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Morning BriefingAbgehängt: Deutsche Unternehmen fallen bei Forschung und Entwicklung zurück

Vor der gewaltigen Forschungsmacht der US-Techgiganten verblassen die Bemühungen der hiesigen Unternehmen. Und die Investitionslücke wird immer größer.Christian Rickens 04.05.2023 - 06:28 Uhr
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In der Weißen Biotechnologie - auch Industrielle Biotechnologie genannt - nutzt man Mikroorganismen und Enzyme zur Herstellung von chemischen und biochemischen Produkten. Die Produktpalette der Weißen Biotechnologie ist vielfältig und umfasst Basischemikalien, Monomere und viele Spezialchemikalien wie zum Beispiel Vitamine, Nahrungs- und Nahrungsergänzungsmittel, sowie pharmazeutische und landwirtschaftliche Zwischenprodukte. Biotechnologische Verfahren sind häufig effizienter als klassische chemische Prozesse und haben einen niedrigeren Rohstoff- und Energiebedarf. Sie basieren in der Regel auf nachwachsenden Rohstoffen und weisen einen günstigen CO2-Fußabdruck auf. Manche Produkte wie Enzyme oder komplizierte Wirkstoffe können ausschließlich mit Weißer Biotechnologie hergestellt werden. In dem Technikum in Ludwigshafen findet die Verfahrensentwicklung für neue, im Labor entwickelte Substanzen statt. Die Produktionsmenge wird schrittweise erhöht. Dabei kommen Fermenter mit dem Volumen von 20 bis 5000 Liter zum Einsatz. Julia Fink, Laborantin, und Maximilian Wels, Laborant, bereiten die Befüllung des ca. 3 Meter hohen 3000-Liter-Fermenters mit Nährmedien für die Mikroorganismen vor. / Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/16344 / Die Verwendung dieses Bildes für redaktionelle Zwecke ist unter Beachtung aller mitgeteilten Nutzungsbedingungen zulässig und dann auch honorarfrei. Veröffentlichung ausschließlich mit Bildrechte-Hinweis. Foto: BASF SE/BASF SE/obs Foto: obs
Morning Briefing vom 04.05.2023

Abgehängt: Deutsche Unternehmen fallen bei Forschung und Entwicklung zurück

04.05.2023
Abspielen 07:04

Guten Morgen, sehr geehrte Leserinnen und Leser,

es ist eine von diesen Relationen, die man ganz langsam lesen muss, um sie wirklich zu begreifen. Unter den weltweit 500 Unternehmen mit den höchsten Forschungs- und Entwicklungsausgaben finden sich 29 deutsche Firmen. Alle 29 zusammen investierten 2022 weniger in Forschung und Entwicklung (F&E) als der US-Konzern Amazon alleine. Das zeigen Zahlen der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die dem „Handelsblatt“ exklusiv vorliegen. Dabei leiden die deutschen Konzerne keineswegs unter einer akuten F&E-Schwäche, insbesondere die Autokonzerne haben ihre Zukunftsinvestitionen im Zuge der Antriebswende gesteigert. Doch alles verblasst vor der gewaltigen Forschungsmacht der US-Techgiganten.

Und diese Investitionslücke wird immer größer. Während die US-Unternehmen ihre F&E-Ausgaben 2022 um 16 Prozent erhöhten, stiegen die entsprechenden Ausgaben der deutschen Unternehmen nur um elf Prozent. Mittlerweile entfällt die Hälfte der weltweiten kommerziellen F&E-Ausgaben auf US-Konzerne.

Es gibt nur wenige Zusammenhänge, auf die sich Ökonomen ohne Weiteres einigen können. Dieser gehört dazu: F&E-Investitionen schaffen Innovationen, Innovationen erzeugen Fortschritt, Fortschritt erhöht die Produktivität und eine wachsende Produktivität ist der einzige Weg, um unseren Wohlstand zu erhöhen – ohne immer länger zu arbeiten, immer mehr Schulden zu machen oder unsere Umwelt immer stärker zu verschmutzen.

Insofern kann man die EY-Zahlen in ihrer Bedeutung kaum überschätzen. Das sieht auch Handelsblatt-Meinungschef Jens Münchrath so. Er kommentiert: „Nicht staatlich alimentierte Chipwerke in Sachsen oder im Saarland, nicht die Wiedergeburt der Industriepolitik und auch nicht der subventionierte Industriestrom werden den Standort Deutschland voranbringen. Wenn es etwas gibt, das unseren Wohlstand langfristig sichert, dann ist das die Forschung.“

Er fordert: Der Staat solle mit höheren Forschungsausgaben einspringen, um die Lücke bei den privaten F&E-Investitionen zumindest teilweise zu schließen – und dafür seine neu entflammte Liebe zur Industriepolitik schleunigst wieder ablegen.

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hält Kurs: Sie erhöhte den Leitzins am Mittwochabend wie geplant um einen Viertelprozentpunkt auf die Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent. Der Leitzins liegt damit so hoch wie seit 16 Jahren nicht mehr.

Die Notenbanker um Fed-Chef Jerome Powell deuteten jedoch für die kommende Sitzung im Sommer eine Zinspause an. Man würde evaluieren, ob weitere Zinsschritte „angemessen sein werden“, heißt es in einer Erklärung. Viele Ökonomen hatten jetzt bereits eine Zinspause gefordert, um die Stabilität des Bankensystems nicht unnötig zu gefährden.

Drei regionale Banken sind in den vergangenen zwei Monaten pleitegegangen. Der steile Zinsanstieg führte dazu, dass vielen Instituten Buchverluste bei ihren Anleihen und Krediten entstanden sind. Die büßen an Wert ein, wenn der Leitzins steigt.

Die US-Börsen haben am Mittwoch mit leichten Kursverlusten auf die Zinserhöhung reagiert. Der Dow Jones Industrial verlor 0,8 Prozent. Der S&P 500 gab um 0,7 Prozent nach. Der Technologieindex Nasdaq-100 schloss 0,64 Prozent niedriger.

Gestern hat Lufthansa-Chef Carsten Spohr die Zahlen für das erste Quartal vorgestellt. Interessant finde ich dabei ein Detail, über das die „Frankfurter Allgemeine“ berichtet: Insgesamt liegt das Flugangebot des Konzerns wieder bei 85 bis 90 Prozent des Vor-Corona-Niveaus. Nur nicht bei Inlandsflügen. Die Lufthansa-Tochter Eurowings, die faktisch ein Beinahe-Monopol für Inlandsflüge abseits der Drehkreuze Frankfurt und München besitzt, fliegt innerdeutsch laut Spohr nur noch halb so oft wie vor Corona. Reine Inlandstickets sorgten nur noch für zwei Prozent des Umsatzes.

Foto: dpa

Die Debatte um ein Verbot von Inlandsflügen aus Klimaschutzgründen könnte sich bald von selbst erledigen – es scheint sich ohnehin um ein siechendes Segment des Luftverkehrs zu handeln. Ganz im Gegensatz zu den boomenden und natürlich ebenso klimaschädlichen Flügen in europäische Ferienregionen.

Alles zu den Quartalszahlen der Lufthansa lesen Sie hier.

Eine genaue Analyse des Lufthansa-Geschäftsberichts für 2022 finden Sie hier.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat Vorwürfe Russlands zurückgewiesen, dass sein Land hinter einem versuchten Attentat auf Staatschef Wladimir Putin stecke. Selenski erklärte am Mittwoch bei einem Besuch in Helsinki: „Wir greifen Putin oder Moskau nicht an, wir kämpfen auf unserem eigenen Territorium.“

Russland beschuldigt die Ukraine, mit einem Drohnenangriff auf den Kreml Putin nach dem Leben getrachtet zu haben. Putin sei unversehrt, er habe sich zum Zeitpunkt des Angriffs in der Nacht zu Mittwoch nicht im Kreml aufgehalten, teilte das Präsidialamt mit. Ex-Präsident Dmitri Medwedew erklärte, der Drohnenangriff lasse Russland keine andere Wahl, als Selenski und seine „Clique zu eliminieren“. Selbst für Putins obersten Claqueur ist das eine ziemlich unentspannte Haltung.

Wir schließen mit einigen Anmerkungen zu jenem Kraut, das bisweilen selbst schlimmste Wüteriche zu kalmieren vermag. Der deutsche Staat könnte von der geplanten begrenzten Cannabis-Legalisierung stärker profitieren als bislang angenommen. Insgesamt dürfte die öffentliche Hand Einsparungen und Mehreinnahmen in Höhe von 1,1 Milliarden Euro verzeichnen, wie aus Berechnungen des Ökonomen Justus Haucap für das „Handelsblatt“ hervorgeht. Die größte Entlastung geht dabei laut Haucap auf Einsparungen bei Polizei und Justiz durch die Entkriminalisierung zurück.

Meines Erachtens unterschätzt Haucap hier zwei wesentliche positive Folgen einer Cannabis-Legalisierung:

    Umsatzzuwächse in der Döner-Kebap-Branche durch vermehrt auftretende plötzliche Heißhungerattacken nach Cannabis-KonsumHöhere Umsätze im Mobilfunkbereich durch cannabisinduziert gesteigertes Redebedürfnis (umgangssprachlich: „Laberflash“)
Verwandte Themen Lufthansa Fed Carsten Spohr Russland Industriepolitik Ukraine

Ich wünsche Ihnen einen Tag voller Heißhunger auf Neues.

Herzliche Grüße

Ihr Christian Rickens
Textchef Handelsblatt

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