1. Startseite
  2. Meinung
  3. Kommentare
  4. Obama und Merkel haben Putin ungewollt zur Aggression verleitet

KommentarObama und Merkel haben Putin ungewollt zur Aggression ermutigt

Die beiden Politiker verbindet nicht nur eine Freundschaft, sondern auch eine gravierende Fehlkalkulation im Umgang mit Russland. Dieser Verantwortung müssen sie sich stellen.Moritz Koch 03.05.2023 - 13:23 Uhr
Artikel anhören

Die beiden Politiker eint nicht nur eine Freundschaft, sondern auch ihr Umgang mit Russland.

Foto: imago/Xinhua

Barack Obamas Präsidentschaft ist auf besondere Weise mit Berlin verknüpft – ihr Anfang und ihr Ende. 2008, als Wahlkämpfer, diente die deutsche Hauptstadt Obama als Kulisse für die Inszenierung als globaler Heilsbringer.

2016 führte ihn seine letzte Auslandsreise wieder nach Berlin: Kurz vor der Amtsübergabe an Donald Trump warnte er davor, die Demokratie „für selbstverständlich zu halten“, und übertrug Angela Merkel die Verantwortung, die freie Welt zusammenzuhalten. 

Jetzt ist Obama zurück, kurz nach seiner Ankunft traf er Merkel zum Dinner. Obama und Merkel verbindet eine Freundschaft, aber tragischerweise verbinden sie auch schwerwiegende Fehlkalkulationen. Vor allem im Umgang mit Russland. 2012 verspottete Obama seinen republikanischen Rivalen Mitt Romney als kalten Krieger.

„Die 80er-Jahre rufen an und wollen ihre Außenpolitik zurück“, ulkte er. Damals galt das als schlagfertig, doch der Witz ist schlecht gealtert.

Gleiches gilt für Merkels politisches Vermächtnis. Die Kanzlerin würde lange dafür gerühmt, den Kremlherrscher Wladimir Putin zu durchschauen. Doch sie tat nichts, um Europa auf die Wiederkehr des russischen Imperialismus vorzubereiten. In ihrer 16-jährigen Kanzlerschaft verkam die Bundeswehr zur Mangeltruppe. 

Merkels Illusion

Auch nach der Annexion der Krim ließ sie sich auf den Nord-Stream-2-Deal ein, mit dem der Kreml die Ukraine schwächen und Europa spalten wollte. Die minimalinvasiven Russlandsanktionen, die Merkel und Obama verhängten, deutete der Kreml als Zeichen westlicher Schwäche.

Bis zum Ende ihrer Kanzlerschaft hing Merkel der Illusion an, dass sich Wirtschaft und Machtpolitik trennen lassen. Die Energiepartnerschaft mit Moskau verteidigte sie selbst dann noch, als die Russen im Herbst 2021 den Gaspreis manipulierten und damit die ökonomischen Vorbereitungen für den Großangriff auf die Ukraine trafen.

>>Lesen sie hier: Rekonstruktion eines Staatsversagens: Wie Deutschland in Putins Energiefalle lief

Verwandte Themen US-Wahlen Russland USA Deutschland Ukraine Außenpolitik

Fehler mag Merkel bis heute nicht einräumen. Auch Obama fällt das schwer. Nach seinem Abschied aus dem Weißen Haus habe Putin sich verändert, sagte Obama im vergangenen Jahr. Das ist richtig, aber es unterschlägt die Rolle, die Europa und die USA unter der Führung von Merkel und Obama bei dieser Transformation spielten. 

Weil der Kremlherrscher lange keine Gegenwehr spürte, sah er den Zeitpunkt gekommen, die Machtverhältnisse in Europa neu zu ordnen. Das Ergebnis ist der größte Landkrieg seit 1945. Die Verantwortung für diesen Krieg trägt Putin allein. Aber Obama und Merkel haben ihn – ungewollt – zur Aggression ermutigt. Diese Verantwortung tragen sie, und ihr sollten sie sich stellen.

Mehr: Ein Denkmal stürzt: Die Merkel-Verehrung in Europa hat jetzt ein Ende.

Mehr zum Thema
Unsere Partner
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt