung mit dem Kredit wohl auch selbst retten wollen. Im Fall einer Tui-Insolvenz wäre aufgeflogen, dass sie selbst nach der Thomas-Cook-Pleite nicht für eine ausreichende Kundengeldabsicherung sorgte, wie es Brüssel seit 1990 verlangt. Berlins Tatenlosigkeit kommt den Steuerzahler damit jetzt teuer zu stehen.





