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Telekommunikationsausrüster Wie Pekka Lundmark Nokia fit für den 5G-Standard machen will

Der Nokia-Chef trennt sich von 10.000 Mitarbeitern und steckt mehr Geld in die Forschung. So will er verlorenen Boden in der 5G-Technologie wettmachen.
18.03.2021 - 15:45 Uhr Kommentieren
Um bei der 5G-Mobilfunktechnologie ganz vorn mit dabei zu sein, will der Nokia-Chef mehr Mittel in Forschung und Entwicklung investieren. Quelle: dpa
Pekka Lundmark

Um bei der 5G-Mobilfunktechnologie ganz vorn mit dabei zu sein, will der Nokia-Chef mehr Mittel in Forschung und Entwicklung investieren.

(Foto: dpa)

Stockholm Es waren große Worte, die Pekka Lundmark wählte, als er im vergangenen August die Leitung des Telekommunikationsausrüsters Nokia übernahm. Die Mitarbeiter seien „das A und O eines Unternehmens“, erklärte der Finne. Dem 57-Jährigen war klar, dass es keine leichte Aufgabe sein würde, den angeschlagenen ehemaligen Handyriesen wieder auf Kurs zu bringen. Doch dass es so schwierig werden würde, hatte er vermutlich nicht gedacht.

Nun will er sich in den kommenden zwei Jahren von bis zu 10.000 seiner insgesamt 90.000 Mitarbeiter trennen. „Wir haben uns den Beschluss nicht leicht gemacht“, sagt Lundmark. Doch er sei notwendig, um den Konzern wettbewerbsfähig zu halten. „Für mich ist es wichtig, dass unsere Mitarbeiter die Unterstützung in diesem Prozess erhalten, die notwendig ist“, versuchte der Chef die Maßnahmen abzumildern. Für die Betroffenen, davon allein in Deutschland rund 360 der 2900 Nokia-Stellen, ist das vermutlich ein ganz schwacher Trost.

Am Donnerstag beim Kapitalmarkttag am Hauptsitz in Espoo erläuterte Lundmark noch einmal die Notwendigkeit der Umstrukturierungsmaßnahmen. Um bei der 5G-Mobilfunktechnologie ganz vorn mit dabei zu sein, müssten mehr Mittel in Forschung und Entwicklung investiert werden. Dazu seien Stellenstreichungen unvermeidlich gewesen. Ab Ende 2023 werde Nokia bis zu 600 Millionen Euro jährlich einsparen können.

Schon vor den massiven Stellenstreichungen hat Lundmark am Ende des vergangenen Jahres eine neue Organisationsstruktur präsentiert. Vier neue Geschäftsbereiche für Mobilfunknetze, IP- und Festnetztelefonie, Cloud-Dienste sowie das Patentportfolio lösen den bisherigen ganzheitlichen Ansatz ab.

Veränderungen sind auch notwendig. Denn Nokia hat in den vergangenen Jahren gegenüber den Konkurrenten Ericsson aus Schweden und Huawei aus China vor allem beim neuen Mobilfunkstandard 5G ständig an Boden verloren. In China, einem der größten Märkte, konnte Nokia nicht einen einzigen 5G-Auftrag ergattern. Und auch in den USA zog Nokia gegen Samsung Electronics beim Ausbau des 5G-Netzes von Verizon den Kürzeren. Analysten sehen als Grund, dass der finnische Konzern seit Jahren zu wenig in Forschung und Entwicklung investiert hat und so ins Hintertreffen geraten ist.

Integration von Alcatel Lucent lähmte

„Sie waren zu lange mit sich selbst beschäftigt“, erklärte ein Stockholmer Analyst, der nicht genannt werden möchte. Tatsächlich lähmte die Finnen lange Zeit die Integration des übernommenen französisch-amerikanischen Konkurrenten Alcatel Lucent. Auch konnte Nokia bislang nicht von der Kampagne der USA gegen den chinesischen Ausrüster Huawei profitieren, da der Konzern Probleme bei der Entwicklung eigener 5G-Chips hatte. So musste das Unternehmen vermehrt auf Zulieferungen anderer Hersteller ausweichen. Das hat sich negativ auf die Bilanz ausgewirkt.

Es wird für Lundmark nicht einfach sein, den ins Schlingern geratenen Netzausrüster wieder in profitable Gefilde zu steuern. Für das laufende Jahr hat Lundmark bereits vorgewarnt. Er rechne bestenfalls mit einem stabilen Erlös, sagte er. Aber bis 2023 erwartet der CEO eine operative Marge von zehn bis 13 Prozent gegenüber den prognostizierten sieben bis zehn Prozent in diesem Jahr.

Der Diplom-Ingenieur mit einem Master in Angewandter Physik und eingefleischte James-Bond-Fan hat schon früher bewiesen, dass er auch schwierige Missionen bewältigen kann. Er begann seine berufliche Karriere bei Nokia, als der Konzern sich anschickte, unangefochtener Handy-Weltmarktführer zu werden. Nach einigen Jahren bei Finnlands Vorzeigeunternehmen in verschiedenen Managementfunktionen wurde er Chef des finnischen Kranherstellers Konecranes. Von 2015 an leitete er den Energieriesen Fortum. Unter seiner Führung stieg der Versorger als Mehrheitsaktionär bei der ehemaligen Eon-Tochter Uniper ein.

Glückliches Händchen im Umgang mit Mitarbeitern

„Pekka Lundmark weiß, was zu tun ist“, erzählt ein Mitarbeiter, der bei Fortum eng mit dem Sohn einer Krankenschwester und eines Diplom-Ingenieurs zusammengearbeitet hat. Tatsächlich bescheinigen viele seiner jetzigen und früheren Kollegen dem passionierten Golfspieler und Skilangläufer ein glückliches Händchen im Umgang mit seinen Mitarbeitern – auch wenn das Stellenstreichungen nicht ausschließt.

„Das Management muss eine offene Atmosphäre schaffen, sodass alle das sagen können, was ihnen auf dem Herzen liegt“, erklärte er einmal. So werde eine gesunde Unternehmenskultur geschaffen, die ein Unternehmen in einer immer turbulenteren Welt erfolgreich machen kann. Bei Fortum ist ihm das gelungen. Während seiner Zeit an der Spitze des Unternehmens baute er das Unternehmen zu einem der größten europäischen Energiekonzerne aus.

Der Umbau von Nokia dürfte für den dreifachen Vater deutlich schwieriger werden. „Fast jeden Tag muss ich meine harte Seite hervorholen“, sagt Lundmark. „Doch man muss immer die Balance zwischen hart und verständnisvoll finden.“ Diese Eigenschaft des stets gut gelaunt wirkenden Lundmark ist jetzt besonders gefragt.

Mehr: Fortum-Chef Pekka Lundmark soll Nokia retten 

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