Paneuropäisches Datenprojekt Unabhängigkeit von den USA: Wie die EU die Wirtschaft vernetzen will

Die EU will die Vernetzung der Industriebetriebe vorantreiben.
Berlin Das paneuropäische Datenprojekt für die Wirtschaft, IPCEI-CIS, geht in die nächste Runde. Bis Ende August konnten sich interessierte Unternehmen mit eigenen Projekten für das „wichtige Vorhaben von gemeinsamem europäischem Interesse“ bewerben, jetzt wurden 180 Unternehmen aus zwölf EU-Mitgliedstaaten ausgewählt, 22 davon aus Deutschland.
Zu den beteiligten Unternehmen zählen SAP, Volkswagen, Siemens, die Schwarz-Gruppe und die Deutsche Telekom, aber auch einige mittelständische Unternehmen. Ziel ist es, eine europäische Dateninfrastruktur für industrielle Zwecke unabhängig von den großen Tech-Konzernen aus den USA und Asien zu schaffen.
Ab heute treffen sich Vertreter der beteiligten Unternehmen im slowenischen Ljubljana, um in einem sogenannten „Matchmaking“-Prozess gemeinsame Projekte zu diskutieren. Dabei sollen Betriebe, die sich mit ähnlichen Ansätzen für das Projekt beworben hatten, miteinander „verkuppelt“ werden, um eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit ins Leben zu rufen.
„In den kommenden Wochen soll aus diesen Vorschlägen ein gemeinsames Projekt für ganz Europa entstehen“, heißt es aus dem auf deutscher Seite federführend beteiligten Bundeswirtschaftsministerium. Mitte 2022 soll es damit losgehen.
Infrastruktur für den Datenverkehr
Bei IPCEI-CIS geht es darum, eine europaweit einheitliche Infrastruktur für den Datenverkehr zu schaffen. Das Projekt, das vor allem von Deutschland und Frankreich betreut wird, soll die Grundlagen für das europäische Megavorhaben „Gaia-X“ legen, das Datensouveränität in ganz Europa verspricht.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier setzt große Hoffnungen in das Projekt: „Die Cloud der Zukunft wird der europäischen Industrie neue Möglichkeiten für digitale Geschäftsmodelle erschließen – zum Beispiel beim autonomen Fahren, beim Klimaschutz und in der Industrie 4.0“, so Altmaier.
Das Wirtschaftsministerium will das Projekt daher mit 750 Millionen Euro unterstützen. Mit IPCEI-CIS sollen vor allem industrielle Großprojekte mit einer Investitionssumme ab zehn Millionen Euro gefördert werden.
Tatsächlich braucht es für die Technologien der Zukunft enorme Kapazitäten zur Datenspeicherung, Datenverarbeitung und zum Datenaustausch. Bisher werden dafür vor allem die großen US-amerikanischen Cloud-Anbieter Amazon, Google oder Microsoft herangezogen. Sie kommen mit dem Vorteil auf den Markt, dass sich ihre Angebote massiv skalieren lassen, weshalb sie auch als „Hyperscaler“ bezeichnet werden.
Souveränität über die Daten, Transparenz, was mit diesen passiert, und die Möglichkeit, schnell und einfach von einem Anbieter zum anderen zu wechseln, bringen die Hyperscaler allerdings nicht mit. Deshalb sieht die Politik Handlungsbedarf und hat in Kooperation mit der Wirtschaft die Großprojekte Gaia-X und IPCEI-CIS ins Leben gerufen.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.