Kommentar: Peter Thiel erzählt Unsinn über den Bitcoin – und rückt immer weiter nach rechts
Der Tech-Investor inszeniert sich als Vertreter einer „revolutionären Jugendbewegung“.
Foto: APFrankfurt. Über Peter Thiels Rede auf der Konferenz Bitcoin 2022 in Miami könnte man natürlich einfach den Kopf schütteln. Darüber, dass der Tech-Investor den 91-jährigen Warren Buffett als „soziopathischen Opa“ beschimpft, ihn gemeinsam mit dem 66-jährigen JP Morgan-Chef Jamie Dimon und dem 69-jährigen Blackrock-Chef Larry Fink als „Finanz-Gerontokraten“ diffamiert und damit auf ihr Alter abzielt.
Besonders skurril: Thiel macht die drei dafür verantwortlich, dass der Bitcoin die Marke von 100.000 Dollar noch nicht durchbrochen hat. Aus seiner Sicht ein Resultat des Trends zur Nachhaltigkeit, weil Investoren, die auf Energieeffizienz achten, den Bitcoin wegen des hohen Stromverbrauchs beim Mining kritisieren.
Inhaltlich ist das Blödsinn. Denn dass ein Bitcoin noch nicht annähernd 100.000 Dollar kostet, liegt schlichtweg daran, dass sich die Mehrheit der Menschen auf dem Planeten nicht um die Coins reißen. Einerseits offensichtlich mangels Überzeugung, dass Bitcoin das Leben signifikant verbessern würden.
Viele Menschen sehen offensichtlich keinen konkreten Nutzen oder Gegenwert – und haben zudem Angst vor der Unsicherheit, die mit dem Markt verbunden ist. Allein im vergangenen Jahr stahlen Betrüger Kryptowährungen im Wert von 14 Milliarden US-Dollar, wie das Analysehaus Chainalysis schätzt.
Thiels Verbalattacke einfach als unschöne Stimmungsmache abzutun wäre aber zu einfach. Denn seine Rhetorik ist gefährlich. Thiel spricht von „Feindeslisten“, Buffett nennt er den „Feind Nummer eins“, Nachhaltigkeitsansätze seien eine „Hassfabrik“, die er mit der Kommunistischen Partei Chinas gleichsetzt. Sinngemäß drückt er damit aus: Bitcoin bedeutet Freiheit, alles andere ist Diktatur.
Die Krypto-Gemeinschaft sollte sich von Thiel distanzieren
Um diesen Standpunkt zu legitimieren, inszeniert sich der 54-Jährige, ironischerweise je nach Betrachtung selbst schon ein alter weißer Mann, als Interessenvertreter einer Jugendbewegung. Doch erstens besteht gerade in der jungen Generation ein starkes Verantwortungsgefühl gegenüber der Umwelt.
Während Thiel den Staat am liebsten abschaffen würde, befürworten gerade viele junge Menschen Einschränkungen zugunsten größerer Nachhaltigkeit.
Der größte Unterschied zwischen Thiel und den Attackierten liegt nicht beim Alter, sondern in der politischen Gesinnung: 2016 zählte Thiel zu den größten Spendern für Donald Trump und förderte später rechte Hardliner, nun tritt er wieder als Großfinanzierer der „Make America Great Again“-Bewegung auf.
Thiel ist nicht in erster Linie jugendlicher als Buffett, Dimon und Fink – sondern steht politisch weiter rechts. Die Kryptogemeinschaft sollte sich von ihm nicht instrumentalisieren lassen.