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Ifo-Beschäftigungsbarometer Corona-Ängste und Materialknappheit bremsen den Personalbedarf noch nicht

Die Unternehmen sind weiter in Einstellungslaune. Ökonomen sehen im Koalitionsvertrag durchaus gute Ansätze für den Kampf gegen den Fachkräftemangel.
26.11.2021 - 18:03 Uhr Kommentieren
Ifo: Personalbedarf trotz Corona-Angst & Materialengpässen hoch  Quelle: dpa
Baustelle in Berlin

Im Baugewerbe ist die Einstellungsbereitschaft derzeit so hoch wie zuletzt im Mai 2019.

(Foto: dpa)

Berlin Der Personalbedarf der deutschen Unternehmen ist ungebrochen – auch wenn das Gastgewerbe und die Tourismusbranche angesichts der verschärften Coronalage derzeit bei ihren Beschäftigungsplänen große Vorsicht walten lassen. Trotz zunehmender Unsicherheit mit Blick auf die Pandemie und anhaltender Materialengpässe ist das Ifo-Beschäftigungsbarometer im November leicht auf 103,8 Punkte gestiegen – nach 103,7 Zählern im Vormonat.

„Lieferprobleme und Coronawelle hinterlassen offenbar keine spürbaren Folgen in der Personalplanung der Unternehmen“, sagt Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Das Beschäftigungsbarometer basiert auf den Personalplanungen von rund 9000 Unternehmen und wird monatlich exklusiv für das Handelsblatt berechnet.

Die Erholung der Industrie zeigt sich schon seit dem Frühjahr auch auf dem Arbeitsmarkt. Die Zahl der Unternehmen, die Personal aufbauen wollen, übersteigt hier seit April die Zahl der Firmen, die Entlassungen planen. Im November sind die Beschäftigungserwartungen der Industriebetriebe nach einem kleinen Dämpfer im Sommer wie schon im Vormonat erneut gestiegen. Vor allem die Elektroindustrie sucht neue Mitarbeiter, sagt Wohlrabe.

Besonders expansiv zeigt sich das Baugewerbe. Hier erreichte das Beschäftigungsbarometer den höchsten Wert seit Mai 2019. Im Handel und bei den Dienstleistern zeigen sich die Unternehmen dagegen zurückhaltender als noch im Oktober. Hier dürften drohende oder bereits geltende neue Coronaeinschränkungen eine Rolle spielen.

Insgesamt aber dürfte sich der Fach- und Arbeitskräftemangel wieder mit voller Wucht zeigen, wenn die Pandemie erst überwunden ist. Laut dem in der vergangenen Woche veröffentlichten KfW-Ifo-Fachkräftebarometer beklagten im Oktober 43 Prozent der Unternehmen in Deutschland, dass ihre Geschäftstätigkeit unter Personalmangel leidet. Der Wert liegt damit deutlich höher als vor der Coronapandemie Anfang 2020, als nur 28,6 Prozent der Unternehmen fehlendes Fachpersonal als Produktionshemmnis nannten.

Ampelkoalition will Fachkräfteeinwanderungsgesetz nachschärfen

Auch in einer aktuellen Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) sehen Unternehmen Engpässe beim Personal als Wachstumsbremse: „Der Fachkräftemangel in den Betrieben ist zurück, schneller und in größerem Umfang als von vielen erwartet“, warnte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des DIHK, Achim Dercks.

Ifo-Präsident Clemens Fuest ist aber zuversichtlich, dass die wahrscheinliche nächste Ampelregierung hier gegensteuern wird. „Die Koalition will Beschäftigungshindernisse wie hohe Transferentzugsraten bei den Sozialtransfers abbauen, die Erwerbsbeteiligung der Frauen stärken, Hürden der Zuwanderung von Fachkräften senken und die Weiterbildung stärken“, sagte Fuest dem Handelsblatt. Es komme jetzt auf die Umsetzung an, aber die Richtung stimme.

SPD, Grüne und FDP haben in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, das erst im März 2020 in Kraft getretene Fachkräfteeinwanderungsgesetz der Großen Koalition nachzuschärfen und durch ein Punktesystem zu ergänzen. Außerdem sollen Hürden für die Anerkennung von Bildungs- und Berufsabschlüssen gesenkt und Anerkennungsverfahren beschleunigt werden.

Fuest spielt aber auch darauf an, dass SPD, Grüne und FDP eine Kommission damit beauftragen wollen, die Hinzuverdienstregeln für Sozialleistungsempfänger zu reformieren. Heute ist es oft so, dass Arbeit oder Mehrarbeit sich nicht lohnt, weil von jedem hinzuverdienten Euro 80 bis 100 Cent auf die Sozialleistung angerechnet werden. Eine Reform könnte neue Beschäftigungsanreize setzen.

Allerdings hätte die Ampel durchaus auch noch mehr tun können, um mehr Menschen in Arbeit zu bringen und den Fachkräftemangel zu lindern, findet der Freiburger Volkswirt und Arbeitsmarktexperte Alexander Spermann: „Beim Thema Demografie ist noch Luft nach oben.“ So stellen die Ampelfraktionen Regelungen, die Frauen und Ältere vom Arbeitsmarkt fernhielten – wie beispielsweise das Ehegattensplitting und die Rente mit 63 – nicht infrage. „Ein wichtiges Instrument, die Flexi-Rente, soll nicht ausgebaut, sondern nur beworben werden.“

Die Flexi-Rente sieht unter anderem vor, dass Beschäftigte, die über die Regelaltersgrenze hinaus im Beruf bleiben, dafür Zuschläge auf die Rente bekommen. Rentner, die die Altersgrenze erreicht haben, können ab dem Folgemonat unbegrenzt hinzuverdienen. Die FDP hatte in ihrem Wahlprogramm damit geworben, das Renteneintrittsalter nach schwedischem Vorbild zu flexibilisieren, Zuverdienstgrenzen ganz abzuschaffen und Teilrenten unkompliziert möglich zu machen.

Flexibler Renteneintritt nach skandinavischem Vorbild

Im Koalitionsvertrag heißt es nun, die Ampelparteien würden gemeinsam mit den Sozialpartnern „in einen gesellschaftlichen Dialogprozess darüber eintreten, wie Wünsche nach einem längeren Verbleib im Arbeitsleben einfacher verwirklicht werden können, und dabei insbesondere einen flexiblen Renteneintritt nach skandinavischem Vorbild und die Situation besonders belasteter Berufsgruppen in die Diskussion mit einbeziehen“.

Im Zuge der Coronapandemie hatte die Große Koalition die Hinzuverdienstgrenzen für Bürger, die eine vorgezogene Altersrente in Anspruch nehmen, vorübergehend deutlich angehoben, um so Rentner zur vorübergehenden Rückkehr ins Berufsleben zu bewegen und dem Personalmangel in vielen Bereichen entgegenzuwirken. Diese Regelung wollen die Ampelfraktionen laut Koalitionsvertrag entfristen.

Mehr: Der deutschen Wirtschaft fehlen Hunderttausende Leute – es droht der Stillstand.

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