Coronakrise in Indien Der Druck auf Modi wächst – Indiens Premier verliert sein Sieger-Image

Aus Sicht seiner Kritiker hat der Premier die steigenden Infektionszahlen zu lange ignoriert.
Bangkok Die Infektionszahlen erreichen neue Höchststände, Krankenhäuser warnen vor einer dramatischen Verschärfung des Notstandes, und Wirtschaftsvertreter fordern ein entschiedenes Eingreifen der Regierung: Angesichts der Corona-Pandemie in seinem Land gerät Indiens Premierminister Narendra Modi zunehmend unter Druck. Die Ergebnisse einer wichtigen Regionalwahl lassen nun vermuten, dass seine Popularität auch bei den Wählern angekratzt ist.
Dabei hatte sich der Politiker, der in Indien seit 2014 an der Macht ist, mit Blick auf glänzende Umfragewerte noch vor einem Monat siegessicher gegeben: Mindestens zwei Drittel der Parlamentssitze werde seine Partei BJP bei den wichtigen Regionalwahlen im nordindischen Bundesstaat Westbengalen holen, erklärte er – und beanspruchte im Wahlkampf eine Hauptrolle für sich.
Eine der letzten mehrheitlich von Hindus bevölkerten Regionen, die bisher noch nicht von Modis Parteifreunden regiert wurde, sollte damit in das Lager des erfolgsverwöhnten Regierungschefs wechseln.
Doch gekommen ist es anders: Statt den glorreichen Sieg vermelden zu können, muss Modi eine herbe Niederlage eingestehen. Seine Partei holt nach Auszählungsstand vom Montag nicht halb so viele Sitze wie erhofft.
Eine seiner schärfsten Kritikerinnen – die lokale Amtsinhaberin Mamata Banerjee – kann sich an der Macht halten. Für Modi bedeutet das einen herben Rückschlag: Ein Erfolg in dem Nachbarbundesstaat zu Bangladesch hätte ihm geholfen, seinen Einfluss im indischen Oberhaus auszubauen – und damit Reformen leichter durchsetzen zu können.
Infektionszahlen zu lange ignoriert
Auch in den Bundesstaaten Tamil Nadu und Kerala setzte sich die politische Konkurrenz durch. Dass sich Modis Partei in Assam an der Macht halten konnte, ist für den 70-Jährigen ein schwacher Trost.
Er hatte sich zusammen mit seinem Innenminister Amit Shah mit einer Reihe von Großkundgebungen persönlich in den Wahlkampf eingebracht und sich kräftige Zuwächse erhofft. Dass er im April noch wochenlang Menschenmassen um sich scharte, obwohl die zweite Corona-Welle zu dem Zeitpunkt schon längst kräftig angeschwollen war, stieß jedoch schon damals auf Unverständnis.
Aus Sicht seiner Kritiker hat Modi die steigenden Infektionszahlen zu lange ignoriert und Anfang des Jahres die Pandemie in seinem Land leichtfertig für besiegt erklärt. Mit Blick auf seine Wahlkampfevents und Aufrufe zu religiösen Versammlungen beschimpfte der stellvertretende Chef der Ärztevereinigung IMA den Premierminister als einen Superspreader. „Die Regierung hat versagt“, kommentierte die Schriftstellerin Arundhati Roy. „Was wir gerade erleben, ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.“

Die Notlage in Indien zeigt, dass die Regierung das Land nicht ausreichend auf die Gesundheitskrise vorbereitet hat.
Die Notlage in der Hauptstadt Neu-Delhi zeigt auf beklemmende Weise, dass die Regierung das Land auch ein Jahr nach Beginn der Pandemie nicht ausreichend auf die Gesundheitskrise vorbereitet hat.
Am Wochenende starben in einem Krankenhaus erneut Patienten, weil der Klinik der medizinische Sauerstoff ausgegangen war. Angehörige von Erkrankten müssen sich die raren Sauerstoffflaschen am Schwarzmarkt kaufen.
Landesweit meldeten die Behörden am Samstag erstmals mehr als 400.000 Infektionen an einem Tag. „Die Situation wird von Tag zu Tag schlimmer“, klagte der Chef des Batra-Krankenhauses in Neu-Delhi, Sudhanshu Bankata.
Industrielle fordern harte Maßnahmen von Narendra Modi
Auch Wirtschaftsvertreter verlieren offenbar langsam die Geduld mit Modi. Dieser hatte noch im vergangenen Jahr mit einem zweimonatigen, landesweiten Lockdown auf den Beginn der Pandemie reagiert.
Die Wirtschaftsleistung brach in dem Quartal daraufhin im Vergleich zum Vorjahr um fast 24 Prozent ein. Einen Absturz wollte Modi offensichtlich nicht noch einmal riskieren – und überließ in diesem Jahr den einzelnen Bundesstaaten die Entscheidung über mögliche Corona-Gegenmaßnahmen.
Doch inzwischen fordern sogar die Wirtschaftsvertreter, die lange gegen einen Lockdown plädierten, Modi zu einem stärkeren Durchgreifen auf: „Zu diesem entscheidenden Zeitpunkt, an dem die Zahl der Todesopfer weiter ansteigt, plädieren wir für die härtesten nationalen Maßnahmen – inklusive einer Beschränkung wirtschaftlicher Aktivitäten –, um das Leid zu verringern“, forderte der Chef der einflussreichen Industriellenvereinigung CII, Uday Kotak. Noch im April hatten sich die CII-Mitglieder in einer Umfrage gegen Lockdowns ausgesprochen.
Auch ohne landesweiten Lockdown rechnen Volkswirte damit, dass sich die Zuspitzung der Coronakrise spürbar auf Indiens Konjunktur auswirken wird. Für das laufende Quartal rechnen Analysten bereits mit einem Minus im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres. Und je länger Covid-19 in Indien wütet, umso unwahrscheinlicher wird auch die für das Gesamtjahr erhoffte zweistellige Wachstumsrate.
Mehr: Deutsche Konzerne in Indien schalten in den Krisenmodus.
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Tut mir leid, das ist alles wieder Geschwurbel von Leuten die offensichtlich keine Ahnung haben wovon Sie reden. Wer in Indien war und nicht nur in Goa mit Tui etc. sollte eigentlich ein anderes Bild dieses Landes haben. In Indien über Land reisen um eventuelle Kunden zu besuchen und so Land und und Leute kennenlernen ist ein anderes Geschäft.Morgens bringen die Landleute die Fäkalien der Nacht ins Reisfeld und waschen sich dann gleich da.
Im Fluß den man überquert schwimmen halb verbrannte Leichen, da der Familie das Geld für mehr Holz gefehlt hat. - So ihr rotgrünen Weltretter -was sabbelt ihr euch zusammen über Indien und Hygieneregeln. Ich hätte noch mehr Beispiele und -leider nicht gute - Fotos. Endlich nur aufhören über Sachen zu reden von denen man keine Ahnung hat.
Und wieder ein (rechter) Populist, der seinen Bürgern schweren Schaden zugefügt hat.
Wann werden die Menschen es endlich begreifen, wie gefährlich es ist, sich von Populisten blenden und aufhetzen zu lassen?