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  4. Homeoffice durch Corona: Ein Plädoyer gegen das Homeoffice

KommentarEs gibt viele Gründe für das Homeoffice – aber ein guter spricht dagegen

Allianz und andere Unternehmen propagieren mittlerweile permanente Heimarbeit. Das ist keine gute Idee. Es wäre das Ende der Kreativität.Dieter Fockenbrock 19.08.2020 - 13:40 Uhr

Ein halbes Jahr nach dem millionenfachen Auszug aus den Büros werden die Defizite der Heimarbeit deutlich.

Foto: dpa

Kennen Sie schon die Website soundofcolleagues.com? Sollten Sie! Endlich wieder das anregende Klappern der Tastaturen, das wohltuende Gurgeln des Cappuccino-Automaten, das herrliche Bimmeln der Telefone, die gedämpften Gespräche der Kolleginnen, das sonore Hintergrundrauschen des Straßenverkehrs. Und gelegentlich meldet sich gar „the office dog“.

Schluss mit der Einsamkeit, dem stoischen Blick auf den Laptop, während wir auf die 75. Mail des Tages, das 99. Ping von Slack, das vierte Zoom-Meeting warten. Der Homeoffice-Blues greift nach fünf Monaten Pandemie um sich. Niemand ist vor ihm sicher. Seien wir ehrlich: Homeoffice ist Horror!

Soundofcolleagues.com holt Sie aus der Lethargie. Es ist vermutlich die simpelste Website des Jahres, aber mit Abstand die tollste. Sie sagt uns: Es gibt noch eine Welt da draußen, in den Büros, auf den Straßen. Du bist nicht allein. Du lebst!

Leider ist auch dieses Büro nur virtuell, eine Endlosschleife typischer Bürogeräusche, die wir vor Wochen noch gehasst haben, jetzt aber so vermissen. Und nun kommen Unternehmen wie Allianz und Siemens und erzählen uns, bald würden große Teile der Belegschaften permanent daheim arbeiten.

Die Beratungsfirma PwC hat 3500 ihrer Unternehmenskunden in 157 Ländern befragt, wie sie die Zukunft der Heimarbeit sehen, auch ohne Corona. Ergebnis: 78 Prozent sind überzeugt, dass wir bald mehr zu Hause arbeiten werden. Die Consultants von Bain glauben, dass 20 bis 30 Prozent der Büroarbeitsplätze bald überflüssig sein werden.

Schlagende Argumente für das Homeoffice

Aber wird es wirklich dazu kommen? Mehr noch, ist es überhaupt sinnvoll, einen großen Teil der Mitarbeiter an die Küchentische zu verpflichten? Zweifel sind angebracht. Trotz wirklich schlagender Argumente pro Homeoffice.

Punkt 1: Büros verursachen Kosten. Jedem Controller treibt es Tränen in die Augen, wenn er sieht, dass allenfalls 70 Prozent der Schreibtische besetzt sind, weil die Kolleginnen und Kollegen urlauben, ihren Schnupfen auskurieren oder auf Dienstreise sind.

Punkt 2: Büropräsenz sagt nichts über die Produktivität der Beschäftigten aus. Manche sind nur deshalb noch da, weil die Chefin auch noch arbeitet. Andere vertrödeln ihre Zeit mit Small Talk in der Kaffeeküche.

Punkt 3: Unternehmen müssen Millionen aufwenden, um Mitarbeiter an den Firmenstandort zu binden. Umzugskosten, Pendlerzuschuss, teure Betriebskantinen, Tiefgaragen.

Eigentlich verwunderlich, dass Homeoffice als Alternative zum festen Büroarbeitsplatz bislang eher eine Ausnahme war. Selbst die sonst so durchdigitalisierten Start-ups im Berliner Prenzlauer Berg stapeln lieber ihre Belegschaft auf engstem Raum, als die Segnungen der Digitalisierung zur dezentralen Gestaltung ihrer Arbeitswelt zu nutzen.

Die Corona-Pandemie hat so ziemlich alle Ressentiments gegenüber der Heimarbeit Lügen gestraft. Tatsächlich hat Heimarbeit von Millionen als Notlösung funktioniert. Alle waren ja auch hochmotiviert, weil sich niemand anstecken wollte. Doch zwischen Videokonferenz und Mailkaskaden stellen sich zunehmend Bedenken ein, ob die Corona geschuldete Entfremdung auch eine Dauerlösung sein kann.

Natürlich gibt es Arbeitnehmer, für die Homeoffice eine echte Erleichterung ist – und damit auch eine Arbeitsmotivation. Sie sparen sich stundenlanges und nervenaufreibendes Pendeln zwischen Arbeitsplatz und Wohnung, können Privatleben und Arbeit etwa wegen der Kindererziehung viel leichter in Einklang bringen.

Microsoft Teams ersetzt keine Kommunikation von Angesicht zu Angesicht

So langsam dämmert es Managern wie Mitarbeitern aber auch, dass Laptop, PC und Handy keine echte Kommunikation ersetzen. Die meisten Start-up-Erfolgsstorys fangen damit an, dass sich drei ehemalige Studienkollegen irgendwann beim Bier treffen, dann gemeinsam tagelang in Klausur gehen und dabei eine geniale Unternehmensidee entwickeln. Und warum erzählen wohl erfolgreiche Mittelständler ohne Unterlass, dass sie selbstverständlich persönlich an Vertragsgesprächen teilzunehmen pflegen?

Direkte Kommunikation, von Angesicht zu Angesicht, lässt sich nun einmal nicht durch eine Videokonferenz ersetzen. Da will der Vertriebsmanager auch mal auf den Tisch hauen und der Produktion klarmachen, dass es mit den Schludereien so nicht weitergehen kann. Teambuilding passiert in der Teeküche, nicht bei Microsoft Teams.

Nein, Homeoffice killt Kreativität, Spontaneität und Souveränität. Homeoffice im Übermaß killt am Ende unternehmerischen Erfolg.

Verwandte Themen Microsoft Homeoffice Slack Siemens Zoom PwC

Kehren wir also lieber wieder geordnet ins Büro zurück, um die Schwingungen einer ernsthaften Strategiekonferenz mitzuerleben. Und um nicht das Gefühl dafür zu verlieren, wofür die Firma eigentlich steht. Es gibt so viele Gründe, ins Büro zurückzukehren.

Mehr: Rückkehr nach dem Homeoffice: Was Firmen jetzt beachten müssen

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