Leserdebatte: Bleibt nach einem Jahr ChatGPT mehr als nur ein Hype?

Sam Altman ist der CEO vom US-Unternehmen OpenAI, das ChatGPT entwickelt hat.
Vor einem Jahr stellte OpenAI den KI-Chatbot ChatGPT vor und löste einen enormen Hype aus. Viele Unternehmen sind mittlerweile mit eigenen KI-Angeboten nachgezogen. Wir haben die Leserschaft gefragt, wie sie nach einem Jahr auf die Technologie blickt.
Viele Leser sind von KI-Anwendungen wie ChatGPT überzeugt. Insbesondere die Webrecherche sei dadurch viel effektiver geworden, begründen viele. Zwar seien manche Ergebnisse „(noch) unnützer Quatsch“, schreibt ein Leser, doch oft erkenne die KI die „Intention“ der Suchanfrage und erspare einem die „Werbelinks“, ergänzt ein anderer Leser. Der KI-Chatbot ist bei einigen schon fest in den Alltag eingebunden. So bearbeitet ein Leser „jeden Tag mindestens eine“ seiner Aufgaben damit, ein anderer berichtet, ChatGPT habe bei ihm „die Suchmaschinen abgelöst“.
Ein Leser lobt den KI-Bot für die schnellen und konkreten Antworten, fügt aber hinzu: „Ist das eine naive Bewertung der KI und deren Risiken? Absolut. Aber aktuell für mich sehr praktisch!“ Auch ein anderer Leser bezeichnet den Umgang mit KI als „naiv“ und erinnert an Stephen Hawking, der vor seinem Tod „vor den Gefahren gewarnt“ hat.
Für die aktuelle Ausgabe unseres Leserforums haben wir aus den unterschiedlichen Zuschriften eine Auswahl für Sie zusammengestellt.
Unnützer Quatsch und Aha-Erlebnisse
„Obwohl das Benutzerinterface von ChatGPT noch eher an Computerterminals aus den 80ern erinnert, so bin ich überzeugt vom Nutzen GPTs in der Zukunft. Daher versuche ich jeden Tag mindestens eine meiner Management- und Verwaltungsaufgaben damit zu bearbeiten.
Die Ergebnisse reichen von (noch) unnützem Quatsch über neue Perspektiven und kleine Hilfen, bis hin zu Aha-Erlebnissen, in denen mir immer wieder das große Potenzial deutlich wird. So werde ich jeden Tag ein wenig besser im Umgang mit GenAI und meine künftigen Arbeitsergebnisse hoffentlich auch.“
Robert Kowalski
Jedes Programm ist intelligent
„Ich bin Komponist, Publizist und Programmierer. Als letzterer kann ich dem Begriff KI nichts abgewinnen. Jedes Programm ist auf seine Weise künstliche Intelligenz. Aber es kann – auch bei noch so ausschweifender Recherche – kein Eigenleben entwickeln.“
Friedrich Rothe
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Ich bin begeistert
„Bis vor circa sechs Monaten habe ich die Suchmaschine Bing nicht benutzt, sondern immer Google.
Seit sechs Monaten benutze ich Google weniger als für circa fünf Prozent meiner Suchanfragen und zu 95 Prozent verwende ich ChatGPT 4.0 via Bing Suchmaschine. Keine Werbelinks lenken mich mehr ab. Die Intentionen meiner Suchanfragen als Volltext werden verstanden und die Paraphrasen aus den Quellen helfen mir fast immer auf Anhieb und die Quellen werden referenziert am Ende der Paraphrase angegeben. Ich bin begeistert. Natürlich habe ich viel mit ChatGPT 3.5 und Dall E-3 experimentiert, zunächst nur per Web-Interface und dann als Apps. Geburtstagsgrüße durch ChatGPT, ergänzt durch persönliche Details durch mich, sind ohne Rückfragen gerne angenommen worden.
Meine Sicht: Momentan ist Bing mit ChatGPT 4.0 für komplizierte Suchanfragen um Klassen effektiver als Google. Ich verwende Bing natürlich nur als App unter iOS auf iPhone und iPad und als App unter Android auf Samsung. Das KI-Briefing finde ich toll und die Tipps sind extrem hilfreich.
KI hilft und ist keine Bedrohung: Die Prädikatenlogik ist eine Teilmenge der Umgangssprache. Es gibt keine Berechnungsmöglichkeit, keinen Algorithmus, der alle Sätze der Prädikatenlogik berechnen kann, laut Gödel am Beginn des 20. Jahrhunderts. Es gibt viele mathematische Probleme, für die unbekannt ist, ob sie entscheidbar sind. Es gibt keinen Algorithmus für das Travel-Salesman-Problem, usw.“
Michael Nowak
Bist du ein Mensch?
„Natürlich bin ich nicht ganz so naiv. Seitdem KI greifbar ist, buche ich fleißig Seminare, lerne zu prompten und KI auszutricksen: ‚Bist Du ein Mensch?‘
Danke für Euer Engagement. Und ich glaube nicht, dass KI Euch überflüssig macht. Aber wertvoller!
ChatGPT hat bei mir im Browser einen festen Platz und die Suchmaschinen abgelöst.
Wer Fragen stellt, braucht konkrete Antworten, und keine sinnfremden Werbeanzeigen! Meine Produktivität hat daher enorm zugenommen, weil mühsames Recherchieren und Informations-Picking von werbebasierten Google-Antworten wegfällt.
Ist das eine naive Bewertung der KI und deren Risiken? Absolut. Aber aktuell für mich sehr praktisch!“
Thomas Steckenborn
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Stephen Hawking hat gewarnt
„Der Umgang mit AI ist von Anfang an naiv und technikgläubig. Stephen Hawking hat vor seinem Tod vor den Gefahren gewarnt. Spätestens mit der Entwicklung einer General Artificial Intelligence durch OpenAI rückt die Singularität nahe. KI ist eine reale Bedrohung der Menschheit. Die positiven Potenziale dieser Technologie treten demgegenüber zurück.“
Wolfram Apitzsch
Die Antwort von ChatGPT
„Für künstliche Intelligenz
wird mächtig grad geworben.
Der Grund so einfach wie frappant,
denn es liegt leider auf der Hand,
natürliche Intelligenz
scheint weithin ausgestorben.
Und dies war die Antwort von ChatGPT auf die Fragen:
Nach einem Jahr seit der Einführung von ChatGPT und dem folgenden KI-Hype ist es faszinierend zu sehen, wie sich die Technologie weiterentwickelt hat. Das Potenzial von KI ist enorm, da sie in verschiedenen Bereichen wie Medizin, Forschung und Kundenservice eingesetzt werden kann.





Allerdings sind auch ethische Bedenken und Risiken hinsichtlich Datenschutz und automatisierter Entscheidungsfindung zu beachten. KI hat bereits in meinem Alltag an Bedeutung gewonnen, aber es ist wichtig, die Technologie verantwortungsbewusst weiterzuentwickeln, um potenzielle negative Auswirkungen zu minimieren.“
Oliver Dange
Großartige Ergänzung
„Als berufstätige Person schätze ich die Zeitersparnis und Effizienz, die mir diese Technologie bietet. Insbesondere hat sie mir geholfen, eine passende Plattform für den Verleih von Gegenständen zu finden. ChatGPT ist eine großartige Ergänzung für meinen Arbeitsalltag und erleichtert meine Recherchen erheblich.“
Albert Jajou
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Mehr: Wie sich die derzeitige Haushaltskrisen lösen lassen könnte, darüber debattierte die Handelsblatt-Leserschaft in der vergangenen Woche.





